Burghardt betont glaubwürdiges Zeugnis in Zeiten von Konflikten

Generalsekretärin Burghardt legt LWB-Rat ihren Bericht vor und ruft die LWB-Mitgliedskirchen auf, Hoffnung zu verbreiten, einander in respektvollem Dialog zu begegnen und glaubwürdiges Zeugnis in unserer polarisierten Welt abzulegen.

Rev. Dr Anne Burghardt, General Secretary of the LWF. Photo: LWF/Albin Hillert

Pfarrerin Dr. Anne Burghardt, Generalsekretärin des LWB. Foto: LWB/Albin Hillert

LWB-Generalsekretärin legt neuem Rat Bericht vor und spricht über Bekenntnis zu Theologie, Ökumene, Mission und Dienst

(LWI) – Acht Monate nach der Vollversammlung in Krakau hat die Generalsekretärin des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfarrerin Dr. Anne Burghardt, am 13. Juni eine Rede vor dem neuen LWB-Rat gehalten, in der sie die Erfolge der weltweiten Kirchengemeinschaft hervorgehoben und die Herausforderungen skizziert hat, mit denen die Kirchengemeinschaft konfrontiert ist. Bei der ersten Ratstagung seit der Vollversammlung dankte sie den Mitgliedskirchen für ihre anhaltende Unterstützung des LWB in seinem Bemühen, „seinen vier Grundpfeilern Theologie, Ökumene, Mission und Diakonie treu zu bleiben“.

Burghardt ging auf den Kontext ein, in dem der LWB wirkt, und wies darauf hin, dass auf den jüngsten Tagungen in den verschiedenen LWB-Regionen eine Reihe von wichtigen Anliegen formuliert worden seien. Zu diesen Anliegen zählten die gesellschaftliche Polarisierung, die Erosion demokratischer Strukturen und die Instrumentalisierung von Religion sowie die mangelnde Bereitschaft, die Grundursachen für Probleme zu erforschen und konstruktive Lösungsansätze zu finden.

Burghardt betonte, dass es „besonders gefährlich [sei], wenn Theologien und religiöse Identitäten radikalisiert“ und für politischen Zwecke instrumentalisiert würden. Im Kampf gegen autoritäre Führungsstile, die „mit dem Grundsatz eines dienenden Leitungswirkens nicht im Einklang stehen“, müssten Kirchen Vorbilder für einen respektvollen Dialog sein, kritisches Denken fördern, irreführende Theologie verurteilen und eine prophetische Stimme gegen eine Verletzung der Menschenwürde erheben.

Burghardt sprach über die zunehmenden Konflikte und die steigende Zahl von Vertriebenen überall auf der Welt sowie über die sich verschärfende Klimakrise, die zu einem deutlich gestiegenen Bedarf an humanitärer Hilfe führten, während gleichzeitig ein „signifikanter Rückgang der Finanzmittel für humanitäre Organisationen“ zu verzeichnen sei. In vielen Ländern der Welt würde die Sorge angesichts der Rückschläge in Bezug auf die Menschenrechte von Frauen, die auch mit einem Anstieg geschlechtsspezifischer Gewalt einhergingen, wachsen, so Burghardt.

Vor diesem Hintergrund möge es nicht einfach erscheinen, „glaubwürdiges Zeugnis abzulegen und Hoffnung zu verbreiten“, so Burghardt weiter. „Es gibt nicht die eine allgemeingültige Patentlösung, wie wir das Evangelium am besten verkündigen oder die Kirchen ihre Stimmen am besten im öffentlichen Raum erheben können“. Aus manchen Regionen gebe es Berichte über eine zunehmende Verfolgung von christlichen Gläubigen; in anderen Regionen bemühten sich die Kirchen um Menschen, die den Kontakt zur Kirche aufgrund der Säkularisierung verloren hätten oder vom Wohlstandsevangelium geködert worden seien, so Burghardt. Sie wies aber auch darauf hin, dass sich viele junge Menschen nach einem Raum sehnen würden, „in dem sie Gott begegnen können, der ihnen Orientierung gibt, aber auch gnädig ist und dem eigenen Leben einen Sinn gibt“, sowie nach „einer Theologie, die mit einer gegenkulturellen Stimme spricht“ und einem Gefühl von fürsorglicher Gemeinschaft.

Burghardt berichtete von ihren Besuchen in Mittelamerika, Indonesien, dem Heiligen Land und der Ukraine, und unterstrich dabei insbesondere die „herzzerreißenden“ Berichte von Menschen, die sie in Jerusalem und in Charkiw getroffen habe.

