Jordanien: Teufelskreis aus Angst und Missbrauch durchbrechen

LWB arbeitet mit lokalen Organisationen in Jordanien zusammen, um Überlebende von geschlechtsspezifischer Gewalt zuzurüsten, ihre Angst zu überwinden und ihr Leben zu verwandeln. 

04 Febr. 2025
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Samah, eine Begünstigte des Programms „Breaking the Cycle of Fear“, erzählt ihre Geschichte, möchte aber ihr Gesicht lieber verbergen. Foto: LWF/Jordan

Samah, eine Begünstigte des Programms „Breaking the Cycle of Fear“, erzählt ihre Geschichte, möchte aber ihr Gesicht lieber verbergen. Foto: LWF/Jordan

LWB-Programm rüstet Überlebende von geschlechtsspezifischer Gewalt zu, ihre Angst zu überwinden und ihr Leben zu verändern 

(LWI) – Eine Initiative unter dem Motto „Den Teufelskreis der Angst durchbrechen“, die das Programm des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Jordanien federführend verantwortet, will Überlebende von geschlechtsspezifischer Gewalt unterstützen und für ein selbstbestimmtes Leben zurüsten. Die Initiative war als eines von 16 Beispielen in eine Publikation von UN-Frauen anlässlich der 16 Aktionstage für ein Ende von geschlechtsspezifischer Gewalt im vergangenen Jahr aufgenommen worden. 

„Ich habe lange in einem sich immer weiter fortschreibenden Kreislauf aus Hausarbeit und Angst gelebt“, erzählt eine Frau, die einfach Samah genannt wird. Sie war eine der Nutznießerinnen des Programms und engagiert sich inzwischen in führender Rolle dafür, auch anderen dabei zu helfen, aus dem Teufelskreis eines brutalen Missbrauchs auszubrechen. „Heute bringe ich mir selbst Wertschätzung entgegen und weiß, wie ich meine Wut und die Herausforderungen in der Kindererziehung managen kann. Jede Frau muss die Schranken der Angst überwinden und jede Gelegenheit wahrnehmen, zu wachsen und sich weiterzuentwickeln“, sagt sie. 

Samahs Geschichte ist ein gutes Beispiel dafür, wie sehr das Programm das Leben von vielen Frauen und Mädchen in Jordanien verändert. Früher war sie mit ihrem Sohn in einer Partnerschaft gefangen, in der ihr viel Gewalt angetan wurde. Dann hat sie mit einer auf geschlechtsspezifische Gewalt spezialisierten Fachperson und Fachleuten für psychosoziale Unterstützung zusammengearbeitet, um ihr Selbstwertgefühl wiederzuerlangen, Grenzen zu setzen und das Verhältnis zu ihrem Sohn zu verbessern.  

Vertrauen, Resilienz und langfristiges Wohlergehen schaffen 

Zugeschnitten ist das Programm auf Bevölkerungsgruppen, die besonders stark von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind; es richtet sich vor allem an Frauen und Mädchen, aber auch an Männer und Jungen. Im Rahmen des Programms werden Psychotherapie, Gruppenworkshops und Aktivitäten zum Erlernen von Kompetenzen angeboten, insbesondere im Bereich Konfliktlösung, Stressmanagement und Zurüstung zu mehr wirtschaftlicher Selbstbestimmung.

Die Initiative legt einen besonderen Schwerpunkt auf die Schaffung von Resilienz und die Förderung von langfristigem Wohlergehen, und rüstet die Überlebenden von geschlechtsspezifischer Gewalt mit Instrumenten und Hilfsmitteln aus, um ihr Leben zu verwandeln. Zudem können die Überlebenden mit noch spezialisierten Hilfsangeboten vernetzt werden, um eine nachhaltige Wirkung der Veränderungsprozesse sicherzustellen. 

Jedes Jahr profitieren rund 500 Menschen von dem Programm, wobei seine positive Wirkung nicht nur die Überlebenden selbst erreicht, sondern auch ihre Familien und Gemeinwesen. Darüber hinaus ist die Initiative ein gutes Beispiel dafür, was die Zusammenarbeit zwischen LWB, lokalen Organisationen, Fall-Managern und Überlebenden bewirken kann. Weil Vertrauen aufgebaut wurde und sichere Räume bereitgestellt wurden konnten viele Frauen wie Samah ihr Leben neu organisieren und Führungsrollen in ihrem Gemeinwesen übernehmen. 

Ameera Khamis, Direktorin des LWB-Programms in Jordanien und Syrien, erklärte: „Wir sind sehr stolz, dass unsere Arbeit in Jordanien in der Publikation mit den 16 Berichten über positive Beispiele für die 16 Aktionstage vorgestellt wurde. Die Initiative unter der Überschrift ‚Den Teufelskreis der Angst durch die individuelle Betreuung von Opfern geschlechtsspezifischer Gewalt durchbrechen‘ ist ein konkretes Beispiel für unser Bekenntnis, Überlebende von geschlechtsspezifischer Gewalt zu mehr Selbstbestimmung zurüsten und eine Art Dominoeffekt für positiven Wandel in ihren Gemeinwesen herbeiführen zu wollen.“ 

Sie bekräftigt das Bekenntnis, alle Formen von geschlechtsspezifischer Gewalt überwinden zu wollen, und sagt abschließend: „Dass diese Geschichte auf einer so wichtigen Plattform Raum bekommen hat, gibt den Überlebenden eine lautere Stimme und unterstreicht, wie wirkungsvoll Interventionen sein können, die die Menschen und Gemeinwesen in den Mittelpunkt stellen.“ 

LWB/P. Hitchen
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Land:
Jordanien
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