COP27: LWB engagiert sich auf globaler Ebene für Klimagerechtigkeit

3. Nov. 2022

Die wichtigsten Forderungen des LWB auf der COP27 beziehen sich auf eine schnelle Verringerung der Treibhausgasemissionen, eine massive Erhöhung der für den Klimaschutz zu verwendenden Finanzmittel, signifikante Fortschritte bei der Anpassung an den Klimawandel und die Einrichtung eines neuen Mechanismus zur Minderung der durch den Klimawandel entstehenden Verluste und Schäden. 

Eine Lichtinstallation mit den Worten „Loss + Damage“ vor dem Scottish Events Campus in Glasgow, Schottland. Verluste und Schäden bezieht sich darauf, wie reiche Länder Entwicklungsländern und armen Ländern helfen können, die Auswirkungen des Klimawandels auf das Leben der Menschen zu bewältigen. Foto: LWB/Albin Hillert

Eine Lichtinstallation mit den Worten „Loss + Damage“ vor dem Scottish Events Campus in Glasgow, Schottland. Verluste und Schäden bezieht sich darauf, wie reiche Länder Entwicklungsländern und armen Ländern helfen können, die Auswirkungen des Klimawandels auf das Leben der Menschen zu bewältigen. Foto: LWB/Albin Hillert 

Einsatz und Forderungen der Advocacy-Arbeit des LWB   

(LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) wird seine Stimme auf der diesjährigen COP27-Klimakonferenz in Sharm El-Sheikh, Ägypten für diejenigen erheben, die von der Klimakrise am stärksten betroffen sind. Der Klimawandel bedroht in unverhältnismäßiger Weise am stärksten die Existenzgrundlage der ärmsten und verletzlichsten Bevölkerungen weltweit. Das sind besonders oft diejenigen, die mit unterschiedlichen Formen der Diskriminierung und Marginalisierung konfrontiert werden, z. B. in Armut lebende Frauen, junge Menschen, Kinder, Menschen mit Behinderungen und indigene Völker.  

„Ein glaubensgeleiteter Handlungsansatz bestärkt uns darin, Mitleid mit allen Lebewesen zu haben und dem moralischen Imperativ zu folgen, für die Erde zu sorgen und dabei das Leben, die Lebensgrundlagen und die Würde der Gemeinschaften zu schützen, die durch den Klimawandel besonders gefährdet sind“, sagt Isaiah Toroitich, Leiter der LWB-Abteilung für globale Advocacy-Arbeit. Seit 2011 sind es der LWB, seine Mitgliedskirchen und seine Jugenddelegationen, die dieses öffentliche Zeugnis auf den COP-Klimakonferenzen in prominenter Weise vertreten.  

Junge Menschen spielen eine wichtige Rolle bei den Initiativen des LWB für Klimagerechtigkeit und den Erhalt der Schöpfung. „Unsere Beiträge zur generationsübergreifenden Gerechtigkeit und unsere Fokussierung auf dieses Thema sind eine wichtige Errungenschaft nicht zuletzt deshalb, weil unsere LWB-Jugend unsere Advocacy-Arbeit für Klimagerechtigkeit in vorderer Linie anführt und Klimaprojekte in ihren Gemeinschaften und Kirchen umsetzt“, erklärt Toroitich.  

Vierzig junge Delegierte nehmen gemeinsam mit anderen Aktivistinnen und Aktivisten für Klimagerechtigkeit an der COP27 teil, acht von ihnen sind persönlich vor Ort dabei. Sie werden von Personal aus dem Gemeinschaftsbüro unterstützt und begleitet.  

Erwartungen und politische Forderungen an COP27  

Nach intensiven Schulungen in den vergangenen Wochen sind die LWB-Delegierten jetzt gut auf die Advocacy-Arbeit des LWB auf der COP27 vorbereitet.  

