LWB-Stipendien: Bildung als Katalysator für Wandel

Der LWB hat die diesjährigen Empfängerinnen und Empfänger seiner Stipendien bekannt gegeben. Das Stipendienprogramm hat seit dem Start des Programms in den 1950er Jahren inzwischen mehr 4.000 Menschen eine akademische Ausbildung ermöglicht. 

17 Jan. 2025
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Harry Morudu of the Evangelical Lutheran Church in Southern Africa, a former LWF Scholarship recipient, shares perspectives from his context at a Gender Justic consultation in Geneva. Photo: LWF/A. Hillert

Harry Morudu von der Evangelisch-Lutherischen Kirche im südlichen Afrika, ein ehemaliger LWB-Stipendiat, berichtet auf einer Konsultation zu Gendergerechtigkeit in Genf über die Perspektiven in seinem Kontext. Foto: LWB/A. Hillert

102 Frauen und Männer aus LWB-Mitgliedskirchen bekommen Stipendium für Studium der Theologie oder verschiedener diakonischer Fächer 

(LWI) – Mehr als 100 Männer und Frauen aus den Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika haben eine Stipendienzusage für ihr Studium der Theologie oder verschiedener Fächer im Bereich diakonische Arbeit im kommenden Jahr erhalten. Es ist die neuste Gruppe von Studierenden, die von dem Stipendienprogramm profitieren werden, durch das seit dem Start des Programms in den 1950er Jahren bereits mehr 4.000 Menschen eine akademische Ausbildung ermöglicht wurde. 

Die Gruppe umfasst in diesem Jahr 53 Theologiestudierende aus 30 Mitgliedskirchen und 49 Studierende diakonischer Fächer, die 33 verschiedenen Mitgliedskirchen angehören. Die meisten Bewerbungen um Stipendien gingen aus afrikanischen und asiatischen Ländern ein, wobei ein kleiner Anteil auch aus Europa bzw. Lateinamerika und der Karibik kam. Der strenge Auswahlprozess will eine möglichst ausgewogene Vertretung der verschiedenen Weltregionen sicherstellen. Gleichzeitig werden mehr als die Hälfte der Stipendien an Frauen vergeben und die Bewerbungen mit den größten Erfolgsaussichten stammen von jungen Menschen im Alter von 30 Jahren oder jünger. 

Pfarrerin Katariina Kiilunen, die LWB-Programmreferentin für den Aufbau von Kapazitäten und die Entwicklung von Führungspersonen, erklärte, dass der LWB durch diese Stipendien seinen Brauch fortführe, „Bildung im Bereich Theologie und in entwicklungsorientierten Fächern zu fördern, um Menschen mit dem notwendigen Wissen und den notwendigen Fertigkeiten und Fähigkeiten für eine kritische Betrachtung und Auseinandersetzung mit der sie umgebenden Welt zuzurüsten“. Bildung, so sagte sie weiter, „ist ein Katalysator für positiven Wandel, der weit über den Unterricht selbst hinaus wirkt und nicht nur die jeweiligen Einzelpersonen verwandelt, sondern sie auch zurüstet, konstruktiv an ihren Gemeinwesen und der Gesellschaft insgesamt teilzuhaben und mitzuwirken“. 

Führungswirken mit Anteilnahme, Engagement und Offenheit lernen 

Einer der Stipendiatinnen und Stipendiaten in diese Jahr ist Jávori Fülöp von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn, der für seinen Master in Theologie in Budapest studiert. Neben seinem Studium leitet er Gottesdienste auf Deutsch und Ungarisch, bietet Tutorien für andere Studierende an und hat einen Universitätschor gegründet. Diese Erfahrungen hätten ihm gezeigt, „was es ausmacht, wenn das eigene Führungswirken von Anteilnahme, Engagement und Offenheit geprägt ist“, erzählt er. 

Fülöp sagt, „in einer Welt, die oftmals sehr zersplittert und wenig verbunden wirkt, muss die Kirche in der Gesellschaft von heute mit gut ausgebildeten und vorbereiteten Pfarrpersonen präsent sein. Sie muss sich den Herausforderungen unserer Zeit stellen. Sie muss sensibel auf die wirklichen Fragen der Menschen eingehen“, und er sagt, sein Studium sei ein wichtiger Schritt auf diesem Weg. 

Macarena Paloma Solís de Ovando Gómez von der Lutherischen Kirche in Chile zählt zu den erfolgreichen Bewerberinnen und Bewerbern für ein Stipendium im Bereich Diakonie und Entwicklung. Sie hat einen Master in internationalem Recht von der Katholischen Universität Löwen und arbeitet als assistierende Rechtsbeiständin für die Opfer am Internationalen Strafgerichtshof. Weil ein Großteil dieser Arbeit pro Bono, also ehrenamtlich erfolgt, arbeitet sich zudem als Dozentin an zwei Universitäten in ihrem Heimatland Chile. 

„Ich bin sehr dankbar für dieses Stipendium, das die Kosten für das erste Jahr meines Promotionsstudiums decken wird, bei dem ich alternative und besseres Systeme für die Entschädigung von Opfern von Kriegsverbrechen, Völkermorden und Verbrechen gegen die Menschlichkeit erforschen will“, berichtet Gómez, die zudem im Vorstand der Chilenischen Gesellschaft für Internationales Recht sitzt. „Ich werde mein Bestes geben, um sicherzustellen, dass meine Doktorarbeit das Recht der Opfer von schweren Menschenrechtsverletzungen und schweren Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht auf Wiedergutmachung stärkt“, führt sie aus. 

Der LWB hat erst jüngst neue Aktivitäten angestoßen, um Netzwerke von LWB-Stipendiatinnen und -Stipendiaten in aller Welt aufzubauen, die Raum für gemeinsame Reflexion und den Austausch von Ideen bieten sollen. Eine erste Online-Veranstaltung für ehemalige LWB-Stipendiatinnen und -Stipendiaten hat 2024 stattgefunden und den ehemaligen Studierenden eine Möglichkeit geboten, ihre Perspektiven in einem kultur- und generationenübergreifenden Rahmen zu erweitern. Pfarrerin Kiilunen sagt, das Programm sei durch diese neuen Initiativen „zu etwas viel größerem als es selbst angewachsen und bietet den Stipendienemfängerinnen und -empfängern Möglichkeiten, zum Leben der weltweiten LWB-Gemeinschaft beizutragen und als Fachperson für verschiedene Aktivitäten und Veranstaltungen zu fungieren.“

LWB/P. Hitchen
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