Bei der Eröffnung der 68. Frauenrechtskommission stellten LWB-Delegierte ihre erfolgreiche Arbeit im Bereich finanzielle Selbstbestimmung von Frauen vor.
CSW68: LWB-Delegierte zeigen, wie finanzielle Unterstützung für Frauen gegen Diskriminierung hilft
(LWI) - Von der Wiedereingliederung von ehemaligen Kämpferinnen im kolumbianischen Bürgerkrieg bis hin zur Vergabe von Mikrokrediten für Frauen, die in Madagaskar ein Unternehmen gründen wollen. Von der finanziellen und rechtlichen Unterstützung für Frauen, die ihr Land in Simbabwe verloren haben, bis hin zu Nahrungsmittel- und Hygienepaketen für Opfer von Naturkatastrophen in Chile.
Die Delegierten des Lutherischen Weltbundes (LWB) bei der UN-Frauenrechtskommission (CSW) stellten vor, wie sie sich in vielerlei Weise für die Bekämpfung der Armut einsetzen: insbesondere durch die Unterstützung von Frauen und Mädchen, die unverhältnismäßig stark betroffen sind und denen ihr Recht auf ein Leben in Würde allzu oft verwehrt wird.
Die 68. Sitzung der CSW wurde am 11. März in New York eröffnet und beschäftigt sich in den kommenden zwei Wochen mit den Themen „Armutsbekämpfung, Stärkung von Institutionen und Finanzierung unter besonderer Berücksichtigung der Genderfrage“. LWB-Delegierte aus mehr als einem Dutzend verschiedener Länder brachten dabei ihre Erfahrungen aus der praktischen Arbeit zur Stärkung von Frauen an der Basis ein. Dabei wenden sie sich gegen diskriminierende Praktiken und bieten Frauen Qualifizierungs- oder Beschäftigungsmöglichkeiten an, um so ihre finanzielle Unabhängigkeit zu fördern.
Existenzsicherung und Konflikttransformation
Die Referentin des LWB für Kommunikation und Advocacy-Arbeit in Kolumbien, Laura Chacón Gonzales, berichtete über ein vierjähriges Projekt zur gesellschaftlichen Wiedereingliederung von ehemaligen Guerillakämpferinnen nach dem langjährigen Bürgerkrieg in Kolumbien. Hierzu gehörten Schulungen in landwirtschaftlicher Produktion und Partnerschaften mit der Privatwirtschaft und Kooperativen, die den Frauen ermöglichen, ihre Erzeugnisse zu wettbewerbsfähigen Preisen zu verkaufen.
„Mehr als 2.000 Familien, darunter indigene und afro-kolumbianische Frauen, konnten durch dieses Projekt bereits unterstützt werden“, sagte sie. Nicht weniger wichtig, so die Referentin, sei die Stärkung von Mechanismen und Workshops zur Konfliktbewältigung. Sie helfen den Frauen, sich über ihre persönlichen Erlebnisse im Zusammenhang mit dem Konflikt auszutauschen. Aufgrund der giftigen Chemikalien zur Vernichtung der Koka-Pflanzen haben sie teilweise gesundheitliche Komplikationen wie Fehlgeburten und Missbildungen bei ungeborenen Kindern erlitten.
Frauen ein Gesicht geben
In einer anderen Region Lateinamerikas betont Pfarrerin Sandra Rozenberga-Saavedra, wie wichtig es ist, den Regierungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen, die über die vereinbarten Schlussfolgerungen der CSW68 verhandeln werden, die Gesichter der Frauen zu zeigen, für die sie sich einsetzt. Die Frauenreferentin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile (IELCH) sagte, dass dies zumeist ältere Frauen in ländlichen Gegenden seien, die weder lesen noch schreiben können, und vielfach eine körperliche oder geistige Behinderung haben.
