Seminar für Pfarrpersonen beschäftigt sich mit Luther und stärkt Gemeinschaftsgefühl
(LWI) – „Jedes Jahr erleben wir, dass Pfarrpersonen aus aller Welt zutiefst bewegt sind, zum Nachdenken angeregt, inspiriert, verunsichert und verwandelt werden, wenn sie sich eingehend mit den Originaltexten Luthers beschäftigen“, berichtet Prof. Dr. Sarah Hinlicky Wilson, die derzeit als beigeordnete Pastorin in der lutherischen Gemeinde in Tokio tätig ist. „Ich würde mir wünschen, dass mehr Pfarrpersonen Gelegenheit und Lust hätten, sich mit den Originalquellen der Reformation zu beschäftigen.“
Zusammen mit Prof. Dr. Theodor Dieter bildete Hinlicky Wilson das Team für die akademische Lehre beim internationalen Seminar für Pfarrpersonen des Lutherischen Weltbundes (LWB), das vom 2. bis 16. November in Wittenberg, Deutschland, stattgefunden hat. Die beiden bilden bereits seit 2009 ein Team, als sie noch beide am Institut für ökumenische Forschung in Straßburg, Frankreich, lehrten. Das diesjährige Seminar war somit das 15. Seminar, bei dem sie gemeinsam unterrichtet haben.
Luthers Wiedergabe des Evangeliums von Jesus Christus wirkungsvoll ist wie eh und je!
Prof. Dr. Sarah Hinlicky Wilson vom Referententeam in Wittenberg
„Mein Kollege Theodor Dieter und ich haben uns anfangs die Frage gestellt, ob Luthers Worte auch 500 Jahre nach der Reformation, trotz der zahlreichen gewaltigen Herausforderungen im Laufe der Geschichte und für die ganze Bandbreite der Kulturen der Menschen immer noch eine so große Wirkung haben“, erklärte Hinlicky Wilson. „Zu unserem großen Erstaunen und unserer großen Freude haben wir festgestellt, dass Luthers Wiedergabe des Evangeliums von Jesus Christus genauso wirkungsvoll ist wie eh und je!“
Fortwährende Reformation und Stärkung des Gemeinschaftsgefühls
An der zweiwöchigen Exkursion zu den „Grundlagen der lutherischen Theologie – das Wort Gottes predigen und die Sakramente feiern“ haben in diesem Jahr 22 Pfarrpersonen aus allen sieben Weltregionen des LWB teilgenommen. Sie haben sich jedoch nicht nur mit Luthers Schriften und Luthers Theologie beschäftigt, sondern auch an Workshops teilgenommen und Ortsgemeinden und historisch bedeutsame Orte der Reformation besucht.
Nach der Rückkehr in ihre Heimatgemeinden haben die Teilnehmenden positiv hervorgehoben, dass ihnen die Chance gegeben wurde, „etwas über den lutherischen Glauben in anderen Kirchen“ und „die Tiefgründigkeit der theologischen Arbeit“ zu lernen. Auch das Zusammengehörigkeitsgefühl und der Austausch über Ideen, Gedanken und Erfahrungen unter den Pfarrpersonen aus 16 Ländern hätten die Dynamik des Seminars und die täglichen Andachten und Gottesdienste stark geprägt.
„Mich hat es tief bewegt, mit eigenen Ohren etwas über die konkreten Lebensrealitäten von vielen von uns zu hören“, berichtet Pfr. Dr. Florian Zobel von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. „Da war ein Kollege aus Nicaragua, der sein Heimatland verlassen musste, weil ein Diktator die Kirche verboten hat. Und ein Kollege aus Indonesien, der in einem mehrheitlich muslimischen Land fröhliche Christinnen und Christen zusammenbringt. Das einfache Leben und selbst die Armut, die typisch sind für die Dörfer in Indien und Afrika. Und im Gegensatz dazu der Reichtum hier in Europa, aber auch die zunehmende Säkularisierung. Es gibt so viele Unterschiede – und trotzdem sind wir eins in Christus und beten füreinander.“
Pfr. Septhian Tofler Sijabat vom LWB-Nationalkomitee in Indonesien sagte, dass der Besuch in der Stadt der Reformation die Erfüllung einer seiner größten Träume gewesen sei. Er freute sich über neue theologische Gedanken und Denkanstöße und über die spirituelle Erneuerung und Ermutigung.
„Es war großartig, diese lebendige lutherische Gemeinschaft zu erleben“, sagte auch der LWB-Regionalreferent für Europa, Dr. Ireneusz Lukas, der die Teilnehmenden in Wittenberg traf und ihnen die neue LWB-Strategie für den Zeitraum 2025 bis 2031 präsentierte.