LWB-Präsident nimmt auf Baltikum-Reise an Amtseinführung des estnischen Erzbischofs teil
(LWI) – Zum Abschluss seines ersten offiziellen Besuchs bei den baltischen Kirchen hat der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Bischof Dr. Munib A. Younan, die Interdependenz aller Kirchen betont, die zur weltweiten LWB-Gemeinschaft gehören.
Die Amtseinführung von Erzbischof Urmas Viilma von der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (EELK), der die Nachfolge des emeritierten Erzbischofs Andres Põder antrat, war ein Höhepunkt der Reise durch Litauen, Lettland und Estland vom 26. Januar bis zum 4. Februar.
Der LWB-Präsident betonte gegenüber dem neuen EELK-Erzbischof, sein Amtsantritt sei ein Anlass für LutheranerInnen weltweit, sich die Bedeutung der Gemeinschaft vor Augen zu führen: „Als Kirchengemeinschaft kennzeichnet uns Interdependenz.“
Wie Gesellschaften in aller Welt sei auch die estnische Gesellschaft einem raschen Wandel unterworfen. Es sei äusserst wichtig, dass die Kirchen dabei Orientierung geben. Dabei gehe es nicht nur um ihr Eigeninteresse, sondern um die Gesellschaft insgesamt, so Younan.
„Wir geniessen die Interdependenz unserer weltweiten Kirchengemeinschaft und ein weitreichendes Netz ökumenischer und sogar interreligiöser Beziehungen“, sagte Younan. „Sie können Quelle grosser Ermutigung und Kraft sein.“ An der Amtseinführung nahmen auch LWB-Vizepräsident Bischof Dr. Tamás Fabiny (Ungarn) sowie LWB-Vizepräsidentin Helga Haugland Byfuglien, die Leitende Bischöfin der Norwegischen Kirche, teil.
Der LWB-Präsident traf im Rahmen seines Besuchs mit VerantwortungsträgerInnen aus Kirche und Politik zusammen, predigte und diskutierte mit Mitarbeitenden lutherischer diakonischer Einrichtungen.
Litauen: Eine prophetische Kirche
Gemeinsam mit Bischof Mindaugas Sabutis, dem Oberhaupt der Evangelisch-Lutherischen Kirche Litauens, besuchte Younan diakonische Projekte, darunter ein Waisenhaus in Sakiai und Jurbarka im Westen des Landes. „Es ist wichtig, dass die Kirche an der Basis im Leben der Menschen präsent ist und sich ihrer konkreten Bedürfnisse annimmt. Wir sind berufen, prophetische Kirche zu sein – eine Kirche, die die Realität wahrnimmt und handelt“, betonte er im Gespräch mit Mitarbeitenden, die sich für das Gemeinwesen engagieren, das unter hoher Arbeitslosigkeit leidet.
Im Gespräch mit der litauischen Präsidentin Dalia Grybauskaitė diskutierte Younan über Friedensarbeit und humanitäre Hilfe weltweit, die Rolle von VerantwortungsträgerInnen der Religionen bei der Friedenssicherung und um die Ökumene in Litauen.
In seiner Ansprache anlässlich eines Gottesdienstes in der lutherischen Kirche von Vilnius betonte Younan, in Zeiten von Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen seien Zuversicht und Glauben gefragt.
„Sie haben in Litauen ein halbes Jahrhundert Unterdrückung erlebt. Kirchen wurden zerstört oder umgewidmet. Aber Sie haben den Glauben an Gott, den Retter, bewahrt. Sie haben dafür gesorgt, dass Litauen auf dem Pilgerweg mit dem Herrn bleibt“, so der LWB-Präsident unter Bezugnahme auf die Verfolgung der Kirche unter dem früheren kommunistischen Regime in der Region.
Lettland: In der Mission gemeinsam das Kreuz tragen
Bei Treffen mit Erzbischof Janis Vanags und anderen Verantwortlichen der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands (ELKL) in Riga stellte Younan fest, die Diakonie dürfe nicht von der Mission getrennt werden. „Sie ist Teil dessen, was wir ganzheitliche Mission nennen. Praktische Liebe heisst, den Hungernden zu essen zu geben.“
Im Gespräch mit Geistlichen beantwortete Younan die Frage nach der grössten Freude des LWB in den letzten Jahren: „Auf meinen Reisen treffe ich in jeder Kirche auf tiefe Wurzeln der Treue gegenüber der Mission Gottes. Es gibt viele Freuden innerhalb der Kirchengemeinschaft und ich bin stolz, ihr dienen zu dürfen.“
Anlässlich eines Zusammentreffens mit dem Theologinnenverband der ELKL verwies Younan auf das „Grundsatzpapier: Gendergerechtigkeit im LWB“. Das Dokument sei 2013 für die gesamte LWB-Gemeinschaft und ihre Mitgliedskirchen verabschiedet worden. Es lade dazu ein, gemeinsam Fragen wie die Frauenordination zu prüfen.
Der LWB-Präsident beendete seinen Lettland-Besuch mit der Sonntagspredigt in der St. Johanniskirche Riga am 1. Februar. Bei dieser Gelegenheit sprach er von der kontinuierlichen Aufgabe, die konfessionelle Identität der lutherischen Kirchen zu artikulieren. Dies erfordere die Zusammenarbeit innerhalb der LWB-Kirchengemeinschaft. „Wir tragen gemeinsam das Kreuz. Wir stehen gemeinsam in der Mission und der Diakonie. Es mag Differenzen zwischen uns geben, aber gemeinsam sind wir treu um des Evangeliums willen“, betonte Younan.