Ökumene, Theologie, Führungswirken

Mit Blick auf die ökumenischen Beziehungen des LWB verwies Burghardt auf die positiven Entwicklungen in den Beziehungen zu zahlreichen Partnern. Sie berichtete, dass der lutherisch/römisch-katholische Dialog vor der sechsten Phase seines Dialogs stünde, während sich der lutherisch-pfingstkirchliche Dialog auf die zweite Phase freue; die Berufung von lutherischen Vertreterinnen und Vertretern für beide Kommissionen sei nun Aufgabe des Rats. Sie berichtete weiterhin von der lutherisch-orthodoxen Dialogkommission, die ihre Tagung in Kairo jüngst mit der Veröffentlichung von zwei Erklärungen abgeschlossen habe, von denen eine „das Potenzial hat, wirklich bahnbrechend zu sein“.

Burghardt berichtete vom Engagement des LWB zur Unterstützung des Zeugnisses seiner Mitgliedskirchen und von zwei neuen theologischen Studienprozessen zur Theologie des Kreuzes einerseits und zu Frieden und Versöhnung in Zeiten von Konflikt und Krieg andererseits. „Die theologische Aus- und Weiterbildung werden auch in Zukunft einen zentralen Arbeitsschwerpunkt für den LWB darstellen“, sagte sie, und würden die unerlässliche Aufgabe beinhalten, durch Stipendien und eine regelmäßige Begleitung eine neue Generation von Theologie-Fachleuten auszubilden. Mit Blick auf das Thema Gottesdienst berichtete Burghardt von dem Ruf nach zugänglichem Gottesdienstmaterial, einschließlich Musik und Gebeten, und gab bekannt, dass der LWB erstmals seit fast 20 Jahren wieder ein Referat für Liturgiewissenschaft einrichten werde.

Burghardt unterstrich die bereits laufende Arbeit zur Schulung und Fortbildung von ordinierten und nicht-ordinierten Führungspersonen unter anderem in den Bereichen Friedenskonsolidierung und Führungswirken in Krisenzeiten. Insbesondere hob sie das Engagement des LWB zur Förderung von Frauen in Führungspositionen durch die Einrichtung von regionalen Netzwerken für Gendergerechtigkeit und die Arbeit zur Förderung von jungen Menschen in Führungspositionen und eine sinnvolle Teilhabe von jungen Menschen in allen Bereichen des kirchlichen Lebens hervor.

Advocacy und humanitäre Hilfe

Burghardt sprach des Weiteren über die wichtige Advocacy-Arbeit des LWB, die die Anliegen der lokalen Kirchen durch die Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen und anderen internationalen Organisationen auf die globale Bühne bringe. Sie wies darauf hin, dass der Rat eine Arbeitsgruppe berufen soll, um ein Grundsatzpapier zu Klimagerechtigkeit zu erarbeiten, und hob hervor, dass die Vorstellung der neuen „Gender Justice Toolbox“, einer Sammlung von Instrumenten für Gendergerechtigkeit, anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Verabschiedung seines wegweisenden Grundsatzpapiers zu Gendergerechtigkeit ein „wichtiger Meilenstein“ für den LWB gewesen sei.

Schließlich berichtete Burghardt über verschiedene Beispiele des humanitären Engagements und der Entwicklungszusammenarbeit des LWB und sagte, dass der LWB nicht nur für die Menschen, die unter den Konflikten in der Ukraine und im Nahen Osten leiden, sondern auch für die Menschen, die durch Krisen aus ihrer Heimat vertrieben wurden, die in den Medien wenig Aufmerksamkeit erführen, wie zum Beispiel im Sudan, in Myanmar, in Äthiopien und in der Demokratischen Republik Kongo, weiterhin dringend notwendige Hilfe leiste. Wichtiger als die eindrucksvolle Zahl von Menschen, die von LWB-Programmen profitieren, unterstrich Burghardt, „ist, dass das Leben von vielen Menschen durch das Engagement der Menschen hinter diesen Zahlen zum Besseren verändert und verwandelt wurde“.

Zum Abschluss ihrer Ansprache rief die Generalsekretärin alle Ratsmitglieder dringend auf, sich „weiterhin aktiv in das Leben des LWB einzubringen“, und erinnerte die Ratsmitglieder daran, dass eine der wichtigen Aufgaben auf dieser Tagung die Verabschiedung der LWB-Strategie für 2025 bis 2031 sei.

 

Ratstagung 2024

Die LWB-Ratstagung 2024 findet vom 13. bis 18. Juni 2024 in Chavannes-de-Bogis, nahe Genf statt. Sie steht unter dem Motto „Reich an Hoffnung“ (Römer 15,13).

LWF/P. Hitchen