Unser programmatischer Rahmen
Unser programmatischer Rahmen weist drei Kompetenzbereiche aus, in denen der LWB-Weltdienst bereits über eine Vielzahl von Erfahrungen und eine gute Erfolgsbilanz vorweisen kann.
In erster Linie geht es dem LWB um den Schutz und die Wahrnehmung des Rechts von Geflüchteten, Binnenvertriebenen und Rückkehrenden sowie der Aufnahmegesellschaften und die besonders risikogefährdeten Gemeinschaften auf
In früheren strategischen Zeiträumen haben humanitäre, entwicklungspolitische und Advocacy-Handlungsmodelle unsere Arbeit bestimmt. In unserer aktuellen Strategie nimmt unser thematisches Fachwissen einen prominenten Stellenwert ein. Diese drei Bereiche sind deshalb ein Querschnitt der auf humanitäre Hilfe, Wiederaufbau und Entwicklung abzielenden Phasen unserer Arbeit und schließen Advocacy-Arbeit und eine rechtsbasierte Vorgehensweise in jede dieser Phasen ein. Dies wird unsere Fähigkeit, anspruchsvolle internationale Standards und Anforderungen zu erfüllen, weiter verbessern und differenzieren und unsere Position als wertvoller und einzigartiger Akteur innerhalb der internationalen Organisationen stärken, die etwas gegen Vertreibung, Armut und Ungerechtigkeit unternehmen.
Die drei programmatischen Bereiche bedienen sich der Sprache der Menschenrechte und werden durch internationale Menschenrechtsstandards implizit untermauert. Wir glauben, dass jeder Mensch das Recht auf ein Leben in Würde, auf den Zugang und die Nutzung hochwertiger Dienste und auf ein Leben in einer geschützten und sozial integrativen Umgebung hat.
Unsere programmatischen Bereiche sind alle miteinander verbunden, sie ergänzen sich gegenseitig und zeichnen sich durch Synergien aus. Das bedeutet, dass ein Bereich evtl. der Unterstützung eines anderen Bereichs bedarf, um umfassende Wirkung zu erzielen. Das Recht auf hochwertige Dienstleistungen kann als eine Voraussetzung zum Beispiel für den Aufbau krisenfester Existenzgrundlagen sein, und es kann erforderlich werden, dass sie für bestimmte Gruppen in Sicherheits- und Schutzmaßnahmen integriert werden müssen.
Das kann bedeuten, dass in unterschiedlichen Gruppierungen ein allgemeines Gefühl von Sicherheit und Vertrauen für Beschäftigung und Handel hergestellt werden muss, und dass der soziale Zusammenhalt und ein friedliches Zusammenleben sowie die Freizügigkeit von Waren und Menschen gefördert werden müssen. Wo immer wir arbeiten, achten wir deshalb darauf, dass unsere Maßnahmen in diese drei Themenbereiche direkt oder indirekt integriert werden, indem wir gemeinsam mit anderen Akteuren Partnerschaften aufbauen und sich unsere Arbeit auf diese Weise ergänzt. Das bedeutet, dass sich unsere Projekte oft auf mehrere kombinierte Programmbereiche beziehen und nicht nur solitär für einen einzigen Bereich gedacht sind.
Abgesehen von der Integration der drei programmatischen Bereiche immer dann, wenn es möglich ist, ist es ebenfalls das Ziel jedes einzelnen Bereichs, gleichzeitig auf drei Interventionsebenen einzugreifen: auf der individuellen, der gemeinschaftsnahen und der institutionellen Ebene. Auf der institutionellen Ebene gibt es ebenfalls drei Dimensionen: Wir arbeiten vor Ort, national und international mit politisch Verantwortlichen zusammen. Auf diese Weise können wir unseren Mehrwert als effektiver und in der Gemeinschaft verwurzelter Akteur und globale Organisation geltend machen.
Die individuelle Ebene beinhaltet die Zusammenarbeit mit Haushalten oder einzelnen Personen, die gezielte Unterstützung, Dienstleistungen oder Maßnahmen zum Kapazitätsaufbau brauchen, um sie vor Diskriminierung zu schützen oder weil sie besondere Bedürfnisse haben.
Die Arbeit auf der Gemeinschaftsebene besteht darin, Gemeinschaften vorzubereiten und ihnen die Handlungsmacht zu geben, kollektiv ihre Rechte zu beanspruchen und zu verteidigen, gegen Rechtsverletzungen vorzugehen und sich an der Suche nach langfristigen Lösungen zu beteiligen. Bei der Zusammenarbeit mit Gemeinschaften geht es uns um die aktive Unterstützung der Entwicklung lokaler Netzwerke und Strukturen zur Stärkung der örtlichen Zivilgesellschaft und um die Unterstützung und Förderung engagierter und der Gerechtigkeit verpflichteter örtlicher Führungspersönlichkeiten, damit unser Eingreifen zu nachhaltigen Ergebnissen führt. Deshalb arbeiten wir Hand in Hand mit LWB-Mitgliedskirchen, anderen Glaubensgemeinschaften und weiteren in den Gemeinschaften verankerten Organisationen.
