Neue Koordinatorin und neue Arbeitsschwerpunkte für Frauennetzwerk in Mittel- und Westeuropa
(LWI) – Das Frauennetzwerk in Mittel- und Westeuropa hat eine neue Regionalkoordinatorin für die anstehende dreijährige Amtszeit gewählt. Helen Nagelhout (28) von der Protestantischen Kirche in den Niederlanden wird das Amt übernehmen.
„Ich freue mich darauf, mit den Frauen im Netzwerk und den Mitgliedskirchen sowohl in Europa als auch in den anderen Regionen zu arbeiten“, sagte Nagelhout. „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir, wenn wir als Volk Gottes zusammenarbeiten, hier auf der Erde ein Stück vom Reich Gottes schaffen können. Für mich ist es eine große Ehre, an unserem gemeinsamen Weg hin zu einer Kirche, in der Gleichberechtigung und Gerechtigkeit herrschen, teilzuhaben und mitzuwirken, und ich bin sehr gespannt darauf, wohin unser gemeinsamer Glaube und unser gemeinsames Engagement uns führen werden.“
Nagelhout wird in Kürze ihren Master in Humanistik an der Universität für Humanistik in Utrecht abschließen und hat bereits ein Theologiestudium an der Protestantischen Theologischen Universität aufgenommen. „Ich bin nicht religiös erzogen worden, sondern habe irgendwann selbst den Weg in die lutherische Kirche hier in den Niederlanden gefunden“, erzählte sie.
Nagelhout tritt die Nachfolge von Kathrin Wallrabe von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Deutschland, an, die das Netzwerk seit 2018 koordiniert.
Netzwerk ausbauen
Die zentralen Punkte auf der Tagesordnung für das Treffen des Frauennetzwerks des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Mittel- und Westeuropa waren der Ausbau des regionalen Netzwerks und die Formulierung eines Strategieplans für die kommenden Jahre zur Umsetzung der von den vorbereitenden Tagungen zur Vollversammlung und der Vollversammlung selbst im vergangenen Jahr in Krakau beschlossenen Resolutionen und Arbeitsschwerpunkte.
„Um den Austausch und die Zusammenarbeit unter den Kirchen zu fördern, wollen wir gerne jeweils mindestens eine Vertreterin aller Mitgliedskirchen in der Region für unser Netzwerk gewinnen“, erklärte Wallrabe. „Mit vielen Themen beschäftigen wir uns alle. Wir können voneinander lernen, damit umzugehen, können einander ermutigen und Ressourcen gemeinsam nutzen.“
An dem Netzwerktreffen vom 21. bis 23. Oktober in Genf, Schweiz, haben acht Personen aus Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz teilgenommen. Im Rahmen des Treffens haben sie auch Marcia Blasi getroffen, die Programmreferentin des LWB für Gendergerechtigkeit und Frauenförderung.
Engagement für Gendergerechtigkeit, Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt
In ihrem Austausch über die Entwicklungen im Frauennetzwerk und den LWB-Mitgliedskirchen in Mittel- und Westeuropa wiesen die Teilnehmenden auf einen Generationenwechsel hin. Langjährige Mitglieder im Netzwerk seien in den Ruhestand gegangen und in verschiedenen Kirchen habe es in jüngster Vergangenheit Führungswechsel gegeben bzw. werde es diese im kommenden Jahr geben. „Aufgrund dieser Veränderungen wird die gemeinsame Advocacyarbeit für Gendergerechtigkeit und die Stärkung von Frauen in Führungspositionen auch weiterhin ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt bleiben“, erklärte Wallrabe.
Die fortgesetzte gemeinsame Advocacyarbeit für Gendergerechtigkeit und die Stärkung von Frauen in Leitungspositionen bleibt eine Priorität.
Kathrin Wallrabe, Regionalkoordinatorin für das Frauennetzwerk in Mittel- und Westeuropa
Ein weiteres wichtiges Anliegen des Netzwerks ist die Entwicklung von Mechanismen und Strategien zur Verhinderung von geschlechtsspezifischer Gewalt in den Mitgliedskirchen und der Gesellschaft allgemein und für den Kampf dagegen. Für die Kirchen in der Region Mittel- und Westeuropa ist ein angemessener Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt von großer Bedeutung, da geschlechtsspezifische Gewalt dem Ziel der Kirche entgegensteht, sicherer Ort und Zufluchtsstätte zu sein. Maßnahmen für einen effektiven Schutz, Interventionsinstrumente, Ermittlungsmöglichkeiten und Unterstützungsmaßnahmen sind unerlässlich. Einige Kirchen wie beispielsweise die Vereinigung evangelischer Kirchen von Elsass und Lothringen (UEPAL) haben bereits ein Grundsatzdokument zum Thema verabschiedet, andere arbeiten noch daran.
Zur Umsetzung der von der Vollversammlung beschlossenen Arbeitsschwerpunkte will das Frauennetzwerk in Mittel- und Westeuropa die Chancengleichheit und Gleichstellung von Männern und Frauen in der Kirche durch Verfassungsänderungen, eine gendersensible Theologie und die Nutzung inklusiver Sprache verbessern.
Prof. Dr. Elisabeth Parmentier, Dekanin der Fakultät für Praktische Theologie an der Universität Genf, nahm als Gastrednerin an dem Treffen teil. Ihr Beitrag und die darauffolgende Diskussion konzentrierten sich auf eine verantwortungsbewusste Theologie, wie sie in der LWB-Strategie 2025-2030 skizziert ist: „Eine Theologie auf dem Fundament der Rechtfertigung durch den Glauben widersetzt sich allen Versuchen, Religion für politische Interessen zu instrumentalisieren, und allen Ideologien, die Ungerechtigkeit schaffen, die Gleichheit von Frauen und Männern in Frage stellen und zu Gemeinschaften führen, die ausgrenzen oder vor der Welt fliehen wollen.“
Bei einem Besuch im LWB-Büro der Kirchengemeinschaft wurden die Teilnehmenden von der Generalsekretärin des LWB, Pfarrerin Dr. Anne Burghardt, dem Regionalreferenten für Europa, Pfr. Dr. Ireneusz Lukas, und dem Direktor der Abteilung für Theologie, Mission und Gerechtigkeit, Pfr. Dr. Sivin Kit, empfangen. Die Gespräche hier drehten sich in erster Linie um die LWB-Strategie 2025-2030 und die Bedeutung von Gendergerechtigkeit im Engagement des LWB auf lokaler und globaler Ebene.