Eine Verpflichtung, das Band der Gemeinschaft zu stärken

26. Sep. 2023

Dreizehnte LWB-Vollversammlung bekräftigt den Grundsatz der Einheit in Vielfalt und den Aufruf, den Nächsten zu dienen.

Bishop Dr Hintikka Kaisamari

Bischöfin Kaisamari Hintikka aus der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands verliest die Botschaft der Dreizehnten Vollversammlung. Foto: LWB/Albin Hillert

Botschaft der Dreizehnten LWB-Vollversammlung  

Der Lutherische Weltbund (LWB) hat in der vergangenen Woche seine Dreizehnte Vollversammlung beendet. Die Delegierten dieses höchsten Entscheidungsgremiums der Gemeinschaft haben zum Abschluss noch einmal ihr Versprechen bekräftigt, die Bande zwischen den Mitgliedskirchen weiter zu festigen, die Einheit zu feiern und zu fördern und Menschen in Not als Nachfolgende Christi zu dienen. 

Fast 1.000 Menschen, davon 326 Delegierte, haben an der Vollversammlung vom 13. bis 19. September in Krakau, Polen, teilgenommen, auf der ein neuer Rat als höchstes Leitungsgremium des LWB und der neue Präsident, der dänische Bischof Henrik Stubkjaer, gewählt wurden.  

Die Botschaft der Vollversammlung hat die wichtigsten Themen angesprochen, mit denen sich die lutherische Gemeinschaft während dieser einwöchigen Veranstaltung mit täglichen Gottesdiensten und Bibelarbeit, Hauptreferaten und Diskussionen in den Dorfgruppen, Ausstellungen und anderen Begegnungen unter dem Thema der Vollversammlung „Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung“ auseinandergesetzt hat.  

Mit Hinblick auf das 500-jährige Jubiläum des Augsburger Bekenntnisses im Jahre 2030 misst der LWB dem Thema „Einheit“ einen hohen Stellenwert zu.  In diesem Kontext zitiert die Botschaft der Vollversammlung aus der programmatischen Rede des tschechischen katholischen Intellektuellen und Schriftstellers Monsignor Tomáš Halík und erinnert an seinen Aufruf, „eine sich beständig reformierende Kirche“ zu sein, die sich für die Einheit aller christlichen Gläubigen einsetzt, aber auch danach strebt, die gesamte Menschheit zusammen mit der ganzen Schöpfung im einen Leib zu vereinen, wenn wir in Worten und Taten Zeugnis ablegen für das Evangelium.“ 

Die Vollversammlung wies auf den unablässigen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur und den Verlust an Artenvielfalt, Leben, Lebensgrundlagen und ganzen Bevölkerungsgruppen hin. In der Botschaft der Vollversammlung bekräftigten die Delegierten den „dringenden Aufruf zum Handeln“, um den Planeten und seine Ressourcen für zukünftige Generationen zu retten. Damit wiederholten sie die Aussage der letzten Vollversammlung, dass „die Schöpfung für Geld nicht zu haben ist.“ 

Die Delegierten hörten Berichte über die Schreie der Opfer von bewaffneten Konflikten und Gewalt weltweit, darunter auch der Krieg Russlands gegen die Ukraine und zahlreiche andere Krisen in Ländern wie Äthiopien, Haiti, Manipur, Myanmar, Nigeria, Palästina, Sudan, Venezuela und Jemen. „Unser Glaube fordert von uns, Botschafterinnen und Botschafter für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung zu sein und an der Seite der vulnerabelsten Menschen zu stehen“, heißt es in der Botschaft der Vollversammlung.  

Der LWB hat auf seiner Vollversammlung erklärt, alle Formen von Gewalt und Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe, ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht, sexueller Orientierung, Gesellschaftsschicht, Alter, Behinderung, Fremdenfeindlichkeit, Kastenzugehörigkeit oder sozialer Herkunft abzulehnen. „Alle Menschen sind nach dem Bilde Gottes geschaffen und verfügen über dieselbe Würde, die nicht verletzt werden darf“, bekräftigten die Delegierten in der Botschaft. 

