In zwei Grenzbezirken in Simbabwe sensibilisiert das Programm „Symbole der Hoffnung“ der lutherischen Kirche die Menschen für die Gefahren des Menschenhandels und schafft Beschäftigungsmöglichkeiten im Inland.
Lutherische Kirche rüstet Rückkehrmigrierende zu
(LWI) – Nomathemba Sibanda träumte von einem besseren Leben für sich und ihre Tochter, als sie Simbabwe ohne die notwendigen Papiere Richtung Südafrika verließ. 2009 zahlte sie einem Schleuser 1.500 Südafrikanischen Rand (75 Euro), damit er sie zusammen mit weiteren Migrationswilligen ohne Ausweisdokumente über die Grenze brachte. Aber schon bald wurde ihr klar, dass es die erhofften Chancen und Möglichkeiten dort gar nicht gab. Sie arbeitete als schlecht bezahlte Hilfskraft auf einer Reitanlage in Johannesburg und verdiente kaum genug zum Überleben. Also beschloss sie 2019, in ihr Heimatland zurückzukehren.
Heute ist sie eine der 13.000 mehrheitlich jungen Frauen und Männer, die Unterstützung vom Programm „Symbole der Hoffnung“ (Sybols of Hope - SoH) der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Simbabwe (ELKS) und deren für Entwicklungshilfe zuständigen Arm, dem „Lutheran Development Service“ (LDS), erhalten. Der Lutherische Weltbund (LWB) unterstützt die Aktivitäten des Programms in Simbabwe, Äthiopien und Nigeria, die darauf abzielen, irreguläre Migration und Menschenhandel zu stoppen und andere Möglichkeiten und Wege zu finden, um die Lebensbedingungen für potenzielle und zurückgekehrte Migrantinnen und Migranten zu verbessern.
In Simbabwe konzentriert sich das Programm auf die im Süden des Landes gelegenen Distrikte Insiza und Chiredzi an den Grenzen zu Mosambik, Botsuana und Südafrika. Diese drei Länder zählen zu jenen Ländern, in die es die meisten Menschen aus Simbabwe auf der Suche nach Beschäftigungsmöglichkeiten und einem besseren Leben zieht. „Symbole der Hoffnung“ konzentriert sich vor allem auf potenzielle und zurückgekehrte Migrantinnen und Migranten und will mit seinen Aktivitäten unter anderem die Menschen in den Gemeinwesen sensibilisieren. Es bietet Möglichkeiten für Berufsausbildung und die Aneignung unternehmerischer Kompetenzen, stellt kleinen Unternehmen Start-Up-Kits zur Verfügung und rüstet festgelegte öffentliche Einrichtungen mit Geräten für Outdoor-Sportarten, die der Erholung dienen, wie Fußball und Korbball aus.
Sibanda meldete sich bei einem Kurs für den Traumberuf ihrer Kindheit an – das Maurerhandwerk – und arbeitet derzeit auf einer Baustelle der örtlichen Verwaltung in Filabusi, wo sie zuvor schon als Auszubildende gearbeitet hat. Über ihren Weg hat sie kürzlich mit einem Team des SoH-Programms gesprochen, das aus Vertreterinnen und Vertretern des LWB, Mitarbeitenden der Länderprogramme in den drei betroffenen Ländern sowie Mitarbeitenden der AMMPARO-Initiative der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika zur Begleitung von Migrantenkindern bestand. „Ich bin überzeugt, dass die Verantwortlichen für die öffentlichen Bauleistungen mich zurückgerufen haben, weil ich in meiner Ausbildung großes Engagement gezeigt haben, wie man auch an dieser Wand sehen kann“, sagt sie, als sie ihre Maurerfähigkeiten vorführt.
Eines der zentralen Ziele des SoH-Programms sei, sicherzustellen, dass diejenigen, die sich zwischen Bleiben und Migration entscheiden müssten, besser informiert und zugrüstet seien, um ihre Berufe und Fertigkeit zu vermarkten, erklärt Ashenafi Haile, Programmverantwortlicher des LWB für Diakonie und Entwicklung. Während unseres Besuchs vom 25. September bis 1. Oktober 2023 „haben wir verstanden, dass wir viele Bezugsberechtigte erreichen können, wenn wir die bestehenden Strukturen in den Gemeinwesen nutzen, also die Dorfvorsteher, Kirchengemeinden, staatlichen Stellen und andere Partner“, erklärte er. Sibandas Geschichte, sagte er, sei eines von vielen Beispielen dafür, dass das Programm für positive Veränderungen im Leben der Menschen sorge.
