Wachstum als Gemeinschaft, Engagement für die Welt

28 Juni 2018
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In seiner Ansprache bei der Ratstagung 2018 in Genf bezog sich LWB-Präsident Musa auf die Bedeutung der Zwölften Vollversammlung und des Reformationsjubiläums. Foto: LWB/Albin Hillert

In seiner Ansprache bei der Ratstagung 2018 in Genf bezog sich LWB-Präsident Musa auf die Bedeutung der Zwölften Vollversammlung und des Reformationsjubiläums. Foto: LWB/Albin Hillert

Ansprache von LWB-Präsident Erzbischof Dr. Panti Filibus Musa

Genf (LWI) – Der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Erzbischof Dr. Panti Filibus Musa, hat heute in seiner Ansprache an den LWB-Rat Rückblick gehalten auf die Zwölfte Vollversammlung und das Reformationsjubiläum, wobei er die Gaben umriss, die beide Ereignisse der Kirchengemeinschaft gebracht haben.

„Wenn ich ein Jahr zurückblicke, bin ich insbesondere Ihnen und allen dankbar, die an der von unseren namibischen Schwestern und Brüdern so wunderbar ausgerichteten Zwölften Vollversammlung teilgenommen haben. Wir erinnern uns voller Dank an die tolle Arbeit, die der vom Vereinten Kirchenrat der namibischen evangelisch-lutherischen Kirchen eingerichtete Lokale Planungsausschuss geleistet und die für eine historische und denkwürdige Vollversammlung gesorgt hat.“

Der LWB-Präsident rief die Ratsmitglieder auf, an den öffentlichen Erklärungen und Resolutionen der Vollversammlung festzuhalten, die entscheidend seien für Leben, Dienst und Zeugnis der Kirchengemeinschaft. Auch hielten sie das Bewusstsein des LWB für die existenziellen Realitäten der heutigen Welt wach.

Für das 500. Reformationsjubiläum wählte Musa die Metapher eines Steinhügels. Jeder solche Steinhügel werde als Zeichen des Gedenkens und darüber hinaus als Wegmarkierung errichtet. Der im Verlauf des Jubiläumsjahres beschrittene Weg sei in dem Sinn ein solches Gedenkzeichen des Rückblicks auf die Ursprünge des LWB. Der Weltbund solle sich durchaus das Ringen, die Herausforderungen und die besonderen Erfolge insbesondere im Zusammenhang mit der Frage der Rechtfertigung und dem Streben nach christlicher Einheit bewusst machen. Aber man dürfe nicht beim Gedenken stehenbleiben: „Wir sind aufgerufen, das Jubiläum als Steinhügel zu betrachten, der uns den Weg und die Richtung weist, im Blick nach vorne, auf die Art und Weise, wie wir in Gottes Händen Werkzeuge sein könnten für das Zeugnis vom Evangelium im Wort und Dienst an den Nächsten.“

Umsonst habt ihr‘s empfangen, umsonst gebt es auch

Das Thema der Ratstagung 2018, „Umsonst habt ihr‘s empfangen, umsonst gebt es auch“ (Mt. 10,8), stelle das Fundament der lutherischen Lehre in den Mittelpunkt, wonach alles, auch die Erlösung selbst, Geschenk Gottes sei, so Musa.

Die biblische Formulierung habe Anklänge an die „Wirtschaftssprache“. Sie setze voraus, „dass Erlösung und alles, was sonst zum Erhalt des Lebens dient, empfangen wurde und wird ohne irgendeine Gegenleistung seitens der Empfangenden.“

„Wir werden daran erinnert, wer wir sind – Empfangende, die die von Gott in Christus umsonst geschenkte Gnade lediglich verwalten.“

Der Präsident stellte die Frage, wie die der Kirchengemeinschaft anvertrauten Mittel zur Sorge für Andere und ihre Bedürfnisse eingesetzt würden und wie das Evangelium in der Alltagsrealität von Leben und Beziehungen Fleisch werde.

