Josef Pfattner, LWB-Koordinator für humanitäre Hilfe in der Ukraine zieht Bilanz nach zwei Jahren Krieg
(LWI) - Josef Pfattner koordiniert seit zwei Jahren die Ukraine-Hilfe des Lutherischen Weltbundes (LWB). Im Interview spricht er darüber, wie sich die Hilfe verändert hat, und warum es nach wie vor wichtig ist, für die Ukraine zu spenden.
Von der Bereitstellung von Essen und Medikamenten für Flüchtlinge in Nachbarländern über den Bau von Luftschutzbunkern in Schulkellern und der Einrichtung von Wärmestuben bis zur Sanierung von Wohnungen hat sich die humanitäre Hilfe des Lutherischen Weltbundes (LWB) in der Ukraine verändert. Möglich ist dies durch die anhaltende Unterstützung der LWB-Partner weltweit.
Josef Pfattner, Koordinator der Ukraine-Arbeit des LWB, blickt zurück auf zwei Jahre Ukraine-Hilfe, und erklärt, warum diese Hilfe immer noch von entscheidender Bedeutung ist.
„Nach zwei Jahren hat sich ein Teil der Gesellschaft in Europa daran gewöhnt, dass es einen Krieg in Europa gibt. Dies sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Millionen Familien dramatisch von den Folgen der Invasion betroffen sind. Zu den unmittelbaren Bedürfnissen gehören Nahrung, Unterkunft und medizinische Hilfe, einschließlich der Bewältigung der durch den Krieg verursachten Traumata“, sagt er.
Wenn Sie an den Anfang des Ukraine-Krieges zurückdenken, wie hat sich die Situation in den letzten beiden Jahren verändert?
Wie die meisten wurden wir von diesem Angriff überrascht. Am Anfang war alles unvorhersehbar. Wir wussten nicht, ob die Ukraine innerhalb weniger Tage überrannt wird, und wie viele Menschen fliehen würden. Diese ersten Wochen haben wir eine ganz große Hilfsbereitschaft erlebt, nicht nur viele Nichtregierungsorganisationen haben sich engagiert, sondern auch viele Privatpersonen, Familien und Kirchengemeinden.
Damals hatten viele die Hoffnung, dass der Krieg bald aufhört. Inzwischen dauert er zwei Jahre. Die Hilfsbereitschaft ist immer noch beispielhaft, aber die Toleranz gegenüber den Geflüchteten nimmt an manchen Orten ab. Für die Menschen aus der Ukraine, die jetzt seit zwei Jahren im Ausland leben, bedeutet das auch, dass sie Entscheidungen über ihre Zukunft treffen müssen.
Inwiefern?
Jede Familie ist in einer anderen Situation. Wir erleben Menschen, die ihre Zukunft und die ihrer Kinder im Ausland planen, und wir erleben Menschen, die noch immer hoffen, im nächsten Monat zurückkehren zu können. Inzwischen ist vielen klar, dass sie langfristig denken müssen. Der Krieg hat viele Familien getrennt, die Männer und Väter dürfen die Ukraine nicht verlassen. Viele Frauen sind seit zwei Jahren de facto alleinerziehend, und tragen eine große Verantwortung für ihre Familien.