LWB-Weltdienst und Caritas Internationalis verstärken Zusammenarbeit

28. Jun. 2021
Die Direktorin der LWB-Abteilung für Weltdienst, Maria Immonen, und der Generalsekretär des Caritas-Netzwerks, Aloysius John. Foto: LWB/A. Danielsson

Die Direktorin der LWB-Abteilung für Weltdienst, Maria Immonen, und der Generalsekretär des Caritas-Netzwerks, Aloysius John. Foto: LWB/A. Danielsson

„Gemeinsame Vision“ für den Dienst an der Menschheitsfamilie

ROM, Italien/GENF (LWI) – Der Lutherische Weltbund und Caritas Internationalis, der Dachverband der weltweit tätigen katholischen Hilfswerke, haben eine verstärkte Zusammenarbeit im Dienst der am stärksten marginalisierten Gemeinschaften sowie ein größeres Engagement beider Kirchen vereinbart.

Während eines Treffens in Rom am 25. Juni haben die Direktorin der LWB-Abteilung für Weltdienst, Maria Immonen, und der Generalsekretär des Caritas-Netzwerks, Aloysius John, bekräftigt, dass durch die Stärkung ihrer humanitären Arbeit für Gerechtigkeit, Frieden und Würde für alle Menschen dieses Engagement auch „ein Katalysator für die Gestaltung des Dialogs über unsere jeweiligen Lehren“ sein könne.

Die vom LWB-Weltdienst und Caritas Internationalis vorgelegte „Gemeinsame Vision“ bestätigt, dass „unsere beiden Organisationen zum Dienst an unserem Nächten zusammenstehen – ein Ruf, der in unserem Glauben begründet ist.“ Weiter heißt es, dass Projekte von Caritas Internationalis und LWB-Weltdienst „über humanitäre Hilfe hinausgehen, denn in dieser Arbeit finden wir die spirituelle Dimension unseres Dienstes.“ Die Verpflichtung beider Organisationen bekräftigt, dass „uns der Wunsch, gemeinsam zu handeln für Gerechtigkeit und Versöhnung, dabei hilft, die Menschlichkeit in jedem von uns als Kinder des einen Schöpfers zu entdecken.“

Das Treffen in Rom war ein weiterer Schritt in einem Prozess, der in den schwedischen Städten Lund und Malmö im Jahre 2016 anlässlich des gemeinsamen Reformationsgedenkens begann. Der LWB und Caritas Internationalis hatten eine Absichtserklärung unterzeichnet und damit ihre Verpflichtung zu gemeinsamem Zeugnis und Dienst während dieser Ereignisse untermauert.

Das neue Dokument weist darauf hin, dass der gemeinsame Gottesdienst im Dom zu Lund und die in der Malmö-Arena unterzeichnete Verpflichtung ein „Schritt vom Gebet zum Handeln, von einer Liturgie der Danksagung, des Klagens, des Beichtens und der Vergebung hin zu einer ökumenischen Verpflichtung für unsere Nächsten ist, wer und wo immer sie sein mögen.“ Ein Leben im Gebet, so heißt es weiter, „führt immer zu einem Leben in Solidarität mit der gesamten Menschheitsfamilie.“

Mehr Zusammenarbeit an der Basis

Immonen berichtete über zwei Beispiele in Ländern, in denen die örtliche Caritas und der LWB-Weltdienst in der Zeit nach den Feierlichkeiten in Malmö eine fruchtbare Zusammenarbeit aufgebaut haben.

In Nepal hätten beide Organisationen eine für das gesamte Land geltende Vereinbarung unterzeichnet und mit Planungen und Schulungen begonnen und Möglichkeiten für ein gemeinsames Engagement erkundet, so Immonen. Dies führte zu einem gemeinsamen Projekt für den Bau einer dringend erforderlichen Wasserversorgung für eine Dorfgemeinschaft, wobei der Weltdienst den Brunnen gegraben und die Caritas den Wassertank geliefert hat.

