Advocacy-Arbeit und Maßnahmen für Klimagerechtigkeit gehen weiter
GLASGOW, Schottland/GENF (LWI) – Obwohl es einige positive Ergebnisse der UN-Klimakonferenz COP26 gibt, ist der Weg zur Klimagerechtigkeit noch sehr lang.
„Als gläubige Menschen sind wir enttäuscht, aber nicht entmutigt von den schwachen Ergebnissen der COP26“, sagen Delegierte des Lutherischen Weltbundes (LWB) in ihrer Einschätzung der Konferenz. „Als Partner in der ökumenischen Bewegung werden wir weiterhin die Schöpfung bewahren, für Klimagerechtigkeit arbeiten und den Schutzbedürftigsten zur Seite stehen. Wir rufen die Kirchen weltweit auf, weiterhin ihre Stimme für die Schöpfung und für Klimagerechtigkeit zu erheben.“
Advocacy-Arbeit für Klimagerechtigkeit und generationsübergreifende Gerechtigkeit
„Der Abschlusstext von Glasgow schlägt Alarm und zeigt sich äußerst besorgt darüber, dass der Mensch durch seine Tätigkeit bereits eine Erwärmung von mittlerweile ca. 1,1 °C verursacht hat. Leider haben die Entscheidungen über die weitere Verwendung von Kohle als Energieträger das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen, stark gefährdet“, so Elena Cedillo, LWB-Programmreferentin für Klimagerechtigkeit. „Die Ziele zur Verringerung der Emissionen bis 2030, die sich die Regierungen setzen, sind nach wie vor nicht ausreichend und werden dazu führen, dass wir 2050 eine globale Erwärmung von 2,4°C haben werden.“ Cedillo wies nachdrücklich auf die Aufgabe aller Länder hin, ihre Klimaschutzverpflichtungen im Rahmen der nationalen Klimabeiträge (NDCs) nachzubessern.
Aktuell sorgen die vorgelegten NDCs lediglich für eine Verringerung der CO2-Emissionen von 7,5 Prozent. Um die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen, wie dies im Pariser Klimaschutzabkommen festgelegt wurde, ist eine Verringerung um 55 Prozent bis 2030 erforderlich.
„Junge Menschen werden weiterhin ambitioniertere Ziele einfordern, um das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen, und mahnen die Staats- und Regierungschefs der Welt, ihre Zukunft nicht preiszugeben“, so Savanna Sullivan, Programmreferentin für Jugend zuständig ist. „Jugendaktivistinnen und -aktivisten sind in Glasgow auf die Straße gegangen und haben die Führungskräfte der Welt aufgefordert, ihre Hausaufgaben zu machen. Die jungen Menschen fordern sowohl eine robustere Klimapolitik als auch mehr Aufmerksamkeit an den Verhandlungs- und Entscheidungstischen für strukturell marginalisierte Führungspersonen einschließlich junger Führungskräfte.“
„Wir begrüßen die auf der COP26 getroffene Entscheidung über die Inklusion und die sinnvolle und gleichberechtigte Beteiligung von Frauen an Klimaschutzaktionen sowie die Sicherstellung einer gendergerechten Finanzierung des Klimaschutzes“, fügt Cedillo hinzu. „Frauen sollten gleichberechtigt und vollständig an Entscheidungsprozessen über die Planung von Klimaschutzmaßnahmen, an grundsatzpolitischen Entscheidungen und an deren Umsetzung beteiligt werden.“
Cedillo sieht es ebenfalls als positives Ergebnis von COP26 an, dass die wichtige Rolle indigener Völker und lokaler Gemeinschaften zur Verhinderung, Minimierung und Aufarbeitung der Verluste und Schäden durch die Auswirkungen des Klimawandels anerkannt wird. Trotzdem sollten die Regierungen nicht vergessen, dass Schäden und Verluste einen unmittelbaren Handlungsbedarf darstellen und adäquate Mittel für die betroffenen Menschen bereitgestellt werden müssen.
Fortgesetztes Engagement gemeinsam mit den Mitgliedskirchen
Seit 2011 sind junge Menschen federführend am Engagement des LWB auf den UN-Klimakonferenzen beteiligt. Dieses Jahr war die Jugenddelegation so groß wie nie zuvor und zählte 32 Delegierte aus allen Regionen. Die meisten nahmen online teil, während einige wenige nach Glasgow reisen und sich persönlich engagieren konnten.
„Sie haben eine beeindruckende Arbeit geleistet und mit Hilfe der sozialen Medien auf Probleme aufmerksam gemacht und sich für ambitionierte Ergebnisse der Klimaverhandlungen eingesetzt“, so Cedillo. Sie haben auch aktiv an Podiumsdiskussionen auf Nebenveranstaltungen teilgenommen, sich zur Lage in ihren eigenen Ländern geäußert und darüber berichtet, wie die Klimakrise ihre Gemeinschaften verändert. Darüber hinaus haben sie sehr aktiv innerhalb der ökumenischen Delegation mitgearbeitet.
„Als Klimabotschafter und -botschafterinnen des LWB fordern junge Menschen echte Veränderungen und ambitionierte Verpflichtungen der Staats- und Regierungschefs“, erklärt Cedillo.
Die Verhandlungen auf der COP26 sind zu Ende. Die Advocacy-Maßnahmen des LWB werden jedoch auf nationaler und regionaler Ebene weitergehen. „Es ist jetzt Aufgabe der Regierungen, ambitioniertere nationale Beiträge festzulegen“, sagt Cedillo. „Gleichzeitig sollten wir wachsam sein und darauf achten, dass die bisherigen NDCs auch umgesetzt werden. Diese Pläne sind wichtig, aber noch entscheidender ist ihre Durchführung.“
Der LWB wird seine Mitgliedskirchen bei ihrer Advocacy-Arbeit auf nationaler und regionaler Ebene unterstützen. „Die LWB-Mitgliedskirchen stehen in engem Schulterschluss mit den vom Klimawandel betroffenen Gemeinschaften“, berichtet Cedillo. „Rund 46 Prozent der LWB-Mitglieder befinden sich in Ländern, die den größten, durch den Klimawandel verursachten Herausforderungen gegenüberstehen.“
Von LWB/A. Weyermüller. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken.
Der LWB nimmt an der 26. UN-Klimakonferenz (COP26) teil, die vom 31. Oktober bis 12. November in Glasgow, Schottland, stattfindet. Dieses Engagement ist Teil der laufenden Bemühungen der lutherischen Weltgemeinschaft, Klimaschutzmaßnahmen und Anwaltschaft auf allen Ebenen zu stärken. Junge Menschen sind hierbei wichtige Akteure des Wandels und bilden den größten Teil der LWB-Delegation zur COP26.