Eva Steinbach ist jüngste Lektorin in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers
Jherings-Boekzetelerfehn, Deutschland/Genf (LWI) – Sie macht gerade ihr Abi, darf aber schon vor der Gemeinde predigen: Eva Steinbach hat eine Ausbildung zur Lektorin gemacht. Und die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers will den Nachwuchs weiter stärken.
Manchmal fühlt sich Eva Steinbach "ein bisschen von Gott angestupst". Kirche, Gott und Glaube nehmen im Leben der 18-Jährigen Abiturientin eine große Rolle ein: "Ich habe gemerkt, dass Gott mir die Gabe geschenkt hat, vor vielen Menschen frei sprechen zu können – was liegt näher, als dann in der Kirche von meinem Glauben zu reden?" Parallel zur den Abi-Vorbereitungen ließ sich die junge Frau aus dem ostfriesischen Jherings-Boekzetelerfehn zur Lektorin ausbilden und darf nun als jüngste Lektorin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers in ihrer Gemeinde predigen.
Steinbach ist Absolventin eines Pilotprojektes ihrer Kirche. Erstmals bildete die Kirche junge Menschen unter 25 Jahren zu Lektorinnen und Lektoren aus. "Ein großer Erfolg", sagt Michael Held, der als Referent in der Lektoren- und Prädikantenausbildung dieser Mitgliedskirche des Lutherischen Weltbundes (LWB) arbeitet. "Meistens kommen Frauen Anfang 50 und Männer zu Beginn ihrer 60er Jahre zu uns in die Ausbildung." Junge Menschen seien bisher nur selten gekommen. Nach der guten Resonanz mit 14 Teilnehmenden seien jetzt weitere Kurse geplant.
"Nicht zur Pastorin berufen"
In ihrer Ausbildung lernen die angehenden Lektoren den Ablauf des Gottesdienstes kennen. "Dazu gehören Elemente wie Liturgie, Gebete oder der Segen", erläutert Held. Außerdem lernen sie, sich eine von Theologinnen oder Theologen geschriebene Lesepredigt anzueignen und auf die eigene Situation hin umzuschreiben. Nach der Ausbildung und ihrer Einführung dürfen Lektorinnen und Lektoren den Gottesdienst selbstständig verantworten und die Predigt halten.
Eva Steinbach hat vor dem Abi natürlich über ein Theologiestudium nachgedacht, diese Idee aber zunächst wieder verworfen. "Ich denke, zur Pastorin muss man von Gott berufen sein, und ich habe diesen Ruf noch nicht erhalten." Darum will sie erst einmal eine duale Ausbildung mit Studium in der Verwaltung absolvieren.
"Mir ist wichtig, einen festen Halt in der Gemeinde zu haben", erzählt sie. Ihre Mutter habe sie schon als Baby jeden Sonntag mit in den Gottesdienst genommen. Die Besuche hätten sich nach dem Konfirmanden-Unterricht und als Teamerin in der Jugendarbeit bis heute fortgesetzt. "Ein Leben ohne die Kirche und die Gemeinde kann ich mir nicht vorstellen."
Was ihre Freundinnen und Freunde sagen
Kursleiter Michael Held ist überzeugt, dass Ehrenamtliche auf der Kanzel anders predigen als hauptberufliche Theologinnen und Theologen: "Sie kennen das Leben und stehen im Beruf oder im Familienalltag. Diese Erfahrungen bringen sie mit ein und bereichern so den Gottesdienst." Allein in der hannoverschen Landeskirche zwischen Harz und Nordsee sind laut Held 1.330 Lektorinnen und Lektoren aktiv. Hinzu kommen 522 Prädikantinnen und Prädikanten, die eine noch weitergehende Ausbildung erhalten.
Eva Steinbach genießt in ihrem Freundeskreis für ihren festen Glauben Respekt und Anerkennung. In den Gesprächen gehe es auch um politische Fragen. So habe sie erst kürzlich ein Freund, der "mit Kirche überhaupt nichts am Hut hat", gefragt, was sie von der bayerischen Verordnung halte, in öffentlichen Gebäuden ein Kreuz aufhängen zu müssen. Ihre Antwort sei eindeutig: Jeder Mensch müsse das Recht haben, seine Religion zu leben. Eine Religion dürfe nicht aufgezwungen werden. "Und ob der Geist Gottes in einem Gebäude wirkt, hängt bestimmt nicht davon ab, ob da ein Kreuz an der Wand hängt."
Von Jörg Nielsen (epd). Redaktion: LWB Kommunikationsbüro