In seiner Heimat Nigeria, wie auch an vielen anderen Orten, würden Menschen genötigt, für das Versprechen von Erlösung, Heilung, Rettung und anderem Segen Geld oder Wertsachen zu geben, so Musa. „Als Kirchengemeinschaft müssen wir bewusst und konsequent einem solchen Handeln entgegentreten, indem wir uns kontinuierlich das Ethos der Lehre von der ‚Rechtfertigung allein aus Gnade durch den Glauben‘ ins Bewusstsein rufen.“

Als Kirchengemeinschaft „müssen wir auf alle erdenkliche Weise widerstehen, wo Menschen oder die Schöpfung zur Ware degradiert werden… Lassen Sie mich noch einmal wiederholen, was wir schon vor, während und nach der Zwölften Vollversammlung betont haben und bis heute sagen: Erlösung – für Geld nicht zu haben, Menschen – für Geld nicht zu haben und Schöpfung – für Geld nicht zu haben.“

Unser weiterer Weg

Für die Zukunft betonte der Präsident die bleibend zentrale Bedeutung starker ökumenischer Beziehungen. Sowohl er als auch Papst Franziskus hätten während des Besuchs des Präsidenten sowie der Vizepräsidentinnen und -präsidenten im Vatikan im vergangenen Dezember deutlich gemacht, dass sie voller Hoffnung auf wachsendes Verständnis, zunehmende Zusammenarbeit und Einheit im Leib Christi in die Zukunft blickten.

Die LWB-Strategie 2019-2024 eröffne die Möglichkeit, die Resolutionen der Zwölften Vollversammlung konkret umzusetzen. Die Kirchen seien zum prophetischen Handeln berufen, auch berufen, sich gemeinsam zu engagieren angesichts von Ideologien, Kräften und Strukturen, die viele der Probleme, unter denen die Welt heute leide, verursachten und verfestigten. „Wir sind berufen, uns bewusst zu machen, wer wir sind, nämlich sowohl Gegenstand als auch Akteur und Akteurin der Liebe Gottes. Wir sind befreit und bevollmächtigt, uns sowohl in Worten als auch in Taten jedem Handeln zu widersetzen, das die Menschenwürde untergräbt.“

Musa verwies insbesondere auf die Resolution der Vollversammlung zu den interreligiösen Beziehungen. Sie rufe die Kirchengemeinschaft zur Nächstenliebe auf und lege ihr ans Herz, gemeinsam mit den Schwestern und Brüdern in anderen Religionen sowie auch jenen, die keiner Religion angehörten, in einer zutiefst gespaltenen Welt Brücken der Hoffnung, der Liebe, des Friedens und der Gerechtigkeit zu bauen.

Das gemeinsame Handeln mit anderen Organisationen müsse nicht nur weitergeführt, sondern auch gefördert werden. Beispielhalft nannte der Präsident die Zusammenarbeit des LWB mit der katholischen Hilfsorganisation Caritas Internationalis sowie mit Islamic Relief Worldwide. „Gleichermaßen wesentlich ist es, dass der LWB in den Bereichen Menschenrechte, Gendergerechtigkeit und humanitäre Hilfe weiterhin eng mit multilateralen Systemen wie den Vereinten Nationen zusammenarbeitet.“

Zum Schluss betonte Musa, es sei entscheidend, dass der LWB entschlossen an seiner Verpflichtung festhalte, als durch Gottes Gnade befreite Gemeinschaft weiter zu wachsen. „Wir sind keine Kirchengemeinschaft, die sich nur um sich selbst dreht, sondern wir engagieren uns in der Welt in der Liebe und im Dienst an den Nächsten. Lassen wir uns also weiter von diesem und anderen biblischen Texten inspirieren für unseren christlichen Weg und das treue Zeugnis in unserer von religiöser Vielfalt geprägten Welt mit ihrer Vielzahl an Herausforderungen.“

 

 

Die Tagung des LWB-Rates 2018 findet vom 27. Juni bis 2. Juli in Genf statt und steht unter dem Thema: „Umsonst habt ihr‘s empfangen, umsonst gebt es auch“ (Matthäus 10,8). Der LWB-Rat tritt, als höchstes Entscheidungsgremium des LWB zwischen dessen Vollversammlungen, jährlich zusammen. Ihm gehören der LWB-Präsident, der Vorsitzende des Finanzausschusses und 48 Ratsmitglieder aus LWB-Mitgliedskirchen in dessen sieben Regionen weltweit an.

LWF/OCS