Schattenbericht an das CEDAW-Komitee der UN übergeben
Bogota, Kolumbien/Genf (LWI) – Kolumbiens hart umkämpfter Friedensvertrag kann im aktuellen politischen Klima scheitern. Dies ist die Meinung einer Delegation der Zivilgesellschaft des südamerikanischen Landes, die dem UN-Komitee für die Beseitigung der Diskriminierung der Frauen (CEDAW) Mitte Februar einen Schattenbericht vorgelegt hat.
Dieser Schattenbericht, ausgearbeitet von einem Bündnis aus NGOs und einem unter dem Namen DIPAZ bekannten Kirchennetzwerk, trägt den Titel „Frauen und Frieden in Kolumbien – auf der Suche nach uneingeschränkten Rechten“. Der Bericht enthält Vorwürfe wegen Menschenrechtsverletzungen, die nach wie vor gefährdete Frauen im Land am stärksten betreffen, obwohl es nach der Unterzeichnung des nationalen Friedensvertrags im August 2016 neue Hoffnungen auf Gerechtigkeit und Frieden gegeben hatte.
Sara Lara ist die Koordinatorin des Menschenrechtsprogramms der Evangelisch-Lutherischen Kirche Kolumbiens (IELCO). Sie gehörte zu der Delegation, die an der CEDAW-Tagung in Genf teilgenommen hat. Sie beschreibt die Herausforderungen, die diejenigen bewältigen müssen, die sich heute in ihrem Land für Menschenrechte einsetzen: „Wir haben gehofft, dass der endgültige Friedensvertrag der Beginn eines neuen Zeitalters friedlicher Beziehungen ist“, sagte sie. Und doch, so Lara, gehe der Konflikt in zahlreichen Landesteilen weiter.
Der von der kolumbianischen Regierung und der größten Guerillagruppe, den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC), unterzeichnete Friedensvertrag wurde in einer Volksabstimmung knapp abgelehnt, so dass der Text überarbeitet werden musste. Diese neue Fassung wurde von beiden Kammern des Kongresses im November 2016 ratifiziert.
Als der Friedensvertrag unterzeichnet wurde, so Lara, war dies „ein großer Erfolg, denn Frauen wurde eine Rolle zuerkannt, und sie wurden auf diese Weise sichtbar“. Opfer von Menschenrechtsverletzungen bekamen die Möglichkeit, entschädigt zu werden.
„Als der erste Friedensvertrag abgelehnt wurde“, so erzählt Lara weiter, „versuchten Gegner des Abkommens alle Formulierungen zu verwässern, in denen es explizit um Frauen- und LGBT-Rechte ging, und in der Tat wurden diese Passagen zum Teil gestrichen.“
Im heutigen Kolumbien sei dies, so Lara, „wie ein Schritt zurück“ und komme konservativen politischen und religiösen Kräften entgegen, die den Friedensvertrag unterwandern und Forderungen nach mehr Schutz gefährdeter Frauen ablehnten. Dazu gehörten auch Frauen, die früher zu den bewaffneten Kräften gehörten. Der Schattenbericht stellt fest, dass die anhaltende Gewalt in Kolumbien nach wie vor unverhältnismäßig stark Frauen und Mädchen in ländlichen Gebieten und besonders indigene und afro-kolumbianische Frauen sowie Migrantinnen aus dem Nachbarland Venezuela betrifft.
Lara erklärt, es habe ebenfalls Rückschritte bei den Frauenrechten gegeben, die alle sozialen und demographischen Gruppen beträfen, da konservative Kreise einen auf Menschenrechten gründenden Ansatz zur Durchsetzung von Frauenrechten ablehnten. Innerhalb des Rahmens von DIPAZ arbeitet die IELCO mit allen Mitteln daran, einen Konsens in strittigen Fragen zu finden, damit die Rechte und die Würde der Frauen und sexuellen Minderheiten nicht als Bedrohung des Glaubens oder des Familienlebens wahrgenommen werden.
Während ihres Besuchs bei den Vereinten Nationen, so erzählt Lara, habe sie bemerkt, dass die kolumbianische Regierung Fortschritte in der Friedens- und Menschenrechtsfrage mache und dass „sich alle staatlichen Institutionen für die Rechte der Frauen einsetzen.“ Sie fügte aber hinzu, dass Gewalt und Diskriminierungen weiterhin in erster Linie gegen Frauen und besonders die in ländlichen und abgelegenen Regionen des Landes lebenden Frauen gerichtet seien.
Lara glaubt, dass der Lutherische Weltbund (LWB) eine wichtige Rolle übernehmen könne, wenn es um den Einsatz für Menschenrechte in dem Land gehe. Besonders könne sich der LWB für die zahlreichen Opfer dieses langjährigen Konfliktes in Kolumbien verwenden. „Im ersten Friedensvertrag wurden sie in der Vereinbarung umfassend berücksichtigt und in den Mittelpunkt gestellt, sind aber jetzt marginalisiert“, sagt sie und fügt hinzu, dass der LWB durch seine „spirituelle und theologische Stimme“ dafür sorgen könne, dass ihnen weiterhin die gebührende Aufmerksamkeit zukomme.“
Während ihres Besuchs in Genf trafen sich die Mitglieder der DIPAZ-Delegation mit LWB-Generalsekretär Martin Junge, der auf die wichtige Rolle der Kirchen hinwies. Diese blieben ein wichtiger Teil der Initiativen, Frauenrechte im heutigen Kolumbien zu fördern.