Frauenrechtskommission berät über Kampf gegen Armut

8. Mär. 2024

Mit ihrem Fachwissen und ihrer Erfahrung aus der Praxis nehmen Vertreterinnen und Vertreter von LWB-Mitgliedskirchen und Länderprogrammen auf der ganzen Welt an der 68. Sitzung der Frauenrechtskommission der Vereinten Nationen teil. Bei der Tagung geht es um die Bekämpfung von Armut.

Ein von Frauen betriebener Gemeinschaftsgarten in Mberengwa, Simbabwe

Ein von Frauen betriebener Gemeinschaftsgarten in Mberengwa, Simbabwe, wo der LWB im Rahmen seiner Initiative für wirtschaftliche Gerechtigkeit und die Stärkung der Rolle der Frau die Entwicklung von Fähigkeiten und die Schulung von Anwaltschaft unterstützt. Foto: LWB/P. Bangoura

LWB: „Armut trägt weltweit immer noch in erster Linie ein weibliches Gesicht” 

(LWI) – Armut trägt ein weibliches Gesicht. Auf der ganzen Welt sind Frauen und Mädchen unverhältnismäßig stark von Armut betroffen, die ihnen den Zugang zu fair bezahlter Arbeit, sozialem Schutz, Entscheidungsfreiheit und einem Leben in Würde verwehrt. Der Lutherische Weltbund (LWB) ist daher bei den Vereinten Nationen in New York anwesend, um an der 68. Sitzung der Frauenrechtskommission (Commission on the Status of Women, CSW) teilzunehmen. Diese befasst sich mit der „Bekämpfung von Armut und der Stärkung von Institutionen und Finanzierung unter Beachtung der Geschlechterperspektive“. 

Am 8. März, dem Internationalen Frauentag, versammelte sich eine große Delegation von Vertreterinnen und Vertretern von LWB-Mitgliedskirchen und Länderprogrammen vor der Eröffnung der CSW68, bei der sie ihre Arbeit zur Armutsbekämpfung und zur Beseitigung der noch immer bestehenden geschlechtsspezifischen Ungleichheiten vorstellen werden. In einer Erklärung, die bei der Tagung vom 11. bis 22. März vorgestellt werden soll, sagt der LWB: „Es ist absolut bedauerlich, dass das globale Gesicht der Armut immer noch in erster Linie weiblich ist.“ 

Nichtweiße Frauen, so heißt es in der Erklärung, stünden „aufgrund von Sexismus und Rassismus, die sich überschneiden“ vor den größten Herausforderungen. Der LWB fordert die UN-Mitgliedsstaaten auf, „Ungleichheiten zu beseitigen, Schulden zu erlassen und eine globale, ausgewogene und rechtsverbindliche Steuerkonvention der Vereinten Nationen zu schaffen." Dem Bericht zufolge geben die ärmsten Länder viermal mehr Geld für den Schuldendienst als für die Gesundheitsversorgung ihrer Bevölkerung aus. Steuerhinterziehung, Profitgier und Habsucht hätten Vorrang vor „Menschen, Menschenrechten oder der Umwelt.” 

In einer Botschaft an die Teilnehmenden der CSW sagte LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt, Mädchen erhielten zunehmend Zugang zu Bildungschancen, doch „spiegelt sich dies in der Zusammensetzung der Mitarbeiterschaft in vielen Branchen und Ländern nicht angemessen wider, da sich geschlechtsspezifische Diskriminierung und Sexismus hartnäckig halten“. Burghardt, die erste weibliche Führungspersönlichkeit des LWB, wies darauf hin, dass Frauen auf der ganzen Welt schlechter bezahlt werden als Männer, die in den gleichen Berufen arbeiten, und weniger Zugang zu Führungspositionen haben, „eine Tatsache, die zu Unrecht mit patriarchalischen kulturellen Normen und Geschlechterrollen begründet wird.“ 

Mit der Verschärfung der Klimakrise, so Burghardt weiter, seien Frauen in den Entwicklungsländern einem höheren Risiko ausgesetzt, ihre Lebensgrundlage zu verlieren, da die meisten von der Landwirtschaft lebten. Sie forderte die UN-Mitgliedsstaaten auf, „konkrete Schritte für eine raschere Bekämpfung der Armut zu unternehmen, mit einer neuen globalen Finanz- und Wirtschaftsarchitektur, die dem Ziel der Gendergerechtigkeit dient und der gesamten Menschheit zugutekommt - nicht nur einigen wenigen.“ Der LWB ist der Ansicht, dass die Förderung von guter und menschenwürdiger Beschäftigung für Frauen nicht nur dem Wohl der Gesellschaft dient, sondern auch für die Wahrung der Rechte der Frauen, die Bekämpfung von Armut und die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele von entscheidender Bedeutung ist, so Burghardt. 

Die Arbeit der LWB-Delegation in New York wird in enger Zusammenarbeit mit dem Lutherischen Büro für Weltgemeinschaft (LOWC) koordiniert. Das LOWC schult Teilnehmende darin, sich vor, während und nach den CSW-Sitzungen wirksam bei ihren Regierungen für die Belange der Frauen einzusetzen. Seit den frühen 1990er Jahren entsendet der LWB regelmäßig Delegationen zur CSW, um eine wichtige religiöse Perspektive zu frauenrelevanten Themen überall in der Welt einzubringen. 

Steuergerechtigkeit, berufliche Bildung, wirtschaftliche Handlungsfähigkeit

Zur Eröffnung der 68. Tagung werden LWB-Delegierte aus Madagaskar, Kolumbien, Simbabwe, Kambodscha und den Vereinigten Staaten zusammen mit Kolleginnen und Kollegen des kanadischen Lutheran World Relief an einer Veranstaltung teilnehmen. Dabei sollen innovative Programme zur wirksamen Armutsbekämpfung und zur Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort für mehr Gendergerechtigkeit vorgestellt werden. Auf der Tagesordnung stehen auch die Themen Investition in Prävention und Bekämpfung von sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt. Dabei soll aufgezeigt werden, wie religiöse Organisationen zusammenarbeiten, um diese Missstände weltweit zu beseitigen.

Auf einer weiteren Veranstaltung unter dem Titel Stealing Our Future befasst sich der LWB gemeinsam mit seinen ökumenischen Partnern ACT Alliance, Norwegian Church Aid und der Finnischen Evangelisch-Lutherischen Missionsgesellschaft (FELM) mit der Frage, wie sich internationale Steuerflucht negativ auf das Leben von Frauen und Mädchen auswirkt. Eine Gruppe von Teilnehmenden aus verschiedenen geographischen Regionen wird Vorschläge unterbreiten, wie die rechtlichen Lücken, die diesen Missbrauch begünstigen, beseitigt werden können, beispielsweise durch die Einführung einer rechtsverbindlichen UN-Steuerkonvention. 

Die Arbeit des LWB zugunsten von Frauen im Nahen Osten und in Nordafrika wird bei einer weiteren Veranstaltung mit dem Titel Faith in Action: Pathways to Women's Economic Agency (Glaube in Aktion: Wege zur wirtschaftlichen Handlungsfähigkeit von Frauen) im Mittelpunkt stehen. Delegierte aus Palästina, Jordanien, Syrien und dem Irak werden darüber sprechen, wie diese Programme zur beruflichen Bildung und finanziellen Eingliederung Frauen erfolgreich dabei helfen, sich aus der Armut zu befreien und die vielen Hindernisse auf ihrem Weg zu einer erfüllenden beruflichen Laufbahn und finanziellen Zielen zu überwinden. 

LWB/P. Hitchen