Gemeinsamer Brief von LWB-Präsident und Generalsekretär ermutigen Kirchen zur Einheit und Dienst am Nächsten
(LWI) – Trotz der zahlreichen Probleme, mit denen die Kirchen infolge der Coronavirus-Pandemie (COVID-19) konfrontiert werden, sind Christen und Christinnen aufgefordert, sich gegenseitig Mut zu machen auf ihrer Suche nach neuen Wegen, Gottes heilendes Wort zu verkünden und dem Nachbarn in Not beizustehen.
In einem Schreiben an das Leitungspersonal aller Mitgliedskirchen bedanken sich der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Erzbischof Dr. Panti Filibus Musa, und Generalsekretär Pfarrer Dr. Martin Junge, für die zahlreichen Berichte aus den Gemeinden. Diese hätten ihren Glauben bezeugt und Seite an Seite mit denen gestanden, die Schwierigkeiten in einem ungeahnten Ausmass bewältigen müssen. „Wir leben in einer Zeit der Herausforderungen und des Wandels", so der Brief, „aber der Ruf Gottes zur Mission bleibt davon unberührt.“
Kreatives Zeugnis
Die lutherischen Kirchenleitenden beobachten, wie die Kirchen Wege gefunden haben, Gottesdienste und Gebetsleben zu bewahren und auch dann mit Leben zu erfüllen, wenn sich die Gemeinden nicht persönlich versammeln konnten. Darüber hinaus wurden neue theologische Themen erörtert, die aus diesen Herausforderungen entstanden sind. Der Brief verweist auf die Worte des Psalmisten: „Wahrhaftig, Gott hat sich als feste Burg erwiesen und die Kirche vor lähmender Ungewissheit bewahrt und sie zu einem kreativen Zeugnis inspiriert.“
Ebenso habe die Pandemie jedoch auch tief verwurzelte Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten offenbart, „darunter auch das Rassismusproblem, das mit einer besonderen Virulenz auf sich aufmerksam gemacht hat“. Musa und Junge bedanken sich bei den Kirchen weltweit, die sich „entschlossen gegen Rassismus und andere Formen der Diskriminierung, Gewalt gegen Frauen einschliesslich sexualisierter Gewalt und Ungerechtigkeiten positioniert haben.“
Worte des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe
So schwierig unser Kontext auch geworden sein mag, so sind sich Musa und Junge in ihrem Brief darin einig, dass es „jetzt an der Zeit ist, Kirche zu sein“ und unsere „reichen Schätze und Talente“ mit „Menschen und Gemeinschaften zu teilen, die sich nach einem Leben in all seiner Fülle sehnen.“
„Jetzt ist es an der Zeit, zusammenzukommen“, fordern sie die Kirchenleitenden nachdrücklich auf, „und Worte des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe“ mit denjenigen zu teilen, die „ von Ängsten und Sorgen geplagt werden.“
Musa und Junge vergleichen die aktuellen globalen Herausforderungen mit den Turbulenzen, die die Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt haben, und erinnern daran, dass der LWB 1947 in einer Zeit „der Ungewissheit und des Chaos“ gegründet wurde. Damals lagen die Volkswirtschaften am Boden, und politische Systeme wurden in Frage gestellt, während „Angst, Unsicherheit und Hoffnungslosigkeit den damaligen Zeitgeist bestimmten.“
„Rücken Sie näher zusammen“
Als die Welt versuchte, sich von diesem Trauma allgegenwärtiger Gewalt zu befreien und die Beziehungen zwischen den Völkern und Nationen neu zu ordnen, einte die lutherischen Kirchen die Erkenntnis, dass sie nur durch Gemeinschaft und Zusammenarbeit in der Lage sein würden, den theologischen, seelsorgerischen und diakonischen Herausforderungen der Zeit zu begegnen. Man habe damals erkannt, dass Barmherzigkeit, Heilung und Versöhnung einer weltweiten Ausdrucksform bedurften, die das eigene Zeugnis fördern und stärken würde.
Musa und Junge ermutigen die Mitgliedskirchen, „die Gemeinschaft der Kirchen weiterhin zu vertiefen und aufrechtzuerhalten. Rücken Sie näher zusammen, reichen Sie anderen die Hand, knüpfen Sie Netzwerke, arbeiten Sie zusammen, unterstützen Sie Ihre regionalen und globalen Strukturen als Ort des gemeinsamen Lernens, der gemeinsamen Nutzung von Ressourcen und um global Zeugnis abzulegen.“
Notleidende in Blick behalten
Im aktuellen Kontext der Ungewissheit und der Veränderung sei die Zusammenarbeit der lutherischen Kirchen von besonderer Bedeutung, betonen Musa und Junge. Trotz der Herausforderung, eine „neue Sprache, neue Formen und neue Ausdrucksweisen“ zu finden, um das Evangelium in der heutigen Welt mit Leben zu erfüllen, können Menschen christlichen Glaubens dem Heiligen Geist vertrauen, wenn sie sich für einen „fortlaufenden Prozess der Erneuerung“ engagieren.
So wie die Gründungsväter und -mütter des LWB die bedingungslose Verpflichtung auf sich genommen haben, den Flüchtlingen und Kriegsvertriebenen zu helfen, so ermutigen Musa und Junge heute die Kirchen der lutherischen Gemeinschaft und ihre Hilfswerke, den Flüchtlingen und Schutzbedürftigen und besonders denjenigen weiterhin mit „Barmherzigkeit, der Bereitschaft zum Dienen und Gerechtigkeit“ zu begegnen, die am schwersten unter den Folgen der Pandemie zu leiden haben.
Die beiden lutherischen Führungspersönlichkeiten laden abschliessend alle Mitgliedskirchen ein, der nächsten LWB-Vollversammlung „mit Zuversicht und Hoffnung“ entgegenzusehen. Sie findet im September 2023 in Krakau, Polen mit dem Thema „Ein Leib, ein Geist, eine Hoffnung“ statt. Dieses Thema bezieht sich auf den Brief des Paulus an die Epheser (4,4) und wurde vom LWB-Exekutivausschuss Anfang des Monats bekanntgegeben.