Auf der lokalen institutionellen Ebene geht es darum, mit kommunalen Verwaltungen und anderen politischen Verantwortlichen zusammenzuarbeiten und Einfluss auf sie zu nehmen, um Verbesserungen bei der Existenzsicherung, hochwertigen Diensten, Schutz und sozialem Zusammenhalt zu bewirken. Auf der nationalen Ebene bedeutet dies eine aktive Rolle innerhalb zivilgesellschaftlicher Bündnisse oder die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit anderen privaten oder Nichtregierungsorganisationen, um die Politik zu beeinflussen und dafür zu sorgen, dass Regierungen und andere Akteure ihren Verpflichtungen nachkommen. Auf der internationalen Ebene beteiligt sich der LWB an Lobby- und Advocacy-Arbeit gemeinsam mit Partnern, darunter LWB-Mitgliedskirchen und die Zivilgesellschaft im weitesten Sinn, um Verpflichtungen und Zusagen der Verantwortlichen auch auf der internationalen Bühne zu bekommen.
In allen drei programmatischen Bereichen legt der LWB-Weltdienst Wert darauf, die Nothilfe mit Wiederaufbau- und Entwicklungsprogrammen zu verbinden. Bei unserer humanitären Arbeit geht es uns um die Vorbereitung auf Krisensituationen. Weiterhin wollen wir sicherstellen, dass unsere Lagebeurteilungen und Maßnahmen zielführend und zweckmäßig sind. Wir beurteilen ebenfalls, inwiefern die Arbeit in einem Kontext fragiler und scheiternder Staaten die Bewältigung von Katastrophen und Konflikten das ergänzende und gleichzeitige Eingreifen humanitärer und entwicklungspolitischer Akteure erfordert. Wenn deshalb Staaten Teile ihrer Bevölkerung ausgrenzen oder ignorieren, sind prinzipielle humanitäre Maßnahmen erforderlich.
Diese Entwicklungshilfe muss zu einem frühen Zeitpunkt einsetzen und nachhaltig mit humanitären Interventionen abgestimmt werden.
Der Weltdienst ist gut positioniert, um die humanitären und entwicklungspolitischen Anforderungen zusammenzuführen, schnell auf Krisen zu reagieren und Krisenfestigkeit von Anfang an zum festen Bestandteil unseres Einsatzes zu machen. Eine solche Vorgehensweise zahlt sich besonders bei der Bewältigung komplexer und lang anhaltender Krisen aus, da wir in diesen Fällen stärker an Entwicklungszielen orientierte, langfristigen Lösungen anbieten können, die wir gemeinsam mit lokalen und internationalen humanitären Partnern ausarbeiten.
Eine unserer besonderen Stärken besteht darin, dass wir uns gegebenenfalls schnell an einen sich verändernden Kontext anpassen und unseren Einsatz so optimieren können, dass wir die besten Ergebnisse erzielen. Unsere Einsatzorte unterscheiden sich erheblich voneinander, und selbst innerhalb eines Landes können sich lokale Szenarien beständig verändern. Während ein Einsatzgebiet eine schnelle Notfallhilfe erfordert, kann es in anderen Szenarien eher um Wiederaufbau- und Entwicklungsarbeit gehen. Ein Land kann inmitten des Wiederaufbaus erneut in eine Notfallsituation geraten, während ein Notfall zu einer lang anhaltenden Krise werden kann, wenn nicht schnell darauf reagiert wird.
Die Reaktion auf sich verändernde Umstände erfordert die bewusste Unterstützung der langfristigen Krisenfestigkeit der Gemeinschaften, mit denen wir zusammenarbeiten. Diese Krisenfestigkeit kommt nicht nur Menschen zugute, die bereits von einer Katastrophe betroffen sind, sondern auch von Krisen bedrohten Bevölkerungen, die u. U. mit anderen gefährdeten Gruppen in denselben betroffenen Gebieten zusammenleben müssen.
Bei einem Ersteinsatz in einem Krisengebiet geht es oft um die unmittelbaren Bedürfnisse der örtlichen Gemeinschaften und Bevölkerungen, um ihre Situation zu stabilisieren. Diese vertrauensbildenden Maßnahmen sind oft ein guter Ausgangspunkt für längerfristige Wiederaufbau- und Entwicklungsprojekte.
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