„Dieses Jahr beziehen sich die wichtigsten Forderungen des LWB auf der COP27 auf eine schnelle Verringerung der Treibhausgasemissionen, eine massive Erhöhung der für den Klimaschutz zu verwendenden Finanzmittel, signifikante Fortschritte bei der Anpassung an den Klimawandel und die Einrichtung eines neuen Mechanismus zur Minderung der durch den Klimawandel entstehenden Verluste und Schäden“, erklärt Toroitich. „Das Zeitfenster für eine Lösung dieser Probleme schließt sich schnell – es könnte gut sein, dass wir eine Erwärmung um 1,5°C bereits in den kommenden fünf Jahren erreichen.“  

Der Begriff „Abschwächung der Folgen des Klimawandels“ bedeutet eine signifikante Verringerung von Treibhausgasemissionen, die die globale Klimaerwärmung verursachen. Bisher hat die internationale Gemeinschaft nicht genug unternommen, um das Ziel einer Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5°C zu erreichen. Nach Erkenntnissen des Climate Action Trackers läuft die Erwärmung eher auf einen Wert zwischen 2,1°C und 2,7°C im Vergleich zur vorindustriellen durchschnittlichen globalen Temperatur hinaus. „Dies wäre eine weltweite Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes“, sagt Toroitich.  

Die Durchführung von Maßnahmen, um diese Katastrophe zu verhindern, erfordert den Einsatz erheblicher finanzieller Mittel. „Ohne eine gerechte Klimafinanzierung gibt es keine Vertrauensbasis für erfolgreiche Verhandlungen auf der COP27“, sagt Toroitich. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist die Finanzierung des Klimaschutzes „absolut unzureichend.“ Darüber hinaus werden Staaten, die den Folgen des Klimawandels besonders schutzlos ausgeliefert sind, international marginalisiert. Dies gilt ebenfalls für Anpassungsprogramme und Ausgleichszahlungen für erlittene Verluste und Schäden dieser Staaten.  

Aus diesem Grund fordert der LWB die Regierungen der Industrieländer auf, die gemeinsam für die Zeit 2020–2025 gegebenen finanziellen Zusagen einzuhalten: Bereitstellung von USD 600 Milliarden unter besonderer Berücksichtigung von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel.  

Die Anpassung an den Klimawandel ist die andere Seite der Abschwächung des Klimawandels. Die Abschwächung des Klimawandels zielt darauf ab, Auswirkungen auf die Umwelt zu verhindern, während mit Anpassungsmaßnahmen die Menschen dabei unterstützt werden, in einer sich bereits veränderten Umwelt zu leben. „Auf der politischen Ebene bedeutet dies, dass Klimarisiken zu einem festen Thema aller Politikfelder werden müssen und dass wir klimaresiliente Entwicklungspfade und Lebensgrundlagen herstellen müssen“, sagt Toroitich. „Wir erwarten von der COP27, dass Regierungen weitere Vorgehensweisen beschließen, die 50 Prozent der Finanzierung des Klimaschutzes für Anpassungsmaßnahmen vorsieht und die armen, besonders vom Klimawandel betroffenen Länder stärker unterstützt und sie in die Lage versetzt, ihre Krisenfestigkeit zu verbessern.“  

Durch Klimaveränderungen verursachte Verluste und Schäden (Loss and Damage) bezeichnen Folgen des Klimawandels, die auch durch Anpassungsmaßnahmen nicht zu verhindern sind. Dies trifft auch auf Optionen zu, die zwar vorhanden sind, auf die eine Gemeinschaft jedoch aufgrund fehlender Ressourcen keinen Zugriff hat oder die sie nicht nutzen kann. „Finanzmittel sind entscheidend, um Verluste und Schäden wiedergutzumachen“, erklärt Toroitich. „Das ist jedoch bisher innerhalb der Finanzarchitektur des Pariser Abkommens nicht vorgesehen.“ Auf der COP27 fordert der LWB die Regierungen zur Einrichtung eines Mechanismus auf, um Verluste und Schäden auszugleichen und einen Prozess zu etablieren, um adäquate, zugängliche und zusätzliche Finanzmittel bereitzustellen. 

LWB/A. Weyermüller. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken