LWB-Generalsekretär referiert bei Regionaltagung für Mittel- und Osteuropa
Tallinn, Estland/Genf (LWI) – Ohne seine einzelnen Mitgliedskirchen und ihr Wirken vor Ort gäbe es keinen Lutherischen Weltbund (LWB), so die Botschaft von dessen Generalsekretär Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge an die Teilnehmenden der Konsultation für Kirchenleitende der LWB-Region Mittel- und Osteuropa 2019. Sie tagten vom 28. bis 30. Oktober in Tallinn (Estland) und befassten sich mit dem Thema „Diversität und Identität – verschiedene Gaben, aber ein Geist (1. Kor. 12,4-6)“.
„Der LWB ist das weltweite Zeugnis der Kirchen vor Ort“, betonte Junge. Ihre jeweilige Identität werde von ihrem Kontext beeinflusst, gleichzeitig seien sie aber in die Beziehungen der Kirchengemeinschaft hineingerufen. „Lutherische Identitäten sind polyzentrisch – es gibt keine zentrale Institution, die eine einzige Art und Weise vorgibt, wie man heute lutherisch zu sein hat.“
Unter Verweis auf eine Fachtagung, die jüngst globale Perspektiven zum Luthertum der Gegenwart diskutiert hatte, führte Junge weiter aus: „Es geht nicht darum, einander zu lehren, was es heißt, lutherisch zu sein. Vielmehr tauschen wir uns über unsere jeweilige Sichtweise aus und durchlaufen, indem wir unser gemeinsames Verständnis artikulieren, miteinander einen Lernprozess.“
Herausforderungen für die Kirchen
Junge betonte die Aufgabe und den Dienst der Kirchen als Friedensstifterinnen in einer von Polarisierung gekennzeichneten Zeit: „Wir können die Menschen nicht in unsere Kirchen einsperren und wir können die Realität nicht aussperren. Die Menschen leben in Kirche und Welt zugleich und müssen dafür zugerüstet werden.“
In seinem Referat erinnerte Junge die Kirchen an die Grundpfeiler des LWB – Dienst an den Nächsten, gemeinsame theologische Arbeit, Zusammenarbeit in der Mission und Einsatz für die Einheit im Leib Christi. Alle Aspekte seien weiterhin relevant und würden auch heute gelebt.
Er stellte fest, aus dem kontextbezogenen Wesen der Kirchen und ihrem gemeinsamen Zeugnis als weltweite Gemeinschaft könnten Spannungen erwachsen: „Die Kirche muss immer Kirche für die Menschen sein, denen sie konkret dient, sich zu deren Fragen positionieren und die Botschaft der Erlösung durch Christus in ihre jeweilige Realität hinein vermitteln. Allerdings steht die Kirche dabei nie für sich allein, sondern ist immer gemeinsam mit anderen Kirche.“
Der Generalsekretär äußerte sich weiterhin zur Frage der Differenzen innerhalb der lutherischen Kirchengemeinschaft, die aus den verschiedenen Kontexten der Kirchen einerseits und der unterschiedlichen Auslegung der Bibel sowie unterschiedlichen theologischen Herangehensweisen andererseits erwachsen. „Im Umgang mit diesen Differenzen sollten wir nie eine Sprache gebrauchen, die von den einen sagt, sie würden sich nicht an die Schrift halten, und von den anderen, sie seien nicht in der Lage, die Schrift zu lesen und zu verstehen. Jede und jeder im LWB liest die Bibel mit Ehrfurcht und Achtung“, betonte Junge.
Mit Blick auf das ordinierte Amt betonte Junge, dass die vergangenen sechs Vollversammlungen jeweils die Verpflichtung des LWB auf die Ordination von Männern und Frauen bekräftigt hätten, und stellte fest: „Der LWB wird dieses Ziel nach wie vor verfolgen und darauf hinarbeiten.“
Auf dem Weg nach Krakau
Eine besondere Aufgabe und Ehre fällt den Kirchen in Mittel- und Osteuropa mit der Ausrichtung der Dreizehnten LWB-Vollversammlung 2023 in Krakau zu, als deren Gastgeberin die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen fungiert.
Anna Wrzesińska stellte im Namen ihres Bischofs Jerzy Samiec die Kirche und ihren Kontext vor. Zuletzt hatte 1984 in Budapest (Ungarn) eine LWB-Vollversammlung in der Region stattgefunden, die den Kirchen hinter dem Eisernen Vorhang große Ermutigung geschenkt habe. „Wir haben begeistert mit den Vorbereitungen auf diese bedeutende Veranstaltung begonnen und freuen uns darauf, nach Budapest wiederum ein lebendiges Zeugnis von unserem Glauben abzulegen“, so Wrzesińska.