Indonesien: Engagement für Gendergerechtigkeit und Öko-Theologie

2. Jun. 2022
Desri Maria Sumbayak, LWF Vice President for Asia. Photo: LWF/Albin Hillert

Desri Maria Sumbayak, Vizepräsidentin des Lutherischen Weltbundes für die Region Asien. Foto: LWF/Albin Hillert

Stimmen aus der Kirchengemeinschaft: Desri Maria Sumbayak, LWB-Vizepräsidentin für die Region Asien

Nordsumatra, Indonesien/GENF (LWI) – Desri Maria Sumbayak von der Indonesischen Christlichen Kirche (HKI) ist Vizepräsidentin des Lutherischen Weltbundes (LWB) für die Region Asien. Sie engagiert sich leidenschaftlich für Gendergerechtigkeit und will das Umweltbewusstsein in den indonesischen Kirchen verbessern. In ihrem nationalen und regionalen Kontext tritt sie daher aktiv für die Umsetzung der Grundsätze des LWB zu diesen Themen ein.

Ihr Engagement war aber nicht immer nur einfach – auch schon vor der COVID-19-Pandemie nicht, die viele Führungspersonen in asiatischen Kirchen das Leben gekostet hat, viele Schließungen von Kirchen zur Folge hatte und viele Menschen in der ganzen Region ihrer Lebensgrundlage beraubt hat.

Sumbayak ist Mutter von zwei kleinen Kindern. Im folgenden Interview spricht sie über ihre eigene familiäre Herkunft und erzählt, dass der Glaube an das „Priestertum aller Gläubigen“ sie zu ihrem eigenen Dienst in der Kirche anspornt.

Wie sah ihr Leben in Bezug auf Religion als Kind aus?

Ich bin in einer gläubigen lutherischen Familie aufgewachsen. Wir waren Mitglied in der Protestantisch-Christlichen Simalungun-Kirche in Indonesien, meine Eltern waren dort aktive Kirchenälteste. Die kirchlichen Aktivitäten und Feste waren mir also schon immer bestens bekannt. Schon von früher Kindheit an haben wir als Familie, also zusammen mit meinen Eltern und meinen Geschwistern, einmal in der Woche eine Hausandacht gefeiert. Als Kind und Teenager fand ich diese Hausandachten am Wochenende manchmal ziemlich langweilig und ich wollte lieber mit meinen Freunden ausgehen und Spaß haben. Heute begreife ich, wie Recht mein Vater hatte, als er uns immer wieder sagte: „Wir müssen diszipliniert sein, um uns unseren Glauben an Jesus Christus zu bewahren“.

Erzählen Sie uns von Ihrer Arbeit in der Arbeitsgruppe „Öko-Theologie“ der Indonesischen Christlichen Kirche.

Fast drei Jahre lang habe ich von 2019 bis 2021 aktiv im Team „Öko-Theologie“ der Indonesischen Christlichen Kirche mitgearbeitet. Damals bestand das Team aus einem Projektkoordinator, zwei Projektberatenden und mir, einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin. Das Projekt wurde vom LWB unterstützt, dadurch hatte ich Gelegenheit, mehr über die Werte zu erfahren, für die der LWB steht. Zum Beispiel mussten Themen wie die Einbindung von Frauen und jungen Menschen, die interreligiöse Zusammenarbeit und die Ökumene für Entscheidungen im Bereich Öko-Theologie bedacht werden. Am wichtigsten aber finde ich, dass das Team „Öko-Theologie“ die Grundsätze, Vereinbarungen, die Advocacyarbeit und das praktische Engagement des LWB zum Thema Klimagerechtigkeit bekannt machte.

Welche Erfahrungen haben Sie als Laienmitglied und Frau im LWB-Rat gemacht?

Zeitweise ist es schon eine ziemliche Herausforderung, als Laiin und dazu noch als Frau Mitglied im LWB-Rat zu sein. Ich bin sozusagen gleich doppelt in der Minderheit. Es ist nicht immer einfach, als Frau Vizepräsidentin für die Region Asien zu sein, wo die meisten Kirchenleitungen mit Männern besetzt sind. Zudem wird dem Führungswirken von Laiinnen und Laien in asiatischen Kirchen kein großer Wert beigemessen. Ich habe das Gefühl, dass ich einige Themen, die diskutiert werden, möglicherweise nicht richtig verstehe. Aber ich bin Lutheranerin und glaube fest an das „Priestertum aller Gläubigen“, das allen gläubigen Menschen die gleichen Möglichkeiten und Chancen zuspricht, Gott zu dienen. Ganz egal ob ordiniert oder nicht. Als Gott mir also die Gelegenheit bot, Mitglied im LWB-Rat zu werden, habe ich mich dieser Aufgabe gerne gestellt.

