Vom kenianischen Dorf ins UN-Büro des LWB

3. Feb. 2023

Christine Mangale blickt auf ihren Weg von der Jugendleiterin in ihrem Heimatland Kenia zu ihrem aktuellen Job als Leiterin des Lutheran Office for World Community (Lutherisches Büro für Weltgemeinschaft) in New York zurück, wo sie den Stimmen örtlicher Kirchen bei der Förderung von Gerechtigkeit, Frieden und Menschenrechten Gehör verschafft.

Christine Mangale, Direktorin des Lutheran Office for World Community in New York. Foto: Andiesam

Christine Mangale, Direktorin des Lutheran Office for World Community in New York. Foto: Andiesam

Christine Mangale ist Direktorin des Lutheran Office for World Community

(LWI) – Den Stimmen der lutherischen Kirchen aus der ganzen Welt bis in die höchsten Ebenen der UN-Diplomatie und Entscheidungsfindung Gehör verschaffen. Das ist die Herausforderung, der sich die neue Direktorin des Lutheran Office for World Community (Lutherisches Büro für Weltgemeinschaft) (LOWC), Christine Mangale, stellt, die als erste Frau diese hochrangige Position in New York einnimmt.

Mangale, die vergangenen September für den Posten ernannt wurde, ist für den Job bestens gerüstet, denn sie arbeitet schon seit 2008 in dem New Yorker Büro, zuerst als Praktikantin, später als Koordinatorin und Programmleiterin. Doch eigentlich hat sie sich schon ihr ganzes Leben auf diese Rolle vorbereitet: in jungen Jahren engagierte sie sich in der Netzwerkarbeit, in Kampagnen und in der Gemeinwesenarbeit mit Jugendlichen in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in ihrem Heimatland Kenia.

„In meiner Jugend interessierte ich mich brennend für Themen wie Armut und Arbeitslosigkeit, deshalb war ich ehrenamtlichen in vielen verschiedenen Funktionen tätig“, erinnert sie sich. „Meine Eltern waren beide in der Kirche aktiv, mein Vater als Prediger und meine Mutter engagierte sich in der Frauengruppe. Daher war die Kirche für mich mehr als nur ein Ort, an dem man den Sonntagmorgen verbrachte. Sie stellte eine Gemeinschaft dar, die meinen Wunsch, Gemeindevorsteherin zu werden, und meine Begabung dazu förderte“, sagt sie.

Nicht lange danach wurde diese Begabung erkannt, und Mangale wurde zur Jugendleiterin sowohl für ihre Kirche in Kenia als auch zur regionalen Jugendsekretärin für Ost- und Zentralafrika gewählt. Das bot ihr Gelegenheiten zu reisen und Kontakte zu gleichgesinnten Menschen in anderen Teilen der lutherischen Welt zu knüpfen. 

2011 wurde Praktikantin für das Jugendprogramm des Lutherischen Weltbunds (LWB). 2003 dann war sie bei ihrer ersten LWB-Vollversammlung in Winnipeg, Kanada als Steward dabei. „Das sind alles Abschnitte auf dem Weg von meinem Dorf zu den Vereinten Nationen“, meint sie.

Seit diesen Anfangstagen hat Mangale den LWB in UN-Foren und -Diskussionen zu Themen wie Frieden, Menschenrechte, Migration, nachhaltige Entwicklung, Geschlechtergerechtigkeit und HIV-AIDS vertreten. Das LOWC wurde 1973 als gemeinsamer geistlicher Dienst von LWB und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA) eingerichtet, um den Vereinten Nationen die Anliegen der lutherischen Gemeinden an der Basis vorzulegen und die Kirchen über die politischen Entscheidungen und Entwicklungen zu unterrichten, von denen sie betroffen sein könnten.

Gendergerechtigkeit und Frauenförderung

Zu ihren bisher bemerkenswertesten Erfolgen zählt Mangale ihre Arbeit, mit der „die lutherischen Gesichtspunkte beim Thema Geschlechtergerechtigkeit innerhalb der UN-Prozesse stärker betont werden“, wie zum Beispiel in der Frauenrechtskommission (CSW), die jedes Jahr im März tagt. Zu den Erfolgen gehört auch die Vorbereitung der LWB-Delegierten für die Lobbyarbeit bei ihren Regierungen und UN-Vertreterinnen und -Vertretern, der Austausch von optimalen Vorgehensweisen unter den Mitgliedskirchen und die Organisation von parallel und daneben stattfindenden Veranstaltungen in New York, um so die Arbeit der Lutheranerinnen und Lutheraner sowie anderer Glaubensgruppierungen zur Förderung der Frauenrechte zur Geltung zu bringen.

„Anfangs arbeiteten wir mit einigen anderen Kirchen und religionsübergreifenden Gruppen, aber jetzt stimmen wir uns sehr viel bewusster ab, um unseren Stimmen mehr Gehör zu verschaffen“, so Mangale. Trotz der fortlaufenden Herausforderung durch „Rückschläge und äußerst beunruhigende Vergeltungsangriffe auf Frauenrechtsverfechterinnen und -verfechter vor Ort“, wird die Arbeit, mit der der LWB und andere Kirchen den „religiösen Fundamentalisten, die die Frauenrechte unterdrücken“ entgegenwirken, zunehmend wertgeschätzt.

Mangale, die in den beiden Bündnissen „Ökumenische Frauen bei den Vereinten Nationen“ (Ecumenical Women at the UN) sowie „Glaube in Peking“ (Faith in Beijing) eine aktive Rolle spielt, sagt, ein wichtiger Teil ihrer Arbeit bestehe darin, „im UN-Raum für Glaubenskompetenz zu sorgen“. Einen weiteren bedeutenden Erfolg erzielte sie, als sie mithalf, die jährliche LWB-Schulung zum Engagement für die Menschenrechte für Frauen durch die Stärkung der Verbindungen zu verschiedenen UN-Plattformen auszubauen.

In diesem Jahr haben Mangale und ihr kleines Team (eine neue Programmleitung und wichtige Beratung durch den früheren LOWC-Leiter Dennis Frado) alles gut im Griff. LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt besucht die Vereinten Nationen in New York in der ersten Februar-Woche zu Treffen mit Partnerinnen und Partnern sowie politischen Entscheidungstragenden. „Angesichts des schrumpfenden Raums für die Zivilgesellschaft und der Aushöhlung des Multilateralismus ist es äußerst wichtig, dass sie hierher kommt, um die Arbeit, die wir leisten, hervorzuheben und unsere Methodik vom Lokalen zum Globalen zu beleuchten“, betont Mangale. 

Die neue LOWC-Direktorin freut sich auch schon auf ihre nächste LWB-Vollversammlung in Polen im September, auf der sie im Rahmen des LWB-Teams Action for Justice (Handeln für Gerechtigkeit) tätig sein wird. „Beziehungen zu Mitgliedskirchen aufzubauen ist für mich schon immer eine Kraftquelle gewesen“, sagt sie und legt dabei die Betonung vor allem auf die Stärkung von Frauen und jungen Menschen. „Ich bin ein Produkt von anderen Frauen, die mich als Mentorinnen betreut und meiner Stimme Gehör verschafft haben, also nutze ich meine Zeit, um junge Menschen als Mentorin zu begleiten und arbeite eng mit der ELKA und den LWB-Jugendprogrammen zusammen. Ich bin zwar keine Jugendliche mehr, doch ich habe nie aus den Augen verloren, wie wichtig diese Arbeit ist!“

LWB/P. Hitchen. Deutsche Übersetzung: Tonello-Netzwerk, Redaktion: LWB/A. Weyermüller