Anglikanische, katholische, lutherische, methodistische und reformierte Kirchen begehen den 25. Jahrestag einer historischen Vereinbarung
(LWI) – Vertreterinnen und Vertreter aus fünf christlichen Weltgemeinschaften kamen vom 30. Januar bis 1. Februar in Straßburg zusammen, um das 25-jährige Bestehen der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre (GER) zu feiern und zu erörtern, wie das Dokument zur weiteren Vertiefung der Beziehungen zwischen den Kirchen beitragen kann.
Veranstaltungsort des Treffens war das Institut für Ökumenische Forschung in Straßburg – der Ort, an dem die GER in den 1990er Jahren von katholischen und lutherischen Ökumene-Fachleuten erarbeitet wurde. Das wegweisende Dokument wurde von führenden Vertretern des Lutherischen Weltbundes (LWB) und der römisch-katholischen Kirche am 31. Oktober 1999, dem Reformationstag, in Augsburg unterzeichnet.
An der Jubiläumskonferenz nahmen Vertreterinnen und Vertreter aller weltweiten Kirchengemeinschaften teil, die der GER beigetreten sind – methodistische, anglikanische und reformierte Kirchen, die sich den ursprünglichen Unterzeichnenden angeschlossen haben. Unter den Teilnehmenden waren auch junge Theologinnen und Theologen, die sich aktiv an den Diskussionen beteiligten. Das Konferenzprogramm umfasste Vorträge, gemeinsamen Studienkreise und Kleingruppengespräche sowie eine Plenumssitzung, bei der über die Bedeutung der Rechtfertigung in heutigen Kontexten nachgedacht wurde.
Die GER ist nicht einfach eine Lehraussage – sie ist ein Bekenntnis.
Prof. Dr. Dirk Lange, Assistierender Generalsekretär des LWB für ökumenische Beziehungen
Als Teilnehmer der Konferenz betonte Prof. Dr. Dirk Lange, Assistierender LWB-Generalsekretär für ökumenische Beziehungen: „Die GER ist nicht einfach eine Lehraussage – sie ist ein Bekenntnis. Sie ist eine Handlung, eine Verpflichtung und ein Gebet. Ein Bekenntnis verweist immer auf das Evangelium und ruft uns zur Einheit im Evangelium auf. Wie kann unser Bekenntnis in der Welt bekannt werden?“
Prof. Dr. Theodor Dieter, ehemaliger Direktor des Straßburger Instituts und einer der Mitverfasser der GER, erläuterte zentrale Inhalte und gab Einblicke in Debatten über bestimmte im Dokument verwendete Begriffe. Die Teilnehmenden erfuhren mehr über den Entstehungsprozess bis zur feierlichen Unterzeichnung, die unerwarteten kirchenpolitischen Auswirkungen und die mitunter entscheidende Rolle einzelner engagierter Personen für Fortschritte im ökumenischen Dialog – oder deren Ausbleiben.
Ein weiterer Schwerpunkt der Gespräche lag auf dem wichtigen Prozess der Assoziierung, durch den sich die GER von einem historischen bilateralen Abkommen zu einer multilateralen Plattform für ökumenisches Engagement entwickelt hat. Im Zuge der Diskussionen wurden grundsätzliche Fragen zur Bedeutung einer „Gemeinschaft der Kirchen“ erörtert. Der emeritierte methodistische Bischof Dr. Walter Klaiber reflektierte über das biblische Zeugnis der Rechtfertigung, das für alle Partner ein zentrales Thema bleibe.
Übersetzung in verschiedene Kulturen und Sprachen
Die katholische Theologin Prof. Annemaria Mayer leitete eine Diskussion über kirchliche Differenzen und die Art und Weise, wie diese in der Sprache der verschiedenen Konfessionen zum Ausdruck kommen. Sie fragte: Können Differenzen auf eine beziehungsorientierte Weise behandelt werden? Was, wenn die Differenzen unüberwindbar sind? Welche praktischen und pastoralen Auswirkungen hat eine Vereinbarung wie die GER, in der ein differenzierter Konsens angestrebt wird?
Mit Blick auf die Zukunft reflektierten die Teilnehmenden über die Relevanz der Rechtfertigung in der heutigen Zeit sowie über die Herausforderungen und bereichernden Impulse für die Verkündigung des Evangeliums, die sich aus interkulturellen Kontexten ergeben. Besondere Aufmerksamkeit erfuhr dabei auch die Frage der Übersetzung, sowohl im wörtlichen Sinne als auch im Sinne der Übertragung in verschiedene kulturelle Kontexte.
„Es ist eine anspruchsvolle, aber auch überaus spannende Aufgabe, die ein großes Potenzial für die Kirchen auf dem Weg hin zu einer tiefergehenden Gemeinschaft birgt,“ so Prof. Lange. „Indem wir Erkenntnisse austauschen, stärken wir unser Verständnis und unser gegenseitiges Vertrauen. Wir entdecken, was es bedeutet, gemeinsam unterwegs zu sein, und erkennen, dass wir auf unserer gemeinsamen Suche nach der Wahrheit nicht ohne einander auskommen.“