Myanmar: LWB nimmt Arbeit in Programmen wieder auf

21 Mai 2014
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Kinder in einem provisorischen Klassenzimmer im Ohn Taw Gyi South-Camp im Rakhine State. Sie tragen das traditionelle burmesische Hautpflegemittel Thanaka im Gesicht. Foto: LWB-Myanmar

Kinder in einem provisorischen Klassenzimmer im Ohn Taw Gyi South-Camp im Rakhine State. Sie tragen das traditionelle burmesische Hautpflegemittel Thanaka im Gesicht. Foto: LWB-Myanmar

Unterricht und Lehrerausbildung im Rakhine State fortgesetzt

(LWI) – U Kyaw Soe Aung sitzt im Schneidersitz auf dem Holzboden im Kinderzentrum des Camps für Binnenvertriebene in Set Yone Su. Sein zehnjähriger Sohn, Mg Aung Than, geht in eine nahegelegene Schule – glücklich über den Unterrichtsbeginn, nachdem die Schule wegen einer Evakuierung der Mitarbeitenden mehr als einen Monat lang geschlossen war.

Der Lutherische Weltbund (LWB) hat die Arbeit in seinen Programmen im Rhakine State in Myanmar wieder in vollem Umfang aufgenommen. Nachdem es am 26. und 27. März in der Stadt Sittwe zu Übergriffen gegen internationale Organisationen gekommen war, musste der  LWB seine Arbeit vorübergehend unterbrechen und die Mitarbeitenden evakuieren. Gewaltbereite Menschenmengen hatten die Niederlassungen von 14 Organisationen, darunter auch die des LWB, angegriffen und Büroausstattung, Möbel und Dokumente zerstört.

Verlegung der Mitarbeitenden

Alle Mitarbeitenden einschliesslich der Evakuierten haben ihre Tätigkeiten nun wieder aufgenommen. Aus Sicherheitsgründen hat der Notfall-Koordinationsausschuss der Regierung verfügt, dass sämtliche internationale Organisationen in den südlichen Teil der Stadt Sittwe umziehen müssen, was von den Organisationen als mutwillige Trennung verstanden wird, welche die Kommunikation mit den Binnenvertriebenen und den längerfristigen Aufbau von lokaler Gemeinschaften erschwert.

Auch der LWB hat sein Büro in den südlichen Teil von Sittwe verlegt; alle seine Mitarbeitenden leben nun in den umliegenden Gemeinden. Trotz der Unruhen hat der LWB mit der Koordination und dem Programmmanagement für drei zusätzliche Camps für Binnenvertriebene begonnen und betreut nun über 30.000 Flüchtlinge.

Zusätzlich zur Koordination der Camps für Binnenvertriebene und zur psychosozialen Betreuung innerhalb der Gemeinschaften leistet der LWB auch im Bereich Bildung in Ausnahmesituationen Unterstützung. Im Rahmen des Programms in Myanmar betreibt der LWB elf provisorische Klassenzimmer für Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren. Weitere zehn solcher Lernräume sind geplant; zehn Zentren für die nicht-formale Ausbildung älterer SchülerInnen sind in Vorbereitung.

Investition in die Zukunft

U Kyaw Soe Aung setzt sich mit ganzer Kraft dafür ein, dass seine Kinder weiter zur Schule gehen können. „Ich habe als Lehrer für die Kinder in meinem Dorf gearbeitet. In privaten Schulen und auch bei mir zu Hause habe ich alle Fächer unterrichtet“, erinnert er sich.

Nachdem der Konflikt zwischen buddhistischen und muslimischen Gemeinschaften 2012 eskalierte, wurde das Dorf von U Kyaw Soe Aung niedergebrannt und er selbst zum Flüchtling im eigenen Land. Inzwischen lebt die Mehrheit der Menschen aus seinem Dorf in Camps für Binnenvertriebene. Und gerade hier ist U Kyaw Soe Aung die Bildung seiner Kinder ganz besonders wichtig. „Bildung ist alles“, sagt er. „Ich konnte es mir nicht leisten, meinen ältesten Sohn zur Schule zu schicken, und jetzt ist er arbeitslos. Also habe ich beschlossen, dass wenigstens meine jüngeren Kinder zur Schule gehen sollen, egal was passiert.“

Der LWB-Myanmar ist seit Ende 2013 in Bildungsprogrammen (Education in Emergencies) in Sittwe tätig. Finanziert wird das Programm durch Gelder, die über den Spendenaufruf des ACT-Bündnisses eingenommen wurden. Bei der Umsetzung seiner Bildungsinitiativen arbeitet der LWB in Sittwe mit UNICEF, Save the Children und dem örtlichen Bildungsministerium zusammen. Dies sind die einzigen Institutionen im Bereich Bildung, die derzeit in den Camps für Binnenflüchtlinge aktiv sind.

Die Lebensbedingungen von Kindern verbessern

Mit Unterstützung des Bildungsministeriums von Rakhine State wird der LWB im Mai auch die Ausbildung der Lehrkräfte abschliessen. „Ich möchte dazu beitragen, dass das Leben der Kinder schön wird, darum bin ich Lehrerin geworden“, erzählt Ma Swe Swe Naing (20) und blickt über den staubigen Hof einer provisorischen Schule im Camp, auf dem die Schüler rund um das behelfsmässige Gebäude aus Bambus spielen.

Ma Swe Swe Naing ist eine der freiwilligen HelferInnen, die von LWB-Myanmar ausgebildet wurden. Ihre Aufgabe besteht darin, den Kindern aus dem Oh Taw Gyi-Camp Lesen, Schreiben, Rechnen und einen respektvollen Umgang miteinander beizubringen: „Wenn ein Mensch gebildet ist, dann erkennt er den Unterschied zwischen gut und unmoralisch“, sagt sie.

Neben dem Lernen bedeutet Schule für Ma Swe Swe Naing aber auch Spass und Freude. „Eine meiner schönsten Erinnerungen an die Schule ist daran, wie ich ich ein Fussballspiel meines Dorfteams angeschaut habe. Am nächsten Tag hatte ich eine Mathematik-Prüfung, aber ich habe mich entschieden, das Spiel trotzdem anzuschauen. Unser Team hat gewonnen. Das war ein sehr glücklicher Tag für mich, obwohl ich die Prüfung nur sehr knapp bestanden habe“, erinnert sich die Lehrerin lächelnd. Ma Swe Swe Naing will dafür sorgen, dass auch die Kinder im Camp trotz der Unruhen in ihrem Land einmal schöne Erinnerungen an ihre Schulzeit haben.

LWF World Service