Während Städte in der Ukraine täglich bombardiert werden, setzt der LWB Kellerräume von Schulen in Itschnja und Bobrowyzja instand, die als Schutzräume dienen. Damit sollen Schulen sicherer gemacht werden, damit die Schülerinnen und Schüler dort wieder am Präsenzunterricht teilnehmen können.
Der LWB hat mit Baumaßnahmen in einer Schule in Itschnja begonnen
(LWI) – Nach monatelanger russischer Besetzung im Frühjahr 2022 ist die Gemeinde Itschnja im Oblast Tschernihiw kaum wiederzuerkennen: Armeekontrollpunkte säumen den Weg in die Kleinstadt, befestigte Kreuzungen und Luftschutzbunker bestimmen das Straßenbild, und zerstörte Gebäude sind die Zeugen der physischen Gewalt des Krieges in den Dörfern der Region.
Inmitten des weitergehenden Krieges werden die Menschen durch die fast täglich ertönenden Luftschutzsirenen im ganzen Land immer wieder in die Schutzräume getrieben. Da die Gefahr von Luftangriffen weiter besteht, haben die ukrainischen Behörden beschlossen, dass die Schulen im Land nur weiterhin Unterricht vor Ort erteilen können, wenn ein funktionsfähiger Luftschutzkeller vorhanden ist. Der Lutherische Weltbund (LWB) arbeitet jetzt mit den Gemeinden in Itschnja und Bobrowyzja im Oblast Tschernihiw zusammen, um Kellerräume in Schulen so herzurichten, dass sie einen sicheren Schutzraum für Schülerinnen und Schüler bieten und auf diese Weise der Klassenunterricht fortgesetzt werden kann.
„Diese Arbeiten haben bereits begonnen. Wir haben als LWB geplant, dieses Engagement in den kommenden Monaten in der Ukraine zu erweitern“, erklärt der Interimsleiter des LWB-Teams für die Ukraine, Bhoj Khanal. Der LWB hat die Absicht, die Menschen durch Bildungsangebote, Unterkünfte, sozialen Zusammenhalt sowie mentale und psychosoziale Betreuung zu unterstützen und auf den Winter vorzubereiten.
„Unser Ziel ist es, in sechs Monaten etwa 50.000 Menschen zu helfen“, sagt Khanal.
Unterkünfte für 1.000 Menschen
Schuldirektorin Luidmyla Kutchovera von der Vasilchenko-Schule in Itschnja, die zurzeit vom LWB unterstützt wird, beschreibt ihre erste Reaktion, als das russische Militär sich der Stadt näherte.
„Bereits 2018 hat es eine Explosion in einem Munitionslager nicht weit von hier gegeben. Als wir diesmal Explosionen hörten ... Wissen Sie, ich bin keine sehr gefühlsbetonte Person. Ich bin zur Schule gegangen und habe wie jeden Morgen Kaffee und Tee für das Lehrerkollegium gemacht.“ Luidmyla sagt, sie habe zehn Tage lang Tag und Nacht versucht, die Situation in der Schule in den Griff zu bekommen, als das russische Militär den Ort Schritt für Schritt unter seine Kontrolle brachte.
Die Region ist zwar nicht mehr besetzt, aber niemand von den 543 Schülerinnen und Schülern im Alter von 6 bis 16 Jahren besucht mehr den Unterricht, da es keine funktionierenden Luftschutzräume gibt. Damit sich diese Situation ändert, unterstützt der LWB die Gemeinde Itschnja und setzt Kellerräume in den Schulen instand, damit die Vorschriften die Luftschutzauflagen der Stadtverwaltung erfüllt werden können. Ab November dieses Jahres sollen dort bis zu 1.000 Menschen Schutz finden. Das bedeutet, dass dort nicht nur die Schülerinnen und Schüler und die Lehrerschaft der Schule in Sicherheit sind, sondern darüber hinaus im Ernstfall noch Platz für Hunderte weiterer Schülerinnen und Schüler und zusätzlich Menschen aus der unmittelbaren Nachbarschaft ist.
Mehr als ein Ort zum Lernen
Kutchovera sagt, dass die Schule für sie nicht nur ein Platz zur Vermittlung von Wissen sei, sondern dass die Schule in diesen Zeiten noch eine weitere wichtige Rolle übernehmen müsse.
„Die Schule hilft der Schülerschaft dabei, mit dieser neuen Situation umzugehen“, sagt die Direktorin. „Das ist einfacher, wenn wir uns persönlich begegnen können. Die Lehrerinnen und Lehrer können so besser beurteilen, in welcher Stimmung die Jungs und Mädchen sind, und ihnen gegebenenfalls besser helfen.“
„Zurzeit wissen wir, dass viele Schülerinnen und Schüler Angst davor haben, ihr Zuhause zu verlassen oder sogar zur Schule zu gehen. Aber wir hoffen, dass es nach der Instandsetzung der Schutzräume und der Wiedereinführung des Präsenzunterrichts für alle wieder ein stärkeres Sicherheitsgefühl gibt“, fügt sie hinzu.
Der 14 Jahre alte Oleksandr ist einer der vielen Schüler in Itschnja, die in den vergangenen sechs Monaten sowohl in der Schule unterrichtet wurden als auch Online-Unterricht erhalten haben. „Am liebsten fahre ich in meiner freien Zeit gemeinsam mit meinen Freunden Fahrrad“, sagt er. „Unterricht in der Schule ist besser als Online-Unterricht, denn dann kann ich meine Freunde treffen.“
Die Arbeit zu Herstellung von funktionsfähigen Luftschutzräumen in den Schulen in der Region geht gut voran. Itschnjas Bürgermeisterin Olena Buturlym weist aber darauf hin, dass „wir uns in Kriegszeiten darüber klar sein müssen, dass die Stadtverwaltungen und die Regierung einfach nicht genügend Geld haben, um den Bedarf ihrer Gemeinschaften zu erfüllen.“
„Unsere größte Hoffnung ist, dass wir mit Organisationen wie dem LWB zusammenarbeiten und diese Anforderungen erfüllen können.