Stellungnahme des LWB-Generalsekretärs zum Beschluss der lettischen Synode
Am 3. Juni stimmte die Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands (ELKL) einer Verfassungsänderung zu, mit der das Pfarramt auf Männer beschränkt wird. Der LWB nimmt betrübt zur Kenntnis, dass sich die ELKL vom gemeinsamen Weg des LWB und einer weit verbreiteten Praxis seiner Mitgliedskirchen abwendet.
Der LWB kannte diesen Antrag zur Verfassungsänderung bereits vor der Synode und hat die Entwicklungen mit Sorge verfolgt.
Im April 2016 hatte eine Delegation des LWB die Kirche besucht, um die Besorgnis des LWB darzulegen. Im Laufe dieses Besuchs wurde die ELKL darauf aufmerksam gemacht, dass es die LWB-Mitgliedskirchen in fünf aufeinanderfolgenden Vollversammlungen zu ihrem gemeinsamen Ziel erklärt hatten, Frauen ins Pfarramt zu ordinieren. Diese Beschlüsse waren nach reiflicher Prüfung der Heiligen Schrift und nach eingehender theologischer Forschung gefasst worden.
Gemeinsam haben sich die LWB-Mitgliedskirchen diesem Ziel in beachtlicher Weise genähert. Über 80 Prozent der LWB-Mitgliedskirchen ordinieren Frauen. Ihre Mitgliedszahlen belaufen sich auf mehr als 90 Prozent aller Mitglieder der Kirchengemeinschaft.
Alle Vollversammlungen haben sich für dieses gemeinsame Ziel ausgesprochen, gleichzeitig aber unterstrichen, dass in der Frage der Frauenordination niemand unter Druck gesetzt werden soll – weder diejenigen, die mehr Zeit für ihre Entscheidung brauchen, noch diejenigen, die bereits Frauen ordinieren oder kurz davor stehen, dies zu tun. Der gemeinsame Weg als Kirchengemeinschaft wird untermauert durch ein Ethos des gegenseitigen Verständnisses und der Solidarität.
Der LWB erklärt sich solidarisch mit Frauen, die sich durch den Beschluss der ELKL-Synode an den Rand gedrängt und in ihrer Würde angetastet fühlen.
Der LWB macht sich Sorgen um die Einheit der lettischen Kirche, da in der Synode viele gegen den Antrag gestimmt oder sich der Stimme enthalten haben.
Der LWB ist außerdem besorgt über die Auswirkungen dieses Beschlusses auf die bilateralen und multilateralen Beziehungen der ELKL.
Im Anschluss an die Entscheidung der Synode wird der LWB das Gespräch mit der ELKL suchen, um von der Kirche zu erfahren, wie sie die konkreten Auswirkungen ihres Beschlusses einschätzt.