Rechte und Würde der Frauen wahren, die vor Konflikten fliehen

9. Mär. 2022
Mascha mit zwei ihrer Kinder an einer Hilfsstation an der ukrainisch-ungarischen Grenze am 2. März 2022. Masha, ihr Mann und ihre neun Kinder sind aus der Nähe der Halbinsel Krim geflohen und erhalten Hilfe in einer Unterkunft des ACT Alliance Mitglied Hungarian Interchurch Aid. Foto: FCA/Antti Yrjönen

Mascha mit zwei ihrer Kinder an einer Hilfsstation an der ukrainisch-ungarischen Grenze am 2. März 2022. Masha, ihr Mann und ihre neun Kinder sind aus der Nähe der Halbinsel Krim geflohen und erhalten Hilfe in einer Unterkunft des ACT Alliance Mitglied Hungarian Interchurch Aid. Foto: FCA/Antti Yrjönen

Frauen, die von Krieg und Gewalt betroffen sind im Fokus

GENF, Schweiz (LWI) – Am Weltfrauentag rief die Generalsekretärin des Lutherischen Weltbundes, Anne Burghardt, „die internationale Gemeinschaft, Kirchen und Verantwortliche weltweit“ auf, „sich gemeinsam für die Garantie der Rechte und die Wahrung der Würde aller Frauen und Kinder einzusetzen, die ihre Heimat und ihr Land auf der Suche nach Sicherheit verlassen mussten.“

In ihrer Botschaft stellt Burghardt fest, dass Frauen und Kinder die Mehrheit derjenigen bilden, die aufgrund von Konflikten und Kriegen zur Flucht gezwungen sind. Der russische Einmarsch in die Ukraine, „hat uns wieder einmal an diese Tatsache erinnert.“ Frauen und Kinder seien „in besonderem Maße durch geschlechtsspezifische Gewalt, Diskriminierung und der Verletzung ihrer Menschenrechte und Menschenwürde gefährdet“, wodurch bestehende Ungerechtigkeiten verschärft werden.  „Zusammen können wir dies ändern“, betont Burghardt.

Weltweit wird an dem internationalen Tag daran erinnert, wie Frauen durch Kriege und Konflikte, Unterdrückung und Ungerechtigkeit betroffen sind und wie sie sich für Würde, Frieden und Versöhnung einsetzen. Die brasilianische Theologin Wanda Deifelt, Professorin am Luther College im US-Bundesstaat Iowa, sagte, dass „die Feierlichkeiten in diesem Jahr verhalten“ seien, da die Frauen auf das Leid hinweisen, dass sich gerade in der Ukraine und in den angrenzenden Staaten ausbreitet, wohin über eine Million Geflüchtete vor dem Konflikt geflohen sind.

Deifelt leitet derzeit ein Programm für Studierende des Luther College in Malta. Sie sagte, sie werde den Weltfrauentag nutzen, „um eine Bestandsaufnahme der Verbesserungen zu erstellen, die Frauen erreicht haben, und um aus den Strategien zu lernen, die den Fortschritt ermöglicht haben.“ Insbesondere, fuhr sie fort, „werden wir die Frauen als Friedensstifterinnen hervorheben, an die Soldatenmütter in Russland denken, die gegen den Krieg sind, und auch an alle Frauen, die durch diesen Konflikt vertrieben wurden.“

Resilienz und Selbstvertrauen entwickeln

Im Nahen Osten nutzte das Jerusalem-Programm des LWB zusammen mit der kanadischen lutherischen Hilfsorganisation Canadian Lutheran World Relief (CLWR) den Weltfrauentag, um auf ein innovatives Ausbildungsprogramm hinzuweisen, das Resilienz, Würde und Selbstvertrauen der Frauen im Westjordanland stärkt. Das Programm, das unter dem Namen GRIT (Gender-Responsive and Inclusive Technical and Vocational Education and Training; deutsch etwa: geschlechtergerechte und inklusive technische und berufliche Bildung und Ausbildung) bekannt ist, wird von der kanadischen Regierung finanziert und bietet praktische Kurse wie Zimmer- und Schreinerarbeit an, um Frauen zu helfen, Arbeit in traditionell von Männern dominierten Bereichen zu finden.

Im Westjordanland sind die Arbeitslosenzahlen hoch; daher hofft Ola Ali Sabbah Breijeh, Mutter von vier Kindern, ihre technische Ausbildung dazu nutzen zu können, einen kleinen Betrieb zu gründen, in dem sie andere aus ihrer Gemeinde beschäftigen kann. „Berufstätigkeit für Frauen zeichnet uns auch in der Gesellschaft aus und bricht mit den Bräuchen und Traditionen, die die Unabhängigkeit der Frauen beschränken“, sagt sie. Ihr Beispiel dient auch anderen Frauen und Mädchen als kraftvolle Inspiration. Es führt ebenfalls dazu, dass die Arbeitnehmer aus diesen Sektoren beginnen, Frauen, einschließlich Frauen mit Behinderungen, als geschickte und fähige Arbeitskräfte zu betrachten.

Nachdem es aufgrund der Corona-Pandemie für einen langen Zeitraum nicht möglich war, sich in Präsenz zu treffen, hält die Evangelisch-Lutherischen Gemeinschaft im südlichen Afrika (LUCSA) in dieser Woche eine Konsultation zu Geschlechtergerechtigkeit und Frauenförderung in Johannesburg ab. Dabei treffen sich Laiinnen und ordinierte Frauen, um über folgendes Thema zu diskutieren: „Eine geschlechtergerechte Kirche heute – für eine nachhaltige Mission morgen“. Die Konsultation hat das Ziel, Frauen zu fördern und in Reflexion und Aktion für Geschlechtergerechtigkeit einzubinden, die Netzwerke der Frauen zu stärken und Zeit für gemeinsame Friedensgebete zu bieten.

Marcia Blasi, LWB-Referentin für Gendergerechtigkeit und Frauenförderung, sagte, „es war ein Segen, virtuell an der Konsultation teilzunehmen, viele Stimme zu hören, die darüber nachdenken, wie wir durch Gottes Gnade gemeinsam in Richtung einer friedlichen und gerechten Welt reisen.“ Sie fügte hinzu: „Wir bitten alle unsere Mitgliedskirchen eindringlich, für gerechten Frieden in der Welt zu beten, alle Opfer von Gewalt zu unterstützen und sich lokal für die Entwicklung von Geschlechtergerechtigkeit in Kirche und Gesellschaft einzusetzen.“

By LWF/P. Hitchen. Deutsche Übersetzung: Tonello-Netzwerk, Redaktion: LWB/A. Weyermüller