Die ursprünglich aus Lettland stammende Pfarrerin half bei der Gründung der Vereinigung lutherischer Theologinnen in ihrem Heimatland, bevor sie 2001 zunächst nach Venezuela und dann nach Chile ging. Sie sprach über die Gesundheits- und Bildungsarbeit der IELCH für Frauen, zu der auch zwei Schulen und zwei Kindergärten gehören, die es Müttern ermöglichen, arbeiten zu gehen und finanziell unabhängig zu werden.
Andere Projekte umfassen Nahrungsmittel- und Hygienepakete für Opfer von Naturkatastrophen. In Chile war es zuletzt immer häufiger zu Erdbeben, Bränden und Überschwemmungen gekommen.
Die beiden Delegierten aus Afrika, Pfarrerin Dr. Elitha Moyo aus Simbabwe und Holiharifetra Rakotondramiadana aus Madagaskar, schilderten die vielen Herausforderungen, die für allem für Frauen und Mädchen in ländlichen Gebieten bestehen. Moyo, die Koordinatorin der ELKA für Gendergerechtigkeit im südlichen Afrika ist, sagte, dass die meisten Frauen kein Land in ihrem eigenen Namen besitzen und dadurch nur wenig Kontrolle darüber haben; es könne ihnen also jederzeit weggenommen werden. Die Regierung, so Moyo, „sollte den für Landverteilung verantwortlichen Gemeindevorstehern strenge Maßnahmen auferlegen. Nur so kann sichergestellt werden, dass Frauen unabhängig von ihrem Familienstand das gleiche Recht haben, Land zu besitzen und zu bewirtschaften.“
Rakotondramiadana sprach über den Mangel an Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten für Frauen - auch in der Kirche, wo weibliche Theologiestudierende in den Gemeinden oft keine Stelle finden. „Wenn eine verheiratete Frau sich weiterbilden möchte, droht ihr Ehemann damit, sie zu verlassen und eine andere Frau zu finden“, sagte sie. Als Gleichstellungsbeauftragte der madagassischen lutherischen Kirche berichtet sie von kleinen Stipendien für Frauen, die sich weiterbilden und ein Einkommen als Bäckerin, Friseurin oder Landwirtin verdienen können. „Viele Frauen können so ihr Leben verändern, sagte sie. Sie nannte das Beispiel einer Frau, die ein Ferkel erhalten hat und angefangen hat, Schweine zu züchten, und in den letzten drei Jahren ihr eigenes Haus bauen konnte.
Im Nahen Osten hat der Canadian Lutheran World Relief (CLWR) in Zusammenarbeit mit dem LWB Jerusalem ein Projekt mit dem Namen GRIT (Gendersensitive und integrative technische und berufliche Bildung) im Westjordanland entwickelt und gefördert. Kristy Bergman Schroeder, beim CLWR für Genderfragen zuständig, erklärte, mit dem Projekt solle die Arbeitslosigkeit unter palästinensischen Frauen, insbesondere mit Behinderungen, bekämpft werden. In den letzten sechs Jahren konnten so viele kulturellen Hürden für Frauen durch Sensibilisierungsmaßnahmen in den Gemeinden vor Ort überwunden, die berufliche Bildung verbessert und eine gendergerechte Lernplattform in insgesamt neun Einrichtungen im Westjordanland eingeführt werden.
Auch die Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika (ELKA) ist eine wichtige Partnerin des LWB bei der Stärkung von Frauen zur Überwindung von Armut und Diskriminierung. Rahel Mwitula Williams, die für Innovation und Ideen zuständige Abteilungsleiterin der ELKA, verwies auf das sogenannte Design Thinking, also den Prozess, bei dem Lösungen von denjenigen gefunden werden müssen, die sie brauchen, und nicht etwa von außen aufgezwungen werden. „Diese innovative Herangehensweise sieht in verschiedenen Ländern und Kontexten natürlich unterschiedlich aus“, sagte sie. Aber: „Am wichtigsten ist, dass wir einander zuhören, wenn wir gemeinsam nach Lösungen suchen.“