Stärkung der Partnerschaften für humanitäre Aktionen

21 Juni 2021
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Die Äthiopische Evangelische Kirche Mekane Yesus (EECMY) und ihre diakonische Einrichtung, die Kommission für Entwicklung und soziale Dienste (DASSC), arbeiten mit dem LWB-Weltdienst zusammen, um schwangeren und stillenden Frauen im Binnenvertriebenenlager Mesobo Lebensmittel zu verteilen und Kochkurse anzubieten. Foto: EECMY/G. Tesfay

Die Äthiopische Evangelische Kirche Mekane Yesus (EECMY) und ihre diakonische Einrichtung, die Kommission für Entwicklung und soziale Dienste (DASSC), arbeiten mit dem LWB-Weltdienst zusammen, um schwangeren und stillenden Frauen im Binnenvertriebenenlager Mesobo Lebensmittel zu verteilen und Kochkurse anzubieten. Foto: EECMY/G. Tesfay

Stärkere lokale Führungspräsenz bei der Bewältigung von Krisen gefordert

GENF, Schweiz (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) hat gemeinsam mit einer ökumenischen und interkonfessionellen Gruppe internationaler, aus dem Glauben handelnder Organisationen (FBOs) am 24. Juni stärkere und zielführendere Partnerschaften mit den Vereinten Nationen und anderen säkularen Einrichtungen gefordert, die in humanitären Krisen zum Einsatz kommen.

Das Webinar wurde vom LWB in Partnerschaft mit der Katholischen Agentur für Entwicklung in Übersee (CAFOD), Islamic Relief Worldwide (IRW), Christian Aid, dem ACT-Bündnis und Tearfund organisiert und hat sich in erster Linie mit der Frage befasst, wie lokale Glaubensgemeinschaften und ihre Führung bei der Bewältigung von Krisen gestärkt werden können.

In seiner Eröffnungsrede sprach Allan Calma, der beim LWB für die Koordinierung humanitärer Aktionen zuständig ist, über die seit dem UN-Weltgipfel für humanitäre Hilfe 2016 in Istanbul erzielten Fortschritte. Daraus entstanden zwei neue Partnerschaften und Verpflichtungen zu mehr gemeinsamen Aktionen, um die am stärksten gefährdeten Menschen und Gemeinschaften auf der ganzen Welt wirksamer mit gemeinsamen Aktionen zu unterstützen. Dazu gehört besonders der so genannte „Grand Bargain“, unterzeichnet von einigen der größten Geldgeber und humanitären Organisationen, die sich damit verpflichtet haben, die Effektivität ihrer Kriseninterventionen durch eine engere Zusammenarbeit mit örtlichen und nationalen Hilfs- und Entwicklungsorganisationen zu verbessern.

Konsequente Einbindung lokaler Organisationen erforderlich

Calma begrüßte die Veröffentlichung eines neuen Berichts von Caritas Internationalis, dem Dachverband der weltweit tätigen katholischen Hilfswerke, über die Lokalisierung der humanitären Hilfe, und erklärte, dass der LWB ebenfalls nach Möglichkeiten suche, die Zusammenarbeit zwischen seiner Abteilung für Weltdienst und den Mitgliedskirchen in Ländern überall auf der Welt zu verbessern. Er verwies in diesem Kontext auf die jüngste Veröffentlichung von Leitlinien für das gemeinsame Engagement der Länderprogramme des Weltdienstes und der Mitgliedskirchen als wichtigen Schritt in diese Richtung.

Trotz der Impulse, die im Zuge der Bewältigung der COVID-19-Pandemie entstanden sind, wies Calma darauf hin, dass es „nach wie vor keinen in sich schlüssigen oder transformativen Handlungsansatz für eine Lokalisierung allgemein oder für das Engagement nationaler oder lokaler, aus dem Glauben handelnder Akteure im Besonderen gibt.“ Er gab zu bedenken, dass „ein gewisses Maß an Misstrauen und Unbehagen seitens säkularer Hilfsorganisationen“ bleibe, wenn diese mit konfessionellen Organisationen zu tun bekämen, obwohl diese „positive Beiträge und einen echten Mehrwert im Rahmen gemeinschaftlicher Krisenbekämpfung“ leisteten.

