Unterstützung für 60.000 schutzbedürftige Familien
GENF, Schweiz (LWB) – Als Reaktion auf die Bedürfnisse der steigenden Zahl von Flüchtlingen, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen, arbeitet der Lutherische Weltbund (LWB) eng mit seiner Mitgliedskirche, der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen (ECACP), zusammen, um an sechs Orten im Land ein Projekt zur Bargeldunterstützung umzusetzen.
Bis zum 27. April flohen laut Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR mehr als 5,2 Millionen Menschen vor dem Konflikt in der Ukraine. Fast 3 Millionen davon kamen über die Grenze in das Nachbarland Polen. Mit dem Bargeldprojekt werden einige der am stärksten gefährdeten Flüchtlinge über die nächsten drei Monate unterstützt. Es wird in LWB-Zentren an sechs Orten durchgeführt: in der Hafenstadt Danzig und in Ostroda im Norden, in Breslau im Westen, in Bytom Miechowice und Bielsko Biala im Süden sowie in Zgierz in Zentralpolen.
Einzelpersonen und Familien können sich in einem der Zentren registrieren und dadurch bei Banken überall im Land Geld abheben. In den Zentren werden auch Dienstleistungen wie Beratung für Kinder, die unter posttraumatischem Stress leiden, angeboten. Opfer von sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt werden an Fachstellen weitergeleitet.
Flexibilität und Integration
Die Bargeldverteilung bietet den Flüchtlingen eine flexible Form der Unterstützung, mit der sie Prioritäten setzen und ihre dringendsten Bedürfnisse decken können. Damit soll auch ein Gefühl der Normalität und der Integration in die örtliche Aufnahmegesellschaft erzeugt werden, indem die Flüchtlinge als gleichberechtigte Marktteilnehmer agieren, anstatt auf Almosen angewiesen zu sein, die möglicherweise nicht ihren spezifischen Bedürfnissen entsprechen. Bargeldunterstützung hilft auch der polnischen Wirtschaft, und es werden weniger Lastwagen und Lagerflächen als bei den traditionelleren Arten der humanitären Hilfe benötigt.
Das Projekt wird hauptsächlich vom UNHCR unterstützt, doch auch andere LWB-Partner wie ACT Church of Sweden, Diakonie Österreich, Corus International, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika und Kerk in Actie helfen mit. Damit sollen mindestens 60.000 der besonders schutzbedürftigen Familien unterstützt werden. Sie können monatlich 710 polnische Zloty (150 Euro) pro Haushaltsvorstand und 610 polnischen Zloty (130 Euro) für jedes Familienmitglied abheben.
Der leitende Bischof der ECACP, Jerzy Samiec, sagte: „Die Flüchtlinge, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen mussten, befinden sich in einer schwierigen physischen, emotionalen, materiellen und psychologischen Lage. Wenn wir sie in Polen aufnehmen, sollten wir sie deshalb in all diesen Bereichen unterstützen. In unserem Zuhause zeigen wir ihnen Verständnis, Unterstützung und Liebe. Doch wir sind uns auch bewusst, dass sie Geld zum Leben brauchen. Deshalb ist dieses Bargeldprojekt zum jetzigen Zeitpunkt so wichtig.“
Bischof Samiec fügte hinzu: „Seit Beginn des Krieges hat die ECACP mit den zur Verfügung stehenden Mitteln alles getan, um den Flüchtlingen aus der Ukraine zu helfen. Wir freuen uns, dass der LWB uns unterstützt und Hilfe leistet, nicht nur in Polen, sondern auch in der Ukraine. Wir sind außerordentlich dankbar für die Offenheit und Großzügigkeit der weltweiten lutherischen Gemeinschaft.“
Das Projekt ist Teil der umfassenderen Hilfe des LWB in der Ukraine-Krise, zu der auch die Unterstützung der Kirchen an vorderster Front zählt, die die Flüchtlinge in Polen, Rumänien, der Slowakei und Ungarn aufnehmen und den Binnenvertriebenen in der Ukraine Hilfe leisten. Insbesondere führende Personen der Kirche weisen auf die dringenden Bedürfnisse von Menschen hin, die immer noch in der Ost- und Südukraine leben und wo die Kämpfe zwischen ukrainischen Truppen und russischen Soldaten weiter Opfer fordern und die Infrastruktur zerstören.