
Der Generalsekretär der Lutherischen Kirche Ruandas, Pfarrer Prince A. Kalisa, überreicht Mumporeze Jannet in ihrem Haus in der Nähe der Gemeinde Kayonza im östlichen Distrikt von Rwamagana eine Färse. Foto: LCR
Lutherische Kirche unterstützt Frauen und junge Führungskräfte, die sich für wirtschaftliches Wachstum und stärkere Kirchen einsetzen
(LWI) – Im Jahre 2021 hat die Lutherische Kirche Ruandas (LKR) mit einer Seminarreihe begonnen, die Frauen und junge Erwachsene besonders in ländlichen Gemeinden nach lutherischen Grundsätzen schult, unternehmerisches Wissen vermittelt und Selbsthilfegruppen unterstützt. Die Leitidee dahinter ist offensichtlich: Stärkung des Glaubens der Gemeindemitglieder und Vermittlung von Kompetenzen, damit sie als Hoffnungsträger und -trägerinnen für zukünftige Entwicklungen in Gemeinschaften arbeiten können, die nur eingeschränkten Zugang zu einer lebenswichtigen Daseinsvorsorge haben.
„Die Ergebnisse sind absolut bemerkenswert“, sagte Pfarrer Prince A. Kalisa, Generalsekretär der LKR. „Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen haben den Kleinen Katechismus Martin Luthers erhalten, den die LKR in die im Land verbreitete Sprache Kinyarwanda übersetzt hat, so dass die Menschen jetzt ihren Glauben verstehen“, sagte er mit Hinweis auf einen der Workshops. „Darüber hinaus haben wir im Rahmen unternehmerischer Projekte 15 Gruppen wichtige Kompetenzen vermittelt, 90 Frauen und Mädchen als Schneiderinnen ausgebildet und 40 junge Menschen in Gartenbau unterrichtet. Fast alle dieser Menschen haben sich selbständig gemacht.“
Diese Aktivitäten gingen Hand in Hand mit dem Wiederaufbau von Gebäuden der Gemeinde und entsprechen den neuesten Anforderungen der Regierung, dass anerkannte, aus dem Glauben handelnde Organisationen über theologisch ausgebildete Seelsorgende und sonstiges Fachpersonal verfügen müssen. Die Infrastruktur der Gotteshäuser muss ebenfalls bestimmten Sicherheits- und Hygieneanforderungen entsprechen, dazu gehören Schallschutz und sanitäre Einrichtungen.
Leben verändern
Der Lutherische Weltbund unterstützt dieses langfristige Projekt der LKR durch sein Programm Projekte von Mitgliedskirchen. Zu den besonders hervorzuhebenden Projekten gehören landwirtschaftliche Frauengruppen, die das Leben der Menschen verändert haben. Ausgerüstet mit Bewässerungsanlagen und mit dem während der Workshops vermittelten Fachwissen, haben diese Gruppen karges Land in blühende Landwirtschaftsbetriebe verwandelt. Die Ernteerträge werden auf lokale Spar- und Genossenschaftskonten eingezahlt, die wiederum Kredite an ihre Mitglieder vergeben. Fünf Frauengruppen haben ebenfalls Färsen, Kaninchen und Ferkel erhalten, mit denen sie ihre Einnahmen aufstocken. „Wir bauen nicht nur Feldfrüchte an und halten Nutzvieh, sondern wie erschließen neue Möglichkeiten“, sagte ein Gruppenführer aus der Sakara-Pfarrei in der südöstlichen Gemeinde Kibungo.
In einer der Gruppen für soziales Unternehmertum, in der junge Erwachsene und Frauen handwerkliche Fähigkeiten wie die Produktion von Flüssigseife und das Schneiderhandwerk gelernt haben oder für den Markt der mobilen Geldtransaktionen ausgebildet wurden, sind 20 junge Menschen inzwischen selbständig und leisten einen Beitrag zum Familieneinkommen. „Das sind nicht nur Zahlen, das sind neue Lebensentwürfe“ fügte Kalisa hinzu.

