Seminar zu transformierender Bildung für theologisches Lernen

08 Nov. 2018
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Die Teilnehmenden an einem Workshop zu theologischer Ausbildung beschäftigten sich mit neuen Lehrmethoden, die kritisch und kreativ sind. Foto: Chad Rimmer

Die Teilnehmenden an einem Workshop zu theologischer Ausbildung beschäftigten sich mit neuen Lehrmethoden, die kritisch und kreativ sind. Foto: Chad Rimmer

Afrikanische Theologinnen und Theologen erkunden neue Lehrmethoden

Butare (Ruanda)/Genf (LWI) – Bildung war schon während der Reformation Katalysator für nachhaltigen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Wandel. Und auch heute noch engagieren sich Lutheranerinnen und Lutheraner für transformative Bildung.

Der Lutherische Weltbund (LWB) hat kürzlich einen Pilot-Seminar veranstaltet, in dessen Rahmen Theologinnen und Theologen Lehrmethoden untersucht haben, mithilfe derer Studierenden eine theologische Ausbildung angeboten werden soll, die kritisch und kreativ ist und eine Antwort auf die konkreten Lebensumstände der jeweiligen Studierenden bietet.

Der Workshop, an dem zwölf lutherische Theologinnen und Theologen aus Afrika und eine Theologin aus Brasilien teilnahmen, fand in Butare (Ruanda) statt. Gemeinsam untersuchten sie theologische, philosophische und pädagogische Lehrmethoden, die Wandel in einer Gesellschaft herbeiführen sollen.

Der Workshop stand in klarem Bezug zu dem vierten der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen: hochwertige Bildung. Wenn Bildung zu gesellschaftlichem Wandel beitragen soll, müssten die Lehrmethoden und die Leistungskontrolle die Gaben der Lernenden widerspiegeln und sie vorbereiten und zurüsten, um die Probleme und Fragen anzugehen, mit denen sie konfrontiert sind, erklärte der Leiter des Workshops, Pfr. Dr. Chad Rimmer.

Rimmer, LWB-Studienreferent für Lutherische Theologie und Praxis, sagte, Ziel des Workshops sei außerdem gewesen, die Kapazitäten des LWB auszubauen, theologische Führungspersonen zuzurüsten, um auf die lokalen und globalen Herausforderungen unserer Zeit zu reagieren, und die Gemeinschaft durch ein besseres Verständnis der lutherischen konfessionellen Tradition zu stärken.

Ein Teilnehmer des Workshops beschrieb diesen als bereichernd. „Workshops wie dieser können unsere Lehrmethoden auf kreative Weise verändern, damit Lernende wirklich etwas lernen und wir auf die Bedürfnisse und Hoffnungen der Lernenden eingehen können.“

Eine weitere Teilnehmerin erklärte, Lehrende sollten ihren Unterricht so vorbereiten, dass die Lernenden in den Prozess der Wissensproduktion eingebunden würden, denn so würde das Potenzial der Lernenden offengelegt, und die Lehrenden sollten sich nicht als alleinige Hüter und Verwalter von Wissen sehen.

Themen, mit denen sich Lernende beschäftigen wollen

Rimmer erklärte, es sei nicht die Rolle oder Aufgabe eines oder einer Lehrenden, den Lernenden einfach Informationen zum Auswendiglernen zu „schenken“, um eine gute Lutheranerin oder ein guter Lutheraner zu sein. „Es ist Teil der Aufgabe einer oder eines Lehrenden, die Lernenden darin zu unterstützen, selbst das Handwerkszeug für eine kritische Reflexion und Auseinandersetzung mit einem Thema zu entwickeln. Ich möchte Kurse konzipieren, die von den Themen ausgehen, mit denen sich die Lernenden beschäftigen wollen. Geschlechtsspezifische Gewalt? Klimawandel? Armut? Und dann kann ich sie zurückführen zum Studium der Bibel, zu praktischer und systematischer Theologie, zu den Geistes- und Naturwissenschaften, und wir können gemeinsam das Handwerkszeug finden und entwickeln, das wir brauchen, um uns diesen Fragen zu stellen.“

„Mit den noch lebendigen Erinnerungen an den Genozid 1994 war Ruanda genau der richtige Kontext für unsere Lehrenden, sich mit den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten auseinanderzusetzen, in denen heute Wandel und Veränderung notwendig ist“, erklärte er weiter. Der Workshop beschäftigte sich mit Machtstrukturen sowie mit in der Welt vorherrschenden soziologischen und anthropologischen Grundannahmen.

Der LWB-Studienreferent erklärte, die theologische Ausbildung müsse einen klaren Bezug zu dem Kontext haben, in dem die Lernenden leben, und sie so zurüsten, dass sie ungerechte Denkstrukturen anprangern können, die den Kern der Probleme bilden, die sie angehen wollen. „Bildung muss den Lernenden und die Lernende dazu befreien, unsere theologische Tradition auf eine Art und Weise praktisch anzuwenden, die sinnvolle, kreative Lösung möglich macht. Eine solche Art von Bildung führt zu Veränderungen.“

Der Workshop bot den Theologinnen und Theologen den Raum für Fragen wie: Nutzen wir partizipative Methoden, die das Potenzial haben, unsere Studierenden zu verändern? Ist der Lernprozess so befreiend wie die Theologie, die wir vermitteln wollen? Wie konzipieren wir einen Kurs, der auf genau diese Zielvorstellung ausgerichtet ist?

Nachdem die Teilnehmenden überlegt haben, wie neue Unterrichtsmethoden und Arten der Leistungskontrolle in einen Lehrplan eingebunden werden können, werden sie ihre Erkenntnisse nun in der Praxis anwenden. Im Mai nächsten Jahres werden die Teilnehmenden dann erneut zusammenkommen und sich gegenseitig über ihre eigenen Erfahrungen sowie die Erfahrungen ihrer Studierenden berichten und austauschen.

Dadurch dass der LWB solche Workshops anbiete, in denen Theologinnen und Theologen über ihre Berufung als Lehrende nachdenken könnten, habe der LWB nicht nur transformative Theologie praktisch umgesetzt, sondern auch „Lerngemeinschaften“ geschaffen, in denen Lernende befreit wurden, ihre eigenen Kapazitäten zu nutzen, um die Welt durch kritisches theologisches Denken zu verwandeln, erklärte Rimmer.

 

LWF/OCS