Glaubhaft Zeugnis ablegen in der Kirche und der Welt

13. Feb. 2024

Welche Anregungen und Aufträge ergeben sich aus der Botschaft und anderen Ergebnissen der Dreizehnten Vollversammlung an die LWB-Mitgliedskirchen? Eine Fachtagung von zwei Kirchen aus Deutschland ging dieser Frage nach. 

Die Dreizehnte Vollversammlung, die in Polen unter dem Thema "Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung" stattfand, brachte Delegierte aus allen Regionen der Welt zusammen

Die Dreizehnte Vollversammlung, die in Polen unter dem Thema "Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung" stattfand, brachte Delegierte aus allen Regionen der Welt zusammen. Foto: LWB/Marie Renaux

Kirchen aus Deutschland beraten Schritte nach der Dreizehnten Vollversammlung  

Einige Monate sind inzwischen seit der Dreizehnten Vollversammlung in Polen vergangen. Welche Fragen, Impulse und Ziele nehmen Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) nun in ihrer Arbeit vor Ort auf? In Ostdeutschland haben sich die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens (EVLKS) und die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) zu einer gemeinsamen Tagung über dieses Thema getroffen. 

Viele der Tagungsteilnehmenden waren als Delegierte, in anderen offiziellen Funktionen oder als Besuchende bei der Vollversammlung oder bei Vorbereitenden Tagungen dabei gewesen. Andere waren an der weltweiten Ökumene interessierte Menschen. 

Theologie und Ökumene 

„Wir haben von der Vollversammlung die Aufforderung zu einer intensiven Beschäftigung mit dem Augsburger Bekenntnis (Confessio Augustana – CA) mitgenommen,“ sagte Oberkirchenrat Friedemann Oehme, Referent für Ökumenische Beziehungen der EVLKS. „Das Augsburger Bekenntnis ist ein Schatz an konzentriert formuliertem Glauben, den es von Generation zu Genration zu entdecken gilt.“ 

„Wir wollen danach fragen, welche Relevanz dieses Bekenntnis der lutherischen Kirchen für uns heute hat,“ so Oehme. Das betreffe seine Anschlussfähigkeit für die Zusammenarbeit in der Ökumene, besonders für den Dialog mit der römisch-katholischen Kirche, aber auch mit den Freikirchen. Global gehe es um die Frage welche Rolle die CA in den unterschiedlichen Kontexten der Communio spiele. Die CA aus verschiedenen Perspektiven zu lesen, könne „ein tieferes Verständnis ermöglichen und die Bedeutung dieses Bekenntnisses in unseren Kirchen und Gemeinden erfahrbar machen.“ 

Generationengerechtigkeit 

Die Beteiligung junger Menschen und die intergenerationale Gerechtigkeit waren ein weiter Schwerpunkt auf der Tagung. Die Resolutionen der Vollversammlung sendeten „eine klare Botschaft“, so Pröpstin Astrid Kleist, die bis zur Vollversammlung LWB-Vizepräsidentin für Mittel- und Westeuropa war. Es gehe „künftig noch mehr um intergenerationale Gerechtigkeit“. Die jüngere Generation wolle ernstgenommen werden in ihren Themen, „aber auch dem Anspruch, an Leitung und Macht zu partizipieren“, um „die Kirche und Welt von morgen schon heute mitgestalten zu können.“ 

Möglichkeiten der Umsetzung innerhalb der EVLKS und der EKM wurden in einem Workshop diskutiert. 

Julia Braband, die bis 2023 LWB-Ratsmitglied war, stellte ein Projekt vor, bei dem sie zum Thema „Bewahrung der Schöpfung“ Gemeindemitglieder verschiedener Generationen eingeladen hatte und gemeinsam an dem Thema gearbeitet wurde. Im Gespräch mit Workshopteilnehmenden aus verschiedenen Generationen wurde deutlich, dass die Mitarbeit in Gremien in jungen Jahren prägend ist und häufig zu langfristigem Engagement dieser Personen führt. Außerdem wurde deutlich, dass es bei einem Miteinander nicht nur um verschiedene Generationen geht, sondern auch um Diversität in anderen Bereichen wie Bildung, Geschlecht oder Herkunft.   

Gendergerechtigkeit 

Auch 10 Jahre nach der Veröffentlichung vom „Grundsatzpapier: Gendergerechtigkeit im LWB“ bedürfe es „immer wieder neuer Anstrengungen und Klärungen“, um diesen Leitfaden umzusetzen, so Kathrin Wallrabe, Projektkoordinatorin des LWB-Frauennetzwerks Zentral- und Westeuropa und Gleichstellungsbeauftragte der EVLKS. Die Mitgliedskirchen des LWB sollten diese gemeinsam beschlossenen Ziele kennen und sich aktiv um konkrete Maßnahmen zur Förderung der Geschlechtergerechtigkeit einsetzen. 

„Gleichberechtigung geht nicht nur Frauen an, sondern ist eine Transformationsbewegung der ganzen Gemeinschaft“, sagte Wallrabe. „Individuen sollen gestärkt werden und nicht auf stereotype Rollenbilder festgelegt werden.“ 

Anhand des Dreischritts „Sehen – Handeln – Überprüfen“ könnten konkrete Schritte zur Überwindung von Geschlechterhierarchien unternommen werden. 

„Sehen“ beziehe sich auf den Ist-Zustand und aktuelle Statistiken bezüglich Verdiensts, Gremienbesetzung, etc., die wahrgenommen werden müssen. 

Bei „Handeln“ gehe es um Maßnahmen zur Verbesserung individueller und struktureller Chancengerechtigkeit. 

Der dritte Schritt, „Überprüfen“, macht deutlich, was sich verbessert hat und was noch verändert werden muss. 

Begegnung und Partnerschaft 

Die Begegnungsmöglichkeiten während der Vollversammlung und insbesondere bei den Vorbereitenden Tagungen wurden von allen Berichtenden sehr geschätzt. Die EKM war beispielsweise mit einer Gruppe von Studierenden aus der EKM und aus den Partnerkirchen in Schweden, der Slowakei und Tansania vor Ort in Polen. 

Partnerschaften zwischen Kirchengemeinden, Kirchenkreisen und Kirchen aus unterschiedlichen Weltregionen spielen auch zwischen den Vollversammlungen eine wichtige Rolle bei der gegenseitigen Verständigung.  

In Kooperation mit dem Leipziger Missionswerk widmeten die EVLKS und EKM ein Partnerschaftstreffen den Themen der LWB-Vollversammlung. Die Teilnehmenden erörterten die Rolle der weltweiten Themen für die ökumenischen Partnerschaften. Außerdem tauschten sie sich über ihre jeweiligen Rollen in der Partnerschaftsarbeit aus. Abschließend ging es um Fördermöglichkeiten, damit sich auch zukünftig Gruppen sich Länder übergreifend begegnen können. Die Erfahrungen der einzelnen Menschen mit der Arbeit des LWBs und der Vollversammlung wurde als Stärkung und Bestätigung für ökumenische Begegnungen gewertet. 

LWB/A. Weyermüller