Gipfeltreffen auf Bali: Dringender Appell an G20

11 Nov. 2022

Anlässlich des Treffens der G20-Staaten in Indonesien rufen der LWB und weitere christliche Organisationen die politischen Führungen dieser Länder dringend auf, Maßnahmen zur Umsetzung fairerer und partizipativerer Finanzsysteme zu ergreifen, die in der Lage sind, die aktuelle Gesellschafts-, Wirtschafts- und Umweltkrise in der Welt zu bewältigen.

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Anlässlich des Treffens der G20-Staats- und Regierungschefs in Indonesien rufen der LWB und andere christliche Organisationen zu Maßnahmen auf, die ein gerechteres und partizipatorisches globales Wirtschaftssystem fördern. Foto: LWB/Albin Hillert

Anlässlich des Treffens der G20-Staats- und Regierungschefs in Indonesien rufen der LWB und andere christliche Organisationen zu Maßnahmen auf, die ein gerechteres und partizipatorisches globales Wirtschaftssystem fördern. Foto: LWB/Albin Hillert

Christliche Führungspersonen fordern praktische Maßnahmen zum Umbau der aktuellen „zerstörerischen und wenig nachhaltigen“ Wirtschaftssysteme  

(LWI) – Zusammen mit den Führungspersonen von anderen ökumenischen christlichen Organisationen hat der Lutherische Weltbund (LWB) an die G20-Länder appelliert, die „nicht nachhaltigen und todbringenden Systeme“ zum „Wohle des Planeten Erde und der ganzen Menschheit“ umzubauen in „eine Ökonomie des Lebens“.  

Der dringende Appell wurde in einem Schreiben an die Führungspersonen der G20-Staaten formuliert, die am 15. und 16. November auf Bali, Indonesien, zu einem Gipfeltreffen zusammenkommen werden. Unterzeichnet ist das Schreiben vom LWB, dem Ökumenischen Rat der Kirchen, der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, dem Weltrat Methodistischer Kirchen und dem Rat für Weltmission. Sie vertreten zusammen mehr als eine halbe Milliarde christliche Gläubige in aller Welt und sind Teil eines ökumenischen Netzwerks, dessen zentrale Forderung eine neue internationale Finanz- und Wirtschaftsarchitektur (NIFEA) ist.  

Die religiösen Führungspersonen schlagen Alarm hinsichtlich dreier eng miteinander verknüpfter Krisen, die der Menschheit ihrer Ansicht nach derzeit zusetzen: eine Krise der „wirtschaftlichen Ungleichheit, die eng verbunden ist mit Ungleichheit aufgrund von Hautfarbe, ethnischer Zugehörigkeit, Religion, Gender und anderer gesellschaftlicher Faktoren“, eine Klimakatastrophe, „die dringenden, tiefgreifenden und konzertierten Wandel in allen Sektoren verlangt“, und eine „beginnende Schulden- und umfassendere Wirtschaftskrise“, von der insbesondere die vulnerabelsten Länder und Bevölkerungsgruppen betroffen sind.  

Darüber hinaus, so heißt es in dem Schreiben, stehe die Welt vor „einer besorgniserregenden Nahrungsmittelkrise, die durch den russischen Einmarsch in der Ukraine noch verschärft wurde“ und durch die die Zahl der Menschen verdoppelt worden sei, die in den vergangenen zwei Jahren unter schwerer Ernährungsunsicherheit gelitten hätten. Die Führungspersonen der ökumenischen Organisationen betonen, dass das aktuelle Wirtschaftssystem und Wachstumsmodell „auf den Vermächtnissen des Kolonialismus und der Sklaverei aufbaut“ und beide „zerstörerisch und wenig nachhaltig“ seien.  

Als Alternative schlagen die religiösen Führungspersonen eine Reihe von Maßnahmen zur Förderung eines gerechteren und partizipativeren Wirtschaftssystems vor, das den Planeten respektiere und „der Gesundheit und Resilienz der Menschen und des Ökosystems“ zugutekäme.   

Zu diesen Maßnahmen zählen die Einforderung von Vorschriften, die Finanzspekulationen auf Nahrungsmittel, Energie und andere lebenswichtige Güter bremsen, eine angemessene soziale Absicherung der verwundbarsten Bevölkerungsgruppen, Investitionen in gemeinwesenbasierte Landwirtschaft und erneuerbare Energien, ein Schuldenerlass oder Schuldenmoratorium für einkommensschwache Länder und Länder mit mittlerem Einkommen sowie ein gerechteres Steuersystem.  

Das Schreiben ist an den indonesischen Präsidenten Joko Widodo, den derzeitigen Vorsitzenden der G20, gerichtet; Kopien wurden an den UN-Generalsekretär, den Präsidenten der Weltbank und die geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF) geschickt. 

Deutsche Übersetzung: Andrea Hellfritz, Redaktion: LWB/A. Weyermüller