Ich glaube, dass auch der Blickwinkel von Laiinnen und Laien für das Wirken und die Arbeit des LWB wichtig ist. Oft denke ich, dass meine Sichtweise vielleicht einfach ist, aber ich bin aufrichtig und ehrlich und meine Gedanken sind ehrlich und ernst gemeint. Der Blickwinkel von Laiinnen und Laien ergänzt die Sichtweise der ordinierten Ratsmitglieder. Ich schätze den LWB dafür, dass es ihm wichtig ist, auch den Stimmen von nicht-ordinierten Menschen zu lauschen und diese zu berücksichtigen. Aber ich bin auch überaus dankbar, dass meine Freundinnen und Freunde, insbesondere bei LUCAS, und die anderen Kirchenleitenden in Asien mein Wirken unterstützen.

Welche Funktionen hatten Sie in der Vergangenheit in der Kirche inne?

Ich habe mich aktiv für die Vertretung von Frauen in der Kirche engagiert. Eine Zeit lang war ich die Vorsitzende einer Frauenorganisation unserer Gemeinde. Danach habe ich mehrere Jahre auf Provinz-Ebene als Vertreterin der indonesischen Kirchengemeinschaft in ökumenischen Organisationen und auch im Vorstand der Region Asien der Vereinten Evangelischen Mission mitgewirkt. In den vergangenen fünf Jahren war ich Beraterin einer nationalen Frauenorganisation und habe dort mit verschiedenen anderen Menschen zusammengearbeitet, um Empfehlungen für die Umsetzung der Programme abzugeben.

Was haben Sie in Ihrer Funktion als LWB-Vizepräsidentin für die Region Asien gelernt?

Ich habe sehr viel gelernt; vor allem, wie ich dem Herrn als Frau und Laiin in der Leitung des LWB dienen kann. Im Batak-Volk in Indonesien, dem ich angehöre, sind Frauen für viele Menschen immer noch Menschen zweiter Klasse. LWB-Vizepräsidentin zu sein, hat meine Kommunikationskompetenzen verbessert, so dass ich die globalen Strategien und Grundsätze des LWB auf regionaler Ebene besser kommunizieren und umgekehrt die Stimme meiner Region in der weltweiten Kirchengemeinschaft besser zum Ausdruck bringen kann. Ich habe gelernt, Meetings gut vorzubereiten und zu leiten, habe gelernt, zu verhandeln, und, was mir am wichtigsten ist, ich habe gelernt, anderen besser zuzuhören.

Inwiefern ist die weltweite LWB-Gemeinschaft wichtig für das Wirken der Indonesischen Christlichen Kirche und das Team „Öko-Theologie“?

Die weltweite LWB-Gemeinschaft ist für den Dienst und das Wirken der Indonesischen Christlichen Kirche in vielerlei Hinsicht sehr wichtig. Der LWB spielt bei der Entwicklung unserer lutherischen Identität eine wichtig Rolle, er fördert Stipendien und hat auch unsere Programme während der COVID-19-Pandemie unterstützt.

Es war eine großartige Gelegenheit für die HKI, beim Thema Klimagerechtigkeit in den indonesischen Kirchen und der indonesischen Gesellschaft insgesamt eine Vorreiterrolle einzunehmen. Es ist eine große Freude und wir sind sehr dankbar, dass der LWB der HKI ein so wichtiges Projekt zum Thema Öko-Theologie anvertraut hat, denn Klimagerechtigkeit ist eines der zentralen Themen der derzeitigen LWB-Strategie.

Stimmen aus der Kirchengemeinschaft:

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine weltweite Gemeinschaft, deren Mitglieder sich gemeinsam für das Werk und die Liebe Christi in der Welt einsetzen. In dieser Reihe präsentieren wir Kirchenleitende und Mitarbeitende, die über aktuelle Themen sprechen und Ideen entwickeln, wie Frieden und Gerechtigkeit in der Welt geschaffen werden und die Kirchen und die Gemeinschaft in ihrem Glauben und ihrem Engagement wachsen können.

 

LWF/A. Gray