2023 feiert der LWB das zehnjährige Jubiläum der Verabschiedung des Grundsatzpapiers zur Gendergerechtigkeit. Die Vollversammlung zog eine positive Bilanz über die bisher erreichten Ziele und bekräftigte ihr unbeirrbares Engagement für Autarkie und Selbstbestimmung von Frauen und für die Beendigung sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt. Die Botschaft ruft zu engeren Partnerschaften zwischen Frauen und Männern bei der Bekämpfung des Patriarchats auf und fördert „ein
Männlichkeitsverständnis, das von Einfühlsamkeit, Fürsorglichkeit und Dienst geprägt ist.“
 

Überall auf der Welt erleben wir zunehmende Polarisierungen infolge von irreführenden Theologien, die exklusive eskapistische Gemeinwesen hervorbringen, in denen Macht und Reichtum in den Händen einiger Weniger angehäuft werden, während innerhalb der Kirchen und Gemeinwesen Angst und Spaltung gesät werden. In der Botschaft der Vollversammlung haben die Delegierten der LWB-Mitgliedskirchen die Notwendigkeit erkannt, „dass wir als weltweite Gemeinschaft von Kirchen und als einzelne Mitgliedskirchen unsere Lehren und Predigten auf verantwortungsbewusste Theologien gründen müssen.“ 

Die Teilnehmenden der Vollversammlung statteten dem ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager in Auschwitz-Birkenau einen Besuch ab. Die Botschaft bestätigte erneut die auf der Achten Vollversammlung 1984 in Budapest angenommene Erklärung gegen Antisemitismus und bekräftigte, dass der Antisemitismus im Widerspruch zum Evangelium stehe. Die Botschaft „bringt ausdrücklich unser anhaltendes Bekenntnis zum Ausdruck, unser lutherisches Erbe im christlichen Glauben mit Liebe und Respekt gegenüber dem jüdischen Volk leben zu wollen.“ 

Die Delegierten der Vollversammlung wiesen darauf hin, dass Kirchen in einigen Teilen der Welt weiterhin nur ein begrenztes Recht auf freie Meinungsäußerung hätten und aufgrund ihres Einsatzes für Gerechtigkeit und Menschenrechte verfolgt würden. Die Botschaft verurteilt diese Diskriminierung und Unterdrückung, „wo auch immer diese erfolgt und ungeachtet der Glaubensrichtung oder Konfession der Menschen und bittet die Mitgliedskirchen, für sie zu beten. Der LWB wird dringend gebeten, sich dieses Problems anzunehmen.“  

In diesem Jahr, in dem die bisher höchste Zahl von insgesamt mehr als 108 Millionen Geflüchteten und Binnenvertriebenen erreicht wurde, enthielt die Botschaft der Vollversammlung auch einen Aufruf an die LWB-Gemeinschaft, neue Wege „unerschrockener Hoffnung, die von unserem Glauben an Gott inspiriert ist“ zu finden und Menschen in Not zu dienen, ob Migrierte, Geflüchtete oder Opfer von Krisen und Katastrophen. 

Für Menschen lutherischen Glaubens beinhaltet die Teilnahme an Gottes ganzheitlicher Mission Verkündigung, Fürsprache und Diakonie sowohl auf internationaler Ebene als auch vor Ort in den jeweiligen Kirchen. Die Botschaft der Vollversammlung beruft uns, „Werkzeuge für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung zu sein und Wunden innerhalb unserer Kirchen und in unserer gemeinsamen Welt zu heilen." 

Gastgeberin der Vollversammlung war die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen, deren Leitungsverantwortliche, Ortsgemeinden und Ehrenamtliche sich durch großzügige Gastfreundschaft ausgezeichnet haben. Die Botschaft bedankt sich bei der polnischen lutherischen Kirche, dass sie ihre Gaben mit dem Rest der Gemeinschaft geteilt hat. 

Der LWB sieht sich selbst als Kirchengemeinschaft in einem fortlaufenden Prozess der Erneuerung und ist aufgerufen, die Herausforderungen innerhalb der LWB-Gemeinschaft und in der Welt um uns herum zu benennen und darauf zu reagieren. In der Botschaft haben die Delegierten mitgeteilt, dass sie „mit einem noch überzeugteren Bekenntnis, die Bande zwischen uns festigen zu wollen“, in ihre Heimatländer zurückkehrten, und dass sie den Aufruf beherzigen werden, „das Geschenk der Versöhnung und der Einheit mit allen unseren Nächsten praktisch zu leben.“ 

Die Dreizehnte LWB-Vollversammlung fand vom 13. bis 19. September 2023 in Krakau, Polen, zum Thema „Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung“ statt. Gastgebende Kirche war die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen.

LWB/P. Mumia