Lutherische Perspektiven auf weltweiter Ebene teilen
Genf (LWI) – 28 Studierende aus allen sieben LWB-Regionen haben einen neuen Onlinekurs in lutherischer Theologie erfolgreich abgeschlossen, der vom Lutherischen Weltbund (LWB) entwickelt und organisiert wurde. Der Kurs zielt darauf, dass sich Studierende , Pfarrerinnen und Pfarrer sowie interessierte Mitarbeitende der Kirchen eingehender mit lutherischer Theologie beschäftigen.
Der Kurs war als Teil der Feierlichkeiten des LWB zum 500. Reformationsjubiläum 2017 konzipiert und von einer internationalen Arbeitsgruppe in Zusammenarbeit mit der LWB-Abteilung für Theologie und Öffentliches Zeugnis konzipiert worden.
Die Theologinnen und Theologen der Arbeitsgruppe fungierten auch als Referierende. Die Unterrichtseinheiten fanden vom 16. Oktober bis 10. Dezember statt. Anschließend reichten die Studierenden bis Ende Januar eine Abschlussarbeit ein. Der Kurs war unterteilt in acht einwöchige Module, die aus Video-Vorlesungen, verschiedenen Pflichtlektüren sowie Online- und Video-Tutorien bestanden.
Themen des Lehrplans waren unter anderem: Luther; Luthertum und Rechtfertigung; transformative Auslegungen der Heiligen Schrift; Kirchen und die Kirche: Ekklesiologie; die Schöpfung; Zwei-Reiche-Lehre; Glaube und dem Nächsten dienen – Diakonie; sowie lutherische Theologie und interreligiöse Beziehungen.
Bildung im Zentrum der Arbeit des LWB
Im Einführungsvideo zu dem Onlinekurs weist Pfarrerin Anne Burghardt, LWB-Referentin für ökumenische Beziehungen, darauf hin, dass die Bedeutung, die der LWB dem Thema Bildung beimisst, schon seit seiner Gründung 1947 ein wesentliches Merkmal seiner Arbeit war.
Dies beruhe auf Luthers Theologie der Taufe und seiner Vorstellung des Priestertums aller Gläubigen sowie seiner Aussage, dass die Kirche die Jugend lehren und erziehen müsse, damit sie Gott und der Welt dienen könnten.
„Wenn wir kompetente Leute haben wollen, die ihren Glauben verstehen und theologisch urteilen können, müssen wir den Menschen beibringen, theologisch zu denken“, erklärte sie in Anlehnung an Luthers Worte.
Der Onlinekurs sei ein wichtiger Schritt in unerforschtes Terrain für den LWB, der damit eine Möglichkeit geschaffen habe, dass sich Menschen aus der weltweiten Gemeinschaft des LWB vernetzen und etwas über die verschiedenen Ansätze zu Theologie und den im jeweiligen Kontext wichtigen Themen erfahren, fügte Burghardt hinzu.
Zusammengehörigkeitsgefühl stärken
„Der LWB ist immer bestrebt, seine Identität und das Zusammengehörigkeitsgefühl der weltweiten Gemeinschaft zu stärken und Möglichkeiten anzubieten für tiefergehende theologische Reflexion über die Grenzen der verschiedenen Kontexte hinweg, in denen wir unseren Glauben leben“, fügte Pfarrer Chad Rimmer, LWB-Studienreferent für lutherische Theologie und Praxis, hinzu.
„Dieser Onlinekurs bietet eine Plattform für ein Lernen über die jeweiligen Kontextgrenzen hinweg. Wir können ein weltumspannendes Netz aus jungen Menschen und Menschen jeden Alters, Menschen aller kulturellen Hintergründe, aller Sprachen, Geschlechter, von Laiinnen und Laien sowie ordinierten Pfarrerinnen und Pfarrern aus der gesamten Gemeinschaft bilden“, sagte Rimmer.
Wie er zudem in seiner Video-Vorlesung über lutherische Theologie betont, sei es das Ziel, gute theologische Fragen aus lutherischer Perspektive und aus den verschiedensten Kontexten heraus zu stellen. „Wenn wir das gemeinsam tun, können wir herausfinden, wer Gott für uns ist und warum das heute wichtig ist. Und das ist eine theologische Aufgabe, die uns als weltweite lutherische Gemeinschaft in die nächsten 500 Jahre für unseren Glauben führen kann.“
Reformatorische Erkenntnisse verankern und in die Zukunft denken
Die Vorlesungen des Onlinekurses verfolgen zwei Ziele: Theologie in den wichtigsten Erkenntnissen der Reformation zu verankern und gleichzeitig deren Bedeutung für die Zukunft zu erkennen.
Dr. Eneida Jacobsen zum Beispiel erklärte in ihrer Vorlesung über die Schöpfung, dass Luthers Verständnis von Gottes versöhnender Gemeinschaft auch so interpretiert werden könne, dass dies die gesamte Schöpfung einschließe. Dr. Sylvester Kahakwa wiederum wies darauf hin, dass Luthers Vorstellung von guten Taten keine Garantie für Erlösung sei; man sollte den eigenen Glauben nicht trennen vom täglichen Leben.
Diese Botschaft faszinierte die methodistische Pädagogin Debbie Loh aus Kuala Lumpur, eine Studentin, die der Kurs nachhaltig verändert hat. Sie kommt zu dem Schluss: „Die lutherische Theologie scheint die Fragen dieser Welt treffend zu thematisieren und die Lektüre, die wir in diesem Kurs gelesen haben, zeigt ihre Aktualität ganz deutlich.“
Auch Niwarinda Uwitonze Nwema, ein Mann ohne theologische Ausbildung aus Uganda, gewann ein neues und vertieftes Verständnis davon, was es bedeutet, als Teil des Ökosystems im 21. Jahrhundert zu leben.
„Anfangs habe ich die Veränderungen in meinem Umfeld bezüglich der Schöpfung und ihrer Bewahrung nicht wahr- oder gar ernst genommen“, erzählt Nwema. „Aber nun bin ich bereit, meinen Beitrag zu leisten, um die Schöpfung zu bewahren und den negativen Klimaveränderungen entgegenzuwirken.“