„Samstagsschule” der ELKU schlägt Brücken zwischen ukrainischen Geflüchteten und ihren Gastgebern
(LWI)— Für die meisten Schülerinnen und Schüler sind Wochenenden eine willkommene Pause vom Schulalltag. Die rund 30 Teilnehmenden der Samstagsschule der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn (ELKU) drücken in dieser Zeit freiwillig die Schulbank: Sie lernen Ungarisch und erhalten Nachhilfe. Dieses Programm hilft nicht nur ukrainischen Kindern, sich in das örtliche Schulsystem zu integrieren, sondern klärt auch ihre Mitschüler über die Erfahrungen von Geflüchteten auf.
Zwar gilt für ukrainische Kinder in einigen Gastländern noch immer eine Sonderregelung, nach der sie weiterhin online am Unterricht in ihren ukrainischen Heimatschulen teilnehmen können, anstatt sich in örtlichen Schulen anzumelden. Doch zweieinhalb Jahre nach Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine bestehen viele Gastländer nun darauf, dass die Flüchtlingskinder eine örtliche Schule besuchen. Tun sie dies nicht, drohen Leistungskürzungen, Geldstrafen oder Probleme mit dem Jugendamt. Die Kinder, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind, müssen daher möglichst rasch Ungarisch lernen, um sich erfolgreich in das örtliche Schulsystem zu integrieren.
Workshops in den Gastgeber-Schulen
Das Projekt war im November 2022 von ELKU und der ungarischen Diakonie zunächst für sechs Monate ins Leben gerufen worden, wurde aber inzwischen mehrfach verlängert. Schülerinnen und Schüler zwischen 7 und 14 Jahren verbessern ihre Sprachkenntnisse in Ungarisch und Englisch, und erhalten Unterstützung in Fächern wie Mathematik und Geschichte.
Eltern und Kinder äußerten sich positiv über diese Unterstützung nicht nur bei den Hausaufgaben. Durch die Samstagsschule hätten die Kinder die Angst verloren, in der Schule nicht mitzukommen. Die „Samstagsschule“ ist jedoch weit mehr als nur Nachhilfeunterricht am Wochenende. Während die ukrainischen Kinder hart an der Verbesserung ihrer Sprachkenntnisse und der Integration in ihre Gastgemeinden arbeiten, besucht eine Gruppe von 12 Trainerinnen und Trainern an Wochentagen die örtlichen Schulen, in denen die Flüchtlingskinder unterrichtet werden, um auf die Situation und die Herausforderungen junger Geflüchteter aufmerksam zu machen und für mehr Verständnis zwischen Neuankömmlingen und Gastgebern zu werben.
„Die Workshops haben Vorurteile über Geflüchtete abgebaut. Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler haben in Rollenspielen erfahren, mit welchen Vorurteilen und Schwierigkeiten Geflüchtete konfrontiert sind“, sagte Róbert Oláh, der das Projekt bei der ELKU koordiniert. Außerdem hinaus können die Workshop-Teilnehmer die erworbenen Problemlösungsfähigkeiten auch in anderen Situationen anwenden.
Uns ist es wichtig, dass sie ihre Sprachkenntnisse verbessern und sich im Gastland verständigen können
Róbert OLÁH, ELKU-Projektleiter
Indirekter Nutzen
Projektleiter Oláh hofft, dass die Sprachkurse und die sensibilisierenden Workshops nicht nur den ukrainischen Kindern, sondern der gesamten Schulgemeinschaft zugutekommen werden. Die Samstagsschule soll noch bis zum Schuljahresende im Juni 2025 in Zusammenarbeit mit der Bildungsabteilung der ELKU fortgesetzt werden.
„Uns ist es wichtig, dass sie ihre Sprachkenntnisse verbessern und sich im Gastland verständigen können“, sagt Oláh. „Ein weiterer wichtiger Aspekt der Samstagsschule ist das Kennenlernen der Kultur des Gastlandes.“ Ergänzt wird der zusätzliche Unterricht durch Sommercamps und Ausflüge, bei denen die Kinder ihr Gastland kennenlernen und neue Freunde finden können.