Fertigkeiten und Einfluss
Auch Mildred Nkala erzählte von ihren Erfahrungen. Der Mai 2022 sei ein wichtiger Monat in ihrem Leben gewesen. „Zum ersten Mal überhaupt“ seit ihre Kinder 2016 in der Grundschule eingeschult wurden, habe sie das Schulgeld „vollständig und pünktlich zahlen können“. Ihr vom Programm „Symbole der Hoffnung“ unterstütztes Geflügelaufzucht-Projekt, das sie mit 50 Mastküken begonnen hatte, hatte in sechseinhalb Wochen 280 US-Dollar Profit generiert – einen derartigen Erfolg hatte sie sich ein Jahr zuvor nicht einmal träumen lassen.
Da Nkala auch eine talentierte Schneiderin ist, will sie sich noch ein zweites Standbein aufbauen. Sie möchte „eine Nähmaschine kaufen und anfangen, Kleidung zu nähen“, erzählt sie, während sie ein T-Shirt überzieht, auf dem der Slogan des SoH-Programms zu lesen ist: „Symbole der Hoffnung – Unsere Hoffnung ist unsere Stärke“.
Sie hofft, dass sie andere junge Menschen davon abhalten kann, sich auf eine Reise zu begeben, die viele Gefahren wie sexuelle Ausbeutung und Missbrauch mit sich bringt, wenn sie ihnen bei Veranstaltungen von SoH-Simbabwe von den Fertigkeiten berichtet, die sie durch ihre Geflügelaufzucht gelernt hat, und ihnen von ihren eigenen Erfahrungen erzählt. „In Südafrika konnte ich mir zeitweise nicht einmal etwas zu essen kaufen, weil es so schwierig war, einen Job zu finden; deshalb habe ich irgendwann beschlossen, wieder nach Hause zu gehen.“
„Nein“ zu Menschenhandel
Die Menschen in Insiza und Chiredzi leben im Wesentlichen von keinbäuerlicher Landwirtschaft und anderen landwirtschaftlichen Tätigkeiten, was sie aufgrund wiederholter Dürren und Trockenperioden, häufiger Ernteausfälle durch Schädlingsbefall und Verluste im Viehbestand durch Tierseuchen aber zunehmend vulnerabel macht. Viele junge Menschen wandern aufgrund der klimatischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten nach Südafrika und andere Ländern aus. „Symbole der Hoffnung“ will sie informieren und sensibilisieren und bietet ihnen und den zurückgekehrten Migrantinnen und Migranten verschiedene Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung an.
„Nein zu Menschenhandel“ ist eine der zentralen Botschaften, die SoH über Flyer, Plakate und Banner an öffentlichen Orten auf Englisch und in lokalen Sprachen verbreitet. Darüber hinaus werden die Räumlichkeiten der ELKS-Gemeinden für Workshops und die Schulung von Pastorinnen und Pastoren genutzt, die psychosoziale Unterstützung leisten. Seit 2021 haben mehr als 40 Pastorinnen und Pastoren und andere Mitarbeitende der ELKS und weiterer Kirchen an verschiedenen Maßnahmen teilgenommen, um die Umsetzung der Arbeit von „Symbole der Hoffnung“ vor Ort zu verbessern.
„Wir hoffen, dass die Kirchen dank des Programms dabei helfen können, die Einstellungen und das Verhalten der Menschen in Bezug auf die Bedeutung von amtlichen Dokumenten und die Einhaltung von Prozessen und Regeln bei Reisen zu verändern“, so Ashenafi. Er unterstreicht aber auch, dass mehr getan werden muss, um zurückgekehrte Menschen zu unterstützen, weil sie in der Regel traumatisiert seien und Therapien und Hilfe benötigten. Es brauche engere Partnerschaften mit anderen Gruppen wie der Internationalen Organisation für Migration, den Strafverfolgungsbehörden und anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen, die eine ähnlich Vision haben.
Seit dem offiziellen Startschuss im Juli 2017 wird das Programm „Symbole der Hoffnung“ des LWB in Zusammenarbeit mit der Äthiopischen Evangelischen Kirche Mekane Yesus, der Lutherischen Kirche Christi in Nigeria und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Simbabwe umgesetzt. Die Kirchen sensibilisieren potenzielle Migrantinnen und Migranten und machen korrekte Informationen zum Thema irreguläre Migration und den damit einhergehenden Risiken zugänglich. Sie leisten psychosoziale Unterstützung für Rückkehrmigrantinnen und -migranten, unter denen viele Opfer von Menschenhandel sind, bieten Berufsausbildungsmöglichkeiten und helfen bei der Schaffung von nachhaltigen Einnahmequellen als Existenzgrundlage.