ELKT stärkt Rolle von religiösen Führungspersonen bei Beendigung geschlechtsspezifischer Gewalt
DARESSALAM, Tansania/GENF (LWI) – Im Zentrum der Aufmerksamkeit einer Konferenz in Daressalam, Tansania, am 29. November unter der Überschrift „A wealth of knowledge and a wealth of care“ (Wissensschatz und reichhaltige Fürsorge) stand die Schlüsselrolle von religiösen Führungspersonen und Organisationen, die aus dem Glauben heraus handeln, bei der Überwindung aller Formen von geschlechtsspezifischer Gewalt. Die Veranstaltung war von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELKT) zusammen mit der Freien Pfingstkirche von Tansania organisiert worden und beschäftigte sich vornehmlich mit den Rechten und Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen.
Unterstützt wurde die Konferenz auch von der ACT Alliance und den finnischen Hilfsorganisationen FELM und Fida International. Zu den Teilnehmenden zählten Ärztinnen und Ärzte, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Führungspersonen unterschiedlicher Glaubenstraditionen und wichtige Partner im Engagement für den Schutz von vulnerablen Frauen und Mädchen in Tansania, insbesondere Frauen und Mädchen mit Behinderungen, einschließlich Albinismus. Die Konferenz war Teil der Aktivitäten der ELKT anlässlich der 16 Aktionstage für ein Ende von geschlechtsspezifischer Gewalt und sollte die erste in einer ganzen Reihe von jährlichen Veranstaltungen sein, mit denen die Rolle von religiösen Führungspersonen im Engagement für Frauengesundheit und bei der Auseinandersetzung mit Gender-Themen in ihren jeweiligen Gemeinwesen gestärkt werden soll.
Die Exekutivdirektorin des interreligiösen Bündnisses in Tansania „Tanzania Interfaith Partnership“, Saida Msumi, sagte in ihren Worten zur Eröffnung der Konferenz, dass religiösen Führungspersonen beim Engagement für ein Ende geschlechtsspezifischer Gewalt und der Gewalt gegen Kinder eine besondere Rolle zukomme, „weil sie Plattformen und Anhängerinnen und Anhänger haben und ihre Stimmen von uns allen gehört und respektiert werden“. An die christlichen und muslimischen Teilnehmenden gerichtet sagte sie: „Weil Sie immer wieder darüber gesprochen haben, haben Sie es geschafft, bestimmte Verhaltensweisen der Menschen zu verändern und eine Reihe gesellschaftlicher Normen anzugehen, die eine gendergerechte Entwicklung in unseren Gemeinschaften behindern.“
Der Leitende Bischof der ELKT, Bischof Fredrick Shoo, unterstrich im Vorfeld der Veranstaltung, wie wichtig es sei, alle Bereiche der Gesellschaft zu mobilisieren, um die Verwundbarsten zu schützen, insbesondere all jene, die während der COVID-19-Pandemie gestiegener Gewalt ausgesetzt waren. „Wir müssen sicherstellen, dass die Dienste und Angebote unserer Kirche allen Mädchen, Jungen, Frauen und Männern die Möglichkeit geben, sich uns anzuvertrauen, wenn sie Gewalt erlebt haben“, sagte er. Dienstleistende und religiöse Führungspersonen müssten zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass den Überlebenden Gerechtigkeit widerfahre und sie gut versorgt seien. Es dürften keinesfalls die Opfer für das Geschehene verantwortlich gemacht werden. „Und das können wir nur schaffen, wenn wir zusammenarbeiten“, führte er aus.
Die ELKT hat zusammen mit dem „Tanzania Interfaith Partnership“ bereits eine Selbsthilfegruppe von und für Betroffene eingerichtet und hat Online-Schulungen für die religiösen Führungspersonen in den verschiedenen Regionen auf dem Festland und auf Sansibar organisiert. Ihr Ziel ist es, ein Netzwerk von religiösen Führungspersonen aufzubauen, die Gendergerechtigkeit vorantreiben können, einschließlich eines Zugangs zu sexueller Gesundheit und Reproduktionsgesundheit für Menschen mit Behinderungen und andere vulnerable Gesellschaftsgruppen. Die Initiativen sind eine Fortführung des Engagements von ELKT-Führungspersonen, die Mitglieder der indigenen Volksgruppe der Massai in ihrem Engagement für ein Ende der weiblichen Genitalverstümmelung unterstützt haben.
Shoo unterstrich zudem, wie wichtig Impfungen im Engagement für ein Ende von geschlechtsspezifischer Gewalt seien. „Die oberste Priorität für uns als Gesellschaft muss jetzt sein, Gewalt zu beenden, und dabei darf niemand auf der Strecke bleiben, auch keine Mädchen oder Frauen mit Behinderungen, die weltweit betrachtet im Durchschnitt etwa 40 Prozent mehr geschlechtsspezifische Gewalt erfahren“, sagte er. „Eine zweite Priorität muss sein, dass wir sicherstellen, dass sich jeder Mensch persönlich verantwortlich dafür fühlt, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen, und dass sich jeder Mensch damit auch wohl fühlt. Auch wenn die Schulschließungen und Lockdowns weltweit zu einem Anstieg der Kinderehen und Teenager-Schwangerschaften geführt haben, können wir geschlechtsspezifische Gewalt sicher nicht beenden, wenn wir nicht auch für ein Ende der COVID-19-Pandemie sorgen“, sagte er.
Am Tag nach der Konferenz, dem 30. November, hat Shoo zudem an einem nationalen Dialog für ein Ende der geschlechtsspezifischen Gewalt gegen Menschen mit Behinderungen teilgenommen. An dieser Veranstaltung nahmen neben ihm auch junge Menschen vom Zentrum für Mädchen mit Albinismus in der südöstlichen Diözese der ELKT und junge Erwachsene mit Behinderungen vom Programm des Tanganyika Christian Refugee Service (TCRS) in Shinyanga, Tansania, teil und berichteten von ihren persönlichen Erfahrungen. Die ELKT hat eine führende Rolle in den Anstrengungen für ein Ende der Diskriminierung von Menschen mit Albinismus, der Gewalt gegen sie und das Töten von ihnen, was insbesondere in den nördlichen Landesteilen ein großes Problem darstellt, inne.
Im Rahmen des nationalen Dialogtreffens wurde auch ein neues Programm offiziell vorgestellt, das vom Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) unterstützt wird und unter der Überschrift „Protecting the rights and choices of women and young people of all abilities in the United Republic of Tanzania“ (Die Rechte und Entscheidungen von Frauen und jungen Menschen mit und ohne Behinderungen in der Vereinigten Republik Tansania schützen) steht. An dem auf dreieinhalb Jahre ausgelegten Programm sind eine Reihe von Akteuren beteiligt und es wird von der finnischen Regierung finanziert.