Nepal: Lutherische Kirche in Nepal feiert 80 Jahre der Gnade Gottes

7. Aug. 2023

Im vergangenen Monat konnte die Evangelisch-Lutherische Kirche Nepals (ELC Nepal) auf 80 Jahre lutherischer Basisarbeit mit armen, bildungsfernen und marginalisierten Menschen aus der indigenen Volksgruppe der Santal zurückschauen und Joseph Soren als leitenden Bischof einsetzen.

Nepal Bishop Soren

Der neu ins Amt eingeführte Bischof Joseph Soren (Mitte) mit seiner Frau Arlina Murmu, dem Vorsitzenden der Nördlichen Evangelisch-Lutherischen Kirche (NELC) in Indien, Pfarrer Isilash Basumataray und den Pfarrern der Kirche. Foto: LWB Nepa

Joseph Soren als Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche Nepals eingeführt

Die Evangelisch-Lutherische Kirche Nepals (ELC Nepal) hatte am 18. Juli gleich mehrere Anlässe zum Feiern. Der 80. Jahrestag der Kirchengründung war auch gleichzeitig der Tag der Amtseinführung des von Bischof Joseph Soren. Das Thema der Veranstaltung lautete „Lutherische Kirche in Nepal feiert 80 Jahre der Gnade Gottes”.

Die vorherrschende Religion in Nepal ist der Hinduismus. In der ca. 30 Millionen Menschen zählenden Bevölkerung Nepals bilden christliche Gläubige eine Minderheit von weniger als zwei Prozent. Es gibt mehr als 100 unterschiedliche ethnische Gruppen und Kasten und 124 verschiedene Sprachen und Dialekte.

Enge Verbindungen zu Indien

Geboren und aufgewachsen im Distrikt Morang, wurde Joseph Soren im März 2001 als erster Nepalese zum Pfarrer der ELC Nepals ordiniert; seit 2010 leitete er die Kirche als Präsident. Unter seiner Führung hat sich die ELC Nepals der National Churches Fellowship of Nepal (NCFN) angeschlossen. „Dieser Schritt war immens wichtig für die Netzwerkarbeit und die Koordination mit nationalen und internationalen Missionswerken und Kirchen“, erinnert sich Soren. Zurzeit ist er als Berater für NCFN und die Nepal Christian Society tätig und ebenfalls Mitglied des Rates der Nepalesischen Bibelgesellschaft. Nach einer internen Umstrukturierung wurde Soren zum ersten Bischof der ELC in Nepal gewählt.

Sorens Amtseinführung durch den Vorsitzenden der Nördlichen Evangelisch-Lutherischen Kirche (NELC) in Indien, Pfarrer Isilash Basumatary, ist Ausdruck der engen Verbindungen zwischen beiden Kirchen seit ihrer Gründung. Die geographische Nähe beider Kirchen, eine im Südosten Nepals gelegen, die andere im Nordosten Indiens, hat eine wichtige Rolle bei diesen Beziehungen gespielt.

Nepal Bishop Soren - procession

Begrüßungsprozession zur Amtseinführung von Bischof Joseph Soren und den Feierlichkeiten zum Gründungsjubiläum. Foto: LWB Nepal 

Die ELC Nepals hat ihren Ursprung im Glauben des Arbeiters Phagu Murmu, der im Jahre 1936 aus dem Distrikt Dumka im Bundesstaat Jharkhand in Indien in den Distrikt Morang in Nepal kam, um dort seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er war Christ und Mitglied der NELC. Neben seiner Arbeit begann er damit, das Evangelium zu verkünden und für kranke Menschen zu beten. Am 18. Juli 1943 wurden die ersten Menschen, denen er seinen Glauben bezeugt hatte, von Pfarrer Bhoje Soren getauft, der auf Bitten von Phagu Murmu aus Indien entsandt worden war. Dieses Datum gilt als das Gründungsdatum der ELC Nepal.

Eine Geschichte mit zahlreichen Höhen und Tiefen

Die neue Kirche wurde unter den „armen, bildungsfernen und marginalisierten Menschen aus der indigenen Volksgruppe der Santal gegründet“, die auch heute noch die Mehrheit der Kirchenmitglieder stellt, so Pfarrer Partras Marandi, Generalsekretär der ELC Nepals. Bis 1958 haben die örtlichen christlichen Gläubigen ihre Kirche unter schwierigen Umständen selbst geleitet. Danach hat die NELC in Indien Pfarrer entsandt, um die Kirche in Nepal in ihrem Dienst zu unterstützen.

Von 1958 bis 1978 hat sich die ELC Nepals in erster Linie der Aufgabe gewidmet, ihre Gläubigen zu sammeln und Kirchen wiederherzustellen. Damals wurde Nepal von einem autokratischen System regiert, religiöse Freiheiten wurden eingeschränkt, und Bekehrungen zu anderen Glaubensrichtungen waren verboten. Trotzdem wuchs die Kirche und konnte sechs Gemeinden gründen.

1990 kam es im Land zu einer grundlegenden politischen Veränderung, und erste Missionsorganisationen konnten ihre Arbeit in Nepal aufnehmen. Eine der Herausforderungen für die ELC Nepals war der Mangel an örtlichen Führungspersonal und an finanziellen Ressourcen. Bis 1994 hatte sich die Situation geändert – die Kirche verfügte über einige lokale Kirchenleitende und hatte Kontakte zu anderen etablierten Kirchen aufgenommen.

Bis 2003 war die ELC Nepals Teil der NELC in Indien und galt als Missionsgebiet dieser Mutterkirche aus. Dann war die Zeit gekommen, dass die ELC Nepals einen autonomen Status erhalten sollte. 2010 wurde die ELC Nepals Mitglied des Lutherischen Weltbundes (LWB) und 2012 offiziell von der Regierung in Nepal anerkannt.

Die ELC Nepals hat heute etwa 1.365 Mitglieder in 12 Gemeinden in den Distrikten Morang und Jhapa. Sechs Männer dienen dort als Pfarrer. Weiterhin werden sie unterstützt von sieben Nicht-ordinierten leitenden Personen und Predigern, drei weiblichen Führungspersonen und drei für die Belange junger Erwachsener zuständigen Führungspersonen.

Die ELC Nepals unterhält Partnerschaften mit der Finnischen evangelisch-lutherischen Mission (FELM) und Normisjon in Norwegen, die einen großen Teil der diakonischen Arbeit und Ausbildungsprogramme unterstützen. Der LWB begleitet zurzeit Projekte, um besonders gefährdete Gemeinschaften besser auf die Bewältigung von Katastrophen vorzubereiten, entsprechende Versorgemaßnahmen zu ergreifen und besonders bei jungen Menschen Führungskompetenzen und technische Fähigkeiten zu entwickeln.

„In den vergangenen Jahren sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Verkündigung des Evangeliums und die Gründung kirchlicher Organisationen einfacher geworden“, so Marandi. „Für uns das eine von Gott gegebene Möglichkeit, unsere evangelische Arbeit und die Entwicklungsarbeit in den Gemeinschaften und in der Gesundheitsversorgung zu verstärken. Allerdings müssen wir uns auf die Gebete und die Unterstützung der weltweiten lutherischen Gemeinschaft und unserer Missionsorganisationen verlassen können, um dieses Ziel zu erreichen.“

LWB/A. Weyermüller