Auf der Afrikanischen Kommission der Menschenrechte und der Rechte der Völker befassten sich LWB und Partnerorganisationen mit geschlechtsspezifischer Gewalt in Ostafrika und der Region am Horn von Afrika und unterstrichen die Bedeutung von Bildung und Fürsprache für eine gerechtere Gesellschaft.
Herausforderungen und Fortschritte in der Region
(LWI) – Während der 77. Ordentlichen Sitzung der Afrikanischen Kommission der Menschenrechte und der Rechte der Völker hielt der Lutherische Weltbund (LWB) gemeinsam mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Tansania (ELKT) und der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz (All Africa Conference of Churches, AACC) eine Nebenveranstaltung ab.
Die Veranstaltung brachte humanitäre, glaubensbasierte und staatliche Akteure an einen Tisch, die sich für die Förderung der Menschen- und Völkerrechte auf dem afrikanischen Kontinent einsetzen. Der Schwerpunkt lag dabei auf geschlechtsspezifischer Gewalt (GSG) unter Flüchtlingen, Gastgebergemeinschaften und Binnenvertriebenen in Ostafrika und der Region am Horn von Afrika.
Zu den Vortragenden gehörte Maya Sahli-Fadel, Sonderberichterstatterin der Afrikanischen Union zu Flüchtlingen, Asylsuchenden und Migrierenden. An dem Podium nahmen außerdem Vertreterinnen und Vertreter des Äthiopischen Menschenrechtsrats, des Kenianischen Flüchtlingskonsortiums und der Nationalen Menschenrechtskommission Kenias teil.
Sonderberichterstatterin Sahli-Fadel begrüßte diese Gelegenheit, um über geschlechtsspezifische Gewalt und die Rechte von Flüchtlingen, Asylsuchenden und Migrierenden zu sprechen, Themen, die häufig getrennt voneinander untersucht werden.
„Geschlechtsspezifische Gewalt ist eine stille Pandemie unter Flüchtlingen, Gastgebenden und Binnenvertriebenen in Ostafrika und am Horn von Afrika“, sagte Florence Bua, Sekretärin des Flüchtlingshilferats für Frauenangelegenheiten in Uganda. Bua wies darauf hin, dass Akte körperlicher, geistiger und sexueller Verletzung nicht aufhörten. In Uganda, wo sich über 1,5 Millionen Flüchtlinge aufhalten, wurden Tausende von Fällen gemeldet. Die Hauptbetroffenen sind Frauen. Durch die Meldemechanismen und die verstärkte Auseinandersetzung damit wurden Fortschritte erzielt, doch es gäbe noch immer Herausforderungen aufgrund von kulturellen Normen, ärmlichen Lebensbedingungen und den Mangel an sicheren Räumen.
„Die Stärkung der geflüchteten Frauen ist im Umgang mit geschlechtsspezifischer Gewalt entscheidend“, sagte Sawa Lilly, LWB-Länderprogrammbeauftragte für den Südsudan „Mithilfe von wirtschaftlicher Handlungsfähigkeit, Schulung, sicheren Räumen und Bildung können sie sich ein neues Leben aufbauen. Durch die Einbeziehung von geflüchteten Frauen in Führungsrollen und die Stärkung kommunaler Schutzstrukturen wird ein Bewusstsein geschaffen und Gewalt verhindert. Zusammen stärken diese Maßnahmen die geflüchteten Frauen und fördern deren Widerstandskraft.“
An der Afrikanischen Kommission der Menschenrechte und der Rechte der Völker, die vom 20. Oktober bis 9. November in Arusha, Tansania stattfindet, nehmen dreißig Delegierte des LWB aus acht afrikanischen Ländern teil. Zur Delegation gehören Mitarbeitende der LWB-Weltdienst-Programme, Mitgliedskirchen und Partnerorganisationen aus der Zivilgesellschaft, die sich für einen besseren Schutz der Menschenrechte in der Region aussprechen.
Mitgliedskirchen unterstreichen Bedeutung von Ermächtigung und Bildung
Der LWB und viele seiner Mitgliedskirchen in Afrika haben sich bereits in der Vergangenheit vielfach in der Flüchtlingsarbeit, der Friedensstiftung und der Konfliktbewältigung engagiert.
Der Leitende Bischof der ELKT, Fredrick Shoo, betonte, wie wichtig es sei, Jungen und Mädchen beizubringen, Frauen respektvoll zu behandeln. Die Interessenvertretenden bestärkte er in der Erkenntnis, dass Jungen in die Bemühungen zur Überwindung von ungerechter Behandlung aufgrund des Geschlechts eingebunden werden müssen.
„Diese Sitzung bot uns den Raum, darüber nachzudenken, was da gerade geschieht und was getan werden muss, um weiterzukommen. Wir werden erst aufhören, uns für die Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt stark zu machen, wenn wir sehen, dass es keine mehr gibt“, erklärt LWB-Vizepräsident für Afrika und Präsident der Äthiopischen Evangelisch-Lutherischen Kirche Mekane Yesus, Yonas Yigezu Dibisa. Er räumte ein, dass die Kirchen das Problem der geschlechtsspezifischen Gewalt zwar noch nicht gelöst hätten, ihr Engagement bei der Behandlung des Themas jedoch fortsetzten.
Jugendvertreter David Karangwa von der Lutherischen Kirche in Ruanda unterstrich, welche Wirkmacht die Unterrichtung junger Menschen über geschlechtsspezifische Gewalt habe. Er betonte, es sei notwendig, dass sich die Jugendlichen in den Kirchen für das Wohlergehen ihrer Altersgenossen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Religionsgemeinschaften einsetzten. „Was wir lernen, hilft uns dabei, das Engagement in unseren Kirchen aufzubauen, um so für die Jugendlichen innerhalb und außerhalb der Kirchen einzutreten.“
„Die Veranstaltung dient als Podium für den Austausch von Erfahrungen, Bedenken und Empfehlungen zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt unter Flüchtlingen, Gastgebergemeinschaften und Binnenvertriebenen und zur Förderung der Menschenrechte. Wir sprechen uns für die Umsetzung der auf dieser Veranstaltung entwickelten Empfehlungen aus und legen sie den in Arusha versammelten Entscheidungsträgerinnen und -trägern vor“, sagte Ester Wolf, LWB-Referentin für Advocacyarbeit und Menschenrechte.