„Glauben stärken und zu Bedacht und Umsicht ermutigen“
KUALA LUMPUR, Malaysia/ SINGAPUR, Singapur/PEMATANG SIANTAR, Indonesien/GENF (LWI) – Die LWB-Mitgliedskirchen in Asien haben ihre Ortsgemeinden aufgerufen, in der aktuellen Coronavirus-Krise besonnen zu agieren und Panikmache zu vermeiden, gleichzeitig aber auch besondere Hygienemaßnahmen einzuführen.
Die Lutherische Kirche in Singapur hat ihren Gemeinden empfohlen, kontaktlose Fieberthermometer, Mundschutze und Handdesinfektionsmittel vorzuhalten. Gottesdienstbesucher sind angehalten, rechtzeitig zu kommen, damit bei allen vor dem Gottesdienst die Temperatur geprüft werden kann, engen Kontakt mit anderen Menschen wo möglich zu vermeiden und auch kein Essensbesteck mit anderen Menschen zu teilen. „In einigen Gemeinden wurden die gemeinsamen Mittagessen abgesagt, um möglichst wenig direkten Kontakt zwischen den Menschen zu haben“, berichtet Bischof Terry Kee von der Lutherischen Kirche in Singapur dem LWB.
Hygiene beachten und soziale Medien nutzen
In einer Gemeinde in Singapur: Vor dem Gottesdienst wird bei allen Gottesdienstbesuchern die Temperatur gemessen. Foto: LWB
„Einige Gemeinden haben angefangen, ihre Gottesdienste live zu streamen, damit auch jene daran teilhaben können, denen es nicht gut genug geht, um in die Kirche zu kommen. Diese Gemeinden können dann natürlich auch immer noch Gottesdienste halten, wenn die Warnstufe von der regierung auf Rot gesetzt wird. Es wurde zudem ausprobiert, die Kollekte per online- oder QR-Code-Bezahlung zu sammeln“, erzählt Bischof Kee.
Die Leitung der Lutherischen Kirche in Malaysia (LKM) hat ihre Mitglieder und Gemeinden in einem Pastoralschreiben aufgefordert, in der aktuellen Situation besonnen zu bleiben und nicht zur Verbreitung von Angst und Gerüchten beizutragen. In seinem Brief, der an alle LKM-Gemeinden in Malaysia geschickt wurde, hat LKM-Sekretär und amtierender Bischof, Pfr. Thomas Low, seine Glaubensschwestern und -brüder am 10. Februar an die Worte der Bergpredigt erinnert: „Ihr seid das Salz der Erde. (…) Ihr seid das Licht der Welt.“ (Matthäus 5,13-14)
Zusammen mit Empfehlungen zu guter Hygiene wird in dem Brief davor gewarnt, unbestätigte und sensationsheischende Informationen zu glauben und zu verbreiten, die zu einer „Atmosphäre der Angst und Panik“ beitrügen. Bischof Löw fordert seine Glaubensschwestern und -brüder in dem Brief auf, „verantwortungsbewusst und kritisch zu sein und zu handeln“ und Informationen insbesondere vor dem Teilen in sozialen Netzwerken genau zu überprüfen. Jeder solle sich fragen, ob die Information, die er oder sie gerade im Begriff sei zu teilen, tatsächlich hilfreich sei. „Wir müssen das Salz der Erde sein, um unseren Nächsten das Gefühl von Hoffnung zu vermitteln“, ermahnt Low in dem Brief.
Gottesdienste in Hong Kong abgesagt
In Hong Kong, wo bisher neben China die meisten Fälle gemeldet wurden, haben die gemeinden ihre Gottesdienste abgeagt oder übertragen sie per Livestream. «Alle anderen Kirchenzusammenkünfte oder Sitzen wurden abgesagt. «Die meisten Formen von Seelsorge und Gemeindeleben, inklusive des Sonntagsgottesdienstes, finden derzeit telefonisch oder über das Internet statt,» schreibt Leon Chau, der Generalsekretär der Chinesischen Rheinischen Kirche, Hongkong-Synode. Doch während derzeit von körperlicher Nähe abgeraten werde, hätten sich die Kirchenmitglieder zusammengefunden, um sich um diejenigen zu kümmern, die Hilfe benötigen.
„Wir sammeln täglich das Notwendige für Ältere und Bedürftige, und ermutigen dabei unsere Kirchenmitglieder, von dem zu teilen, was sie haben, anstatt Vorräte für länger als ein oder zwei Monate zu horten. Wir haben unsere Pfarrer angewiesen, mehr Zeit für Seelsorge per Telefon, Internet oder sogar persönliche Seelsorge einzuplanen. In unseren Seniorenheimen verbringen Seelsorger und Pastoren mehr Zeit mit Gesprächen mit den Patienten auf ihren Zimmern, wobei sie natürlich Schutzmasken tragen und sich sorgfältig die Hände waschen.“
„Lasst uns dieses Licht sein“
„Wir müssen den Glauben stärken und zu Bedacht und Umsicht ermutigen“, sagt Bischof Kee aus Singapur. „Wir informieren natürlich über das Virus. Aber wir aktualisieren nicht nur die Zahl der Infizierten, sondern auch die Zahl derer, die wieder gesund geworden sind, von der Intensivstation auf eine normale Station verlegt oder aus dem Krankenhaus entlassen wurden.“
„Wir werden diese Krise überstehen, sie wird vorbeigehen“, heißt es abschließend in dem Brief. „Aber das Zeugnis, das wir als Kinder Gottes in dieser Krise ablegen, hat noch eine viel größere Bedeutung als sonst. Lasst uns Zeugnis ablegen für Hoffnung, Ermutigung, Großzügigkeit, Geduld und Gebet. In der dunkelsten Dunkelheit strahlt das Licht am hellsten. Lasst uns dieses Licht sein!“
Solidarität der indonesischen Jugend
Paket der Solidarität: Junge Menschen in Indonesien haben 2211 OP-Masken für ihre Glaubensschwestern und -brüder in Hongkong gesammelt. Foto: Pfarrerin Melina Agustina/GLKI
In Indonesien ist gerade ein besonderes Paket der Solidarität nach Hongkong unterwegs: Das Lutherische Jugendnetzwerk in Indonesien, das vom indonesischen Nationalkomitee eingerichtet wurde, hat für seine Glaubensschwestern und -brüder in Hongkong 2211 Mundschutzmasken und zehn große Kanister Desinfektionsmittel gesammelt. „Wir danken dem lutherischen Jugendnetzwerk in Indonesien und auch allen anderen Geldgebern, die geholfen haben“, sagt Pfarrerin Melina Agustina von der Indonesischen Christlich-Lutherischen Kirche (GKLI). Es habe Schwierigkeiten beim Verschicken des Pakets und mit dem Zoll in Hongkong gegeben, aber letztlich sei das Paket am Bestimmungsort angekommen.
„Die Menschen in Asien, und mit ihnen auch unsere Mitgliedskirchen, machen gerade eine schwere Zeit durch“, sagt Pfr. Dr. Philip Lok Oi Peng, LWB-Regionalreferent für Asien. „Es sieht nicht so aus, als ob die Ausbreitung des Coronavirus zeitnah gestoppt werden kann. Doch wenn uns auch geraten wird, möglichst wenig direkten körperlichen Kontakt mit unseren Freunden, Kollegen und Kirchenmitgliedern zu haben, glaube ich, dass diese Herausforderung unsere Mitgliedskirchen als Gemeinschaft näher zusammenbringen wird.“
Von LWB-Kommunikation / Cornelia Kästner