Atallah FitzGibbon, Berater für Glaubenspartnerschaften bei Islamic Relief Worldwide, beschrieb das, was als „Kreislauf der Entfremdung“ genannt wird, sowie die komplexen Bedenken und Vorbehalte säkularer Organisationen im Umgang mit aus dem Glauben handelnden Organisationen. Dazu gehörten, so FitzGibbon, Angst vor Missionierung, fehlender Überparteilichkeit und geschlechtsspezifischer Voreingenommenheit sowie das Fehlen formeller Rechenschaftsmechanismen.

Mehrwert durch FBOs

FitzGibbon stellte fest, dass humanitäre professionelle Organisationen oft eine sehr „jargonlastige Sprache“ benutzten, die von religiösen Basisgemeinschaften oft nicht verstanden werde, und forderte „Räume für einen Dialog und einen Lernprozess für uns alle, damit wir dieselbe professionelle Sprache sprechen.“  FitzGibbon nannte als Beispiele Kaschmir, Kenia und den Südsudan, wo „auf Gegenseitigkeit und beiderseitigem Nutzen basierende Partnerschaften“ mit örtlichen Glaubensgemeinschaften eine „transformative Wirkung“ entfalten können.

Marina Skuric Prodanovic, Direktorin der Abteilung für systemweite Ansätze und Praktiken im UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (UNOCHA), beschrieb den Mehrwert, den lokale glaubensgestützte Organisationen bieten. Sie stellte fest, dass diese „tief eingebettet“ in den Gemeinschaften arbeiteten, eine „Vielzahl unterschiedlicher Meinungen“ repräsentierten „und einen langen Atem“ hätten – im Gegensatz zu internationalen Organisationen, die nach einem Katastrophenfall ins Land kämen und wieder abreisten, sobald die unmittelbar kritische Phase vorbei ist.

Weiterhin, so Prodanovic, verstünden religiöse Führungspersönlichkeiten die Verbindung zwischen Konflikt und Entwicklung, wobei ihre Einflussmöglichkeiten und ihre Advocacy-Netzwerke „oft das transzendieren, was wir tun können.“ Sie halte es für wichtig, Vertrauen aufzubauen und „uns selbst als einen ergänzenden Faktor zu sehen“, während gleichzeitig konfessionelle Gruppen dazu angehalten werden müssen, die Hilfe auf einer bedarfsorientierten Grundlage zu verteilen, wobei eine bestimmte religiöse Gruppe keinesfalls bevorzugt werden darf.

Gegenseitigkeit, keine Instrumentalität

Stella Ogunlade, Senior Inter-Agency Koordinatorin für das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR), sieht es ebenfalls als wichtige Aufgabe an, die Kapazitäten lokaler Nichtregierungsorganisationen zu stärken und mehr gegenseitige Partnerschaften aufzubauen: „Es geht nicht darum, dass sie von uns lernen, sondern auch darum, dass wir von ihnen lernen“, erklärte sie. Es sei wichtig, so fügte sie hinzu, deren Beitrag für die Geldgeber und die Medien sichtbar zu machen und ihre Beteiligung auf der Führungs- und Entscheidungsebene zu unterstützen.

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Webinars erfuhren etwas über beste Praktiken der Caritas-Verbände im südlichen Afrika und in Nigeria, wo religiöse Führungspersonen zusammengearbeitet haben, um Gelder für ihre COVID-19-Präventions- und Unterstützungsprogramme zu sammeln. Das Webinar-Panel war sich darin einig, dass nationale und örtliche, aus dem Glauben handelnde Akteure direkter und über mehrere Jahre finanziell und beim Kapazitätsaufbau unterstützt werden müssen, und dass Partnerschaften immer auf dem Grundsatz der „Gegenseitigkeit, nicht der Instrumentalität“ basieren müssen. Calma sagte abschließend: „Es ist wichtig, dass wir uns über unsere bewussten und unbewussten Voreingenommenheiten im Klaren sind, und dass wir uns in gründlichen Diskussionen und im Dialog darüber auseinandersetzen, wie wir besser zusammenarbeiten und die besten Ergebnisse für die Gemeinschaften erzielen können, denen wir dienen.“

 

LWF/OCS