Um neuen staatlichen Anforderungen gerecht zu werden, müssen Kirchengemeinden Hygiene- und Sanitäranlagen bereitstellen. Foto: LCR

Junge Menschen, die eine Schneiderei-Ausbildung erhalten haben, können sich selbstständig machen. Foto: LCR

Pfarrpersonen und andere Kirchenleitende der LRC bei einem Seminar über lutherische Lehre und Leitung. Foto: LRC
Abgesehen von der neu erworbenen wirtschaftlichen Unabhängigkeit gibt es hier auch bedeutende soziale Auswirkungen. Infolge der Teilnahme an Seminaren über reproduktive Gesundheit, HIV-, AIDS- und Suchtprävention sowie über den verantwortungsbewussten Umgang mit Technologie einschließlich Mobiltelefonen verfügen jetzt 500 junge Erwachsene in den LKR-Grundschulen über das Wissen und die Mittel, ihre Gesundheit und ihre Zukunft zu schützen. „In allen fünf Grundschulen der LKR hat es keine Berichte mehr über frühe Mutterschaften gegeben, und auch der Drogenmissbrauch der jungen Menschen besonders in den Städten und Großstädten ist zurückgegangen“, stellte Kalisa fest. Allerdings gibt es nach wie vor Sorgen wegen steigender HIV- und AIDS-Zahlen bei jungen Menschen in ländlichen Regionen, teilweise zurückzuführen auf die geringe Aufklärung über Präventionsmöglichkeiten. Mit einer Bevölkerung von 14,2 Millionen hat Ruanda eine HIV-Prävalenz bei Erwachsenen von drei Prozent.
Gemeinschaftliche Initiativen und Belastbarkeit
Es gehe allerdings auch, so stellte Generalsekretär Kalisa fest, um die Sichtbarkeit der Lutherischen Kirche und den Wiederaufbau der Gemeinden sowie die Eröffnung eines Schneidereizentrums für junge Erwachsene in Sakara, das im Rahmen einer gemeinschaftlichen Initiative errichtet wurde. „Die engagierte Verkündigung des Evangeliums durch die Kirche und ihre Beiträge für die umliegenden Gemeinschaften zeigen in besonderer Weise ihre Resilienz und ihre Einsatzbereitschaft für ihre Mission“, hob er hervor.
Trotz des guten Ergebnisses des Projektes insgesamt mit einer Erfolgsquote von 94 Prozent gab es eine Reihe von unerwarteten Herausforderungen, aus denen sich aber, so Kalisa, neue Erkenntnisse gewinnen ließen. Er berichtete in diesem Zusammenhang über drei Fälle, in denen die Teilnehmenden Färsen verkauft haben, anstatt sie aufzuziehen, um damit die Herden zu vergrößern und die Milchproduktion zu steigern. Die betroffenen Personen, so Kalisa, hätten den Kaufpreis für die jungen Kühe erstattet. Die örtliche Gemeinschaft und die Behörden haben diese Entscheidung unterstützt.
Mit Beginn der letzten Durchführungsphase des Projektes im ersten Quartal 2025 wird deutlich, so Kalisa, dass das Erreichen der zukünftigen Nachhaltigkeitsziele der Kirche ohne umfassende externe Unterstützung sehr schwierig sei. Wichtige Faktoren dabei seien, so erklärte Kalisa, dass die errichteten Zentren und die landwirtschaftlichen Flächen der Frauengruppen im Besitz der Kirche seien und dass die Stewardship-Ausschüsse der Gemeinden und die verantwortlichen Regierungsstellen an der gemeinsamen Beaufsichtigung aller Aktivitäten beteiligt seien.
Unser Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass die Kirchenmitglieder in der Lage sind, ihren Glauben in ihrer Alltagssprache zu verstehen, denn wir wollen Kompetenzen und Selbstvertrauen und keine Abhängigkeiten unterstützen.
Pfarrer Prince A. Kalisa, Lutherische Kirche Ruandas
„Unser Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass die Kirchenmitglieder in der Lage sind, ihren Glauben in ihrer Alltagssprache zu verstehen, denn wir wollen Kompetenzen und Selbstvertrauen und keine Abhängigkeiten unterstützen“, fügte er hinzu.
„Die Durchsetzung von Veränderungen in einem schwierigen Umfeld fängt oft im Kleinen an“, sagte Pfarrer Dr. Samuel Dawai, LWB-Regionalsekretär für Afrika. „Die Hoffnung beginnt zu wachsen, wenn aus dem Glauben gehandelt wird. Durch mehr Aufklärungsarbeit werden junge Menschen in die Lage versetzt, kluge Entscheidungen zu treffen, und die Gründung einer Frauengruppe führt zu Freundschaften, gegenseitiger Unterstützung und verbesserten Lebensgrundlagen. Das Erlernen einfacher Fähigkeiten kann der Ausgangspunkt für die Gründung eines Kleinunternehmens sein.“
Gegründet im Jahre 1994 mit 200 Mitgliedern zählt die Lutherische Kirche Ruandas heute 12.000 Gläubige. Oberhaupt der Kirche ist Bischof Evalister Mugabo. Die LKR besteht aus 13 Gemeinden mit 60 Kirchen, in denen 40 ordinierte Geistliche tätig sind, fünf davon Frauen. Die LKR hat sich dem LWB im Jahre 2002 angeschlossen.