Ukrainische Flüchtlingsfamilien werden bei ihrer Ankunft am Bahnhof in Záhony, Ungarn, von Helfenden unterstützt. Foto: LWB/Albin Hillert

Kirchen und Notsituationen

Stabilität in Notsituationen schaffen

Kirchen können Stabilität in einer sich rasch verändernden Welt bieten. Lokale Kirchen sind vor Ort, wenn Katastrophen einen spezifischen Kontext treffen, und bleiben noch lange nach den unmittelbaren Auswirkungen vor Ort. Gegenüber internationalen Hilfsorganisationen haben sie gewisse Vorteile bei der Nothilfe im Fall lokaler Katastrophen: Kirchen kennen den lokalen Kontext. Sie können aktiv werden, bevor nationale oder internationale Hilfe kommt. Nach der Soforthilfe zu Beginn der Notsituation, können sie ihre Arbeit in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung fortsetzen, da sie weiterhin präsent sind.

Es ist allerdings nach wie vor erforderlich, die Kapazitäten der Kirchen vor Ort zu stärken. Plötzliche Katastrophen und länger andauernde Krisen wie COVID-19 treffen unverhältnismäßig stark die armen und benachteiligten Menschen in Entwicklungsländern. Mit Hilfe ihrer diakonischen Arbeit dienen die Kirchen den Menschen, die am meisten Schutz benötigen. In plötzlichen Notsituationen stehen allerdings auch sie als Ersthelfer vor großen Herausforderungen.

Die Initiative

Die Initiative „Kirchen und Katastrophen“ unterstützt Kirchen dabei, sich auf Notsituationen in ihren Kontexten vorzubereiten und effektiv darauf zu reagieren. Die Initiative wurden 2019 von den Abteilungen Theologie, Mission und Gerechtigkeit sowie dem Weltdienst entwickelt und führt die Expertise des LWB auf verschiedenen für diese Arbeit wichtigen Gebieten zusammen: Wissen der Kirchen und theologische Verständnis einerseits, Kenntnisse über Nothilfe und Advocacy andererseits.

Seit 2020 wird die gemeinsame Arbeit in ausgewählten Zielländern Asiens und Lateinamerikas umgesetzt. Die Schlüsselpriorität in Myanmar, Nepal und Kolumbien/Venezuela liegt darin, in allen Zielländern auf lokaler Ebene etwas zu bewegen. Mitgliedskirchen unterstützen lokale Gemeinschaften bei der Einrichtung eines effektiven Katastrophenmanagement- und Nothilfesystems. Sie schulen Mitglieder der Gemeinschaften zu Themen wie Frühwarnung und Erste Hilfe, Aufbau einer geeigneten Infrastruktur mit Evakuierungszentren und Getreidebanken und in der Unterstützung lokaler Gemeinschaften, die von Überflutungen, Erdbeben, Gewaltkonflikten und anderen Notsituationen betroffen sind. Auf nationaler Ebene sind die Mitgliedskirchen in Netzwerke der Zivilgesellschaft, in die Zusammenarbeit mit Religionsgemeinschaften und in Advocacy-Maßnahmen eingebunden, um Regierungen zur Verantwortung gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern zu ziehen. In Ländern, in denen der Weltdienst präsent ist, unterstützt das entsprechende LWB-Landes- oder Nothilfeprogramm die Durchführung vor Ort.

Auf globaler Ebene übernimmt der LWB die Netzwerkarbeit, die Ressourcenmobilisierung, die Förderung von gemeinsamem Lernen und den Ausbau der Kapazitäten der Mitgliedskirchen, die sich an der Initiative beteiligen.

Zusammenarbeit zwischen den Kirchen und Nothilfeprogrammen

Die Initiative unterstützt auch LWB-Mitgliedskirchen und die Landes- und Nothilfeprogramme des Weltdienstes dabei, ihre Beziehungen und ihre Zusammenarbeit zu vertiefen. Die Weltdienst-Programme und die Mitgliedskirchen haben jeweils verschiedene Fähigkeiten und spezifische Stärken, die gebündelt durch die Zusammenarbeit eine Hebelwirkung entfalten können, so dass für arme und benachteiligte Menschen mehr positive Veränderungen erzielt werden können. Die „Leitlinie: Gemeinsames Engagement der Weltdienstprogramme und der Mitgliedskirchen“ (The Guidance Note: Joint Engagement of World Service Programs and Member Churches), die im Rahmen der Initiative „Kirchen und Katastrophen“ entwickelt worden ist, gibt Anregungen und praktische Empfehlungen für bedeutsames gemeinsames Engagement und enthält vier Fallstudien aus Angola, Kolumbien und Venezuela, Myanmar und Nepal.