Wiederaufbau von Schulen in den jordanischen Gastgebergemeinschaften
GENF (LWI) – Als die Schülerinnen das Rektorenzimmer betreten, ist ihnen ihre Bewunderung für ihre Rektorin und ihre Schule deutlich anzusehen. „Wir sind so stolz darauf, wie schön unsere Schule ist, und wir sind nun viel motivierter, hier zu lernen“, erklärt die 17-jährige Majd, die die Mädchenschule seit dem Abschluss des Kindergartens besucht.
Die Bint Adi-Sekundärschule für Mädchen in Jordanien ist eine von 75 Schulen, die vom Lutherischen Weltbund (LWB) in den vergangenen Jahren wiederaufgebaut wurden. Bis 2019 werden schätzungsweise 27.750 Schülerinnen und Schüler direkt von den neuen und verbesserten Schulen im Land profitieren.
Flüchtlingskrise wirkt sich auf Bildung aus
Da der Bürgerkrieg in Syrien weiter andauert und es auch im Irak erneut zu Kämpfen gekommen ist, bleibt Jordanien eines der wichtigsten Länder, das die Flüchtlinge im Nahen Osten aufnimmt. Nach Erkenntnissen der Vereinten Nationen hat Jordanien bis September 2017 mehr als 650.000 Flüchtlingen allein aus Syrien Zuflucht gewährt. Mehr als die Hälfte sind Kinder, viele im schulpflichtigen Alter.
Die Flüchtlingskinder konnten in das jordanische Schulsystem eingegliedert werden. In vielen Schulen erhalten sie Unterricht in zwei Schichten, eine am Vormittag und eine weitere Unterrichtseinheit am Nachmittag. Wiederaufbau und Sanierung von Schulen und die Bereitstellung zusätzlicher Klassenzimmer sind deshalb sowohl für die Flüchtlinge als auch für Gastgebergemeinschaften von grundlegendem Interesse.
Schülerinnen helfen bei der Instandhaltung
Die Schülerinnen der Bint Adi-Sekundärschule sind sehr dankbar für die Renovierungsarbeiten und übernehmen es selbst, ihre Schule in einem guten Zustand zu halten. Wenn das Pausenzeichen ertönt, helfen die Schülerinnen dem Reinigungspersonal beim Putzen der hellen Flure. Wenn Majd nicht für ihre Aufnahmeprüfung zur Universität lernt – sie möchte Augenoptikerin werden –, verschönern sie und ihre Freundinnen das Klassenzimmer und helfen mit, die Schule sauber zu halten.
Lehrerweiterbildung für modernen Unterricht
Abgesehen von Wiederaufbaumaßnahmen und sanitären Verbesserungen bietet das Schulwiederaufbauprojekt auch Schulungen für das Lehrpersonal an, um sie für eine kreative und moderne Bildung fit zu machen. Fatima Al A‘amoure unterrichtet Sozialkunde und findet die in der Fortbildung vermittelten Methoden sehr nützlich. „Ich habe während der Weiterbildung viele Techniken gelernt, die ich vor der Klasse anwenden kann. Ich kann jetzt meine Schülerinnen unterstützen und motivieren, dass sie eine gute Diskussionskultur entwickeln.“
Diese Einschätzung wird von vielen Menschen geteilt. Abeer Al-Muhaisen, Rektorin der Bint Adi-Sekundärschule für Mädchen, hat sich unermüdlich dafür eingesetzt, die hart ums Überleben kämpfende Schule in ein lebendiges Lernzentrum zu verwandeln. „Unsere Schule ist immer mehr zu einer Gemeinschaft geworden, die Integrität, Loyalität und Toleranz gegenüber anderen Meinungen fördert“, sagt sie. „Diese Tugenden beschränken sich nicht nur auf die Unterrichtsstunden, sondern gelten auch für das Zuhause und das gesamte Leben unserer Schülerinnen.“
Dr. Mohammad Khawaldeh, früher Anwalt für Familienrecht, gehört zu Jordaniens führenden Lehramtsausbildern. „Jordanien ist eine Oase inmitten dieser von Konflikten zerrissenen Länder“, beschreibt er die Situation. „Um den Frieden zu bewahren, müssen wir eine Nation gebildeter Bürgerinnen und Bürger sein. Gut ausgebildete Lehrkräfte sind der Schlüssel zur Gewaltprävention.“