Ein zweites Beispiel, über das Immonen berichtete, ist Venezuela – ein Land mit „exponentiell wachsendem Bedarf“ infolge der politischen und wirtschaftlichen Krise. Der Weltdienst und Caritas Internationalis arbeiteten trotz der Covid-19- Einschränkungen in unterschiedlichen Regionen des Landes gemeinsam an einer Einschätzung der Bedarfslage. Die gewonnenen Erkenntnisse zeigten, wie unterschiedlich sich die Krise auf Frauen, Kinder und ältere Menschen auswirke und zu einer Verschlechterung ihrer Gesundheit und ihres psychosozialen Wohlbefindens führe. Zu den vorgelegten Empfehlungen gehörten die Stärkung der Unterstützungsnetzwerke in den Gemeinschaften und besonders Hilfe für gefährdete Frauen, junge Menschen und Kinder, fügte Immonen hinzu.

John berichtete über einige Beispiele für die Zusammenarbeit in Afrika und in der Region Pazifik. Bischöfe und Bischöfinnen hätten sich dort versammelt, um „mit einer Stimme“ für Gerechtigkeit und Menschenwürde zu sprechen. In Sambia haben sich katholische und lutherische Bischöfe gemeinsam mit anderen christlichen Führungspersönlichkeiten im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen mit Kandidaten und Kandidatinnen für politische Ämter getroffen, um mit ihnen über den „Durst nach Gerechtigkeit“ in ihren Gemeinschaften zu sprechen. Die katholischen Bischöfe in der Region Pazifik haben eine umfassende ökumenische Reflexion über die Enzyklika von Papst Franziskus, Laudato Si‘, gefordert und auf die wichtigen Implikationen und Herausforderungen hingewiesen, die daraus für alle Menschen in ihrer Region entstehen.

Starke Signale an die Ortskirchen

Der lutherische Bischof Henrik Stubkjær, Vorsitzender des LWB-Ausschusses für Weltdienst, kommentierte: „Es ist wichtig, unseren Glaubensgemeinschaften zu zeigen, dass wir gemeinsam etwas für arme und an den Rand gedrängte Menschen tun können. Das vermittelt den Ortskirchen in überzeugender Weise, dass wir in Christus vereint sind und auf den Errungenschaften von Malmö aufbauen. Wir wollen aber noch einen Schritt weitergehen und mit unserem Zeugnis der Hoffnung für die Welt noch konkreter werden.“

In ihren Überlegungen zu einer weiteren Förderung der spirituellen Dimension von Dialog und Handeln auf der gemeinschaftsnahen Ebene bis hin zur Führungsebene schlagen Caritas und LWB die Einsetzung eines mit Bischöfen und Bischöfinnen besetzten Lenkungsausschusses vor, um ihre Zusammenarbeit in unterschiedlichen Weltregionen zu unterstützen. Sie weisen ebenfalls darauf hin, wie wichtig ein stärkeres Engagement für Impfgerechtigkeit in der postpandemischen Phase und eine umfassendere Teilnahme von Frauen in Führungs- und Entscheidungspositionen sei.

Die Gemeinsame Vision enthält auch die Hoffnung, dass diese verstärkte Verpflichtung auf ein gemeinsames Zeugnis auch eine „Gleichnis für die Gemeinschaft“ sein kann nach dem Beispiel der ersten Jünger, die „alles teilten, was in ihrem Besitz war, dass niemand allein gelassen werde“ (Apg 4, 32-34).

Das Dokument schließt mit dem Aufruf an Caritas und LWB, „ein Wort der Hoffnung“ an eine zunehmend zersplitterte Welt zu richten. In ihrem Zeugnis und ihrer Arbeit für Würde, Gerechtigkeit, Menschenrechte und Nachhaltigkeit, so heißt es weiter, „hat sich die Bedeutung der Ökumene erweitert und vertieft.“

Von LWB/P. Hitchen. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken, Redaktion: LWB/A. Weyermüller