LWB schließt sich mit dem Berlin Institute und dem Beyers Naudé Centre zusammen, um Mitgliedskirchen in ihrem Engagement im öffentlichen Raum zu stärken
GENF, Schweiz (LWI) - Der Lutherische Weltbund (LWB) schließt sich mit dem Berlin Institute for Public Theology in Deutschland und dem Beyers Naudé Centre for Public Theology in Südafrika zusammen, um eine Reihe von Materialien zu produzieren. Damit sollen die Mitgliedskirchen dabei unterstützt werden, ihr Engagement im öffentlichen Raum zu stärken.
Beim offiziellen Start einer frei zugänglichen Vorlesungsreihe zu öffentlicher Theologie am 15. Oktober sagte der LWB-Generalsekretär Martin Junge, dass solche Ressourcen dringend nötig wären, da „vorherrschende Trends der Individualisierung zu einem Rückzug aus dem öffentlichen Raum führen.“ Je mehr der Sinn für das Allgemeingut verschwinde, umso stärker „schrumpft die gemeinsame Basis zwischen den Menschen und Gemeinschaften,“ mit dem Ergebnis, dass „schließlich der gesunde Menschenverstand verloren geht,“ betonte er.
Junge merkte an, dass Kirchen von solchen Tendenzen zur Abgeschiedenheit nicht ausgenommen seien. Doch seien sie „hervorragend gerüstet, um solchen Trends entgegenzuwirken,“ indem sie ihre spirituellen und theologischen Ressourcen mobilisierten. Seinem Wesen nach sei „der Glaube immer persönlich“, aber „niemals privat“, so betonte er, weil „der Glaube sowohl die Gemeinschaft bildet, als auch zur Gemeinschaft hinführt.“
Die Vorlesungsreihe zu öffentlicher Theologie ist in Form von Video- und Audiodateien auf den Webseiten der drei Organisationen frei zugänglich. Außerdem stehen dort Präsentationen, Studientexte und zusätzliches Lesematerial zur Verfügung. Die Vorträge werden von führenden öffentlichen Theologinnen und Theologen aus aller Welt gehalten. Sie umfassen auch Diskussionen zur Frage, was öffentliche Theologie in verschiedenen Kontexten bedeutet, unter anderem aus einer islamischen Perspektive und im Rahmen der digitalen Welt.
Ein zweiter Teil beschäftigt sich mit der praktischen Anwendung von öffentlicher Theologie in Politik und Wirtschaft, Friedensförderung und Menschenrechten, Gender und Sexualität sowie Schöpfung und nachhaltiger Entwicklung. Während des Online-Starts sagte Philip Peacock, amtierender Generalsekretär für Programme der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen: „Die Frage ist nicht, warum es Leid auf der Welt gibt, sondern vielmehr, was wir dagegen tun können. Und das ist natürlich eine sehr öffentliche Frage.“
Die wissenschaftliche Dekanin des ökumenischen Instituts in Bossey, Simone Sinn, begrüßte die neue Plattform ebenfalls. Sie sagte, Zugang zu so einer „frischen und substanziellen Theologie“ werde in der heutigen globalen Kirche dringend benötigt, denn „sie erweitert unsere theologische Vorstellungskraft, schärft unser theologisches Urteilsvermögen und stärkt unser theologisches Engagement.“
Private und öffentliche Bereiche
Drei der Personen, die zu der Vorlesungsreihe beigetragen haben, teilten ebenfalls ihre Gedanken zur Wichtigkeit von öffentlicher Theologie in ihren unterschiedlichen Kontexten. Rothney Tshaka, Direktor der School of Humanities an der Universität von Südafrika, hob hervor, dass in seinem Land „die Schwarze Theologie der Befreiung immer öffentliche Theologie war,“ selbst als „es noch nicht modern war, in der Öffentlichkeit über seinen Glauben zu sprechen.“
Seferosa Carrol, Programmreferentin des Ökumenischen Rats der Kirchen für Mission und Mission von den Rändern, erklärte, dass sie in der Pazifikregion in einem Kontext aufgewachsen sei, in dem der Glaube hauptsächlich auf den privaten Bereich und den Sonntagsgottesdienst beschränkt gewesen war. Sie sagte, sie freue sich darauf, bei einer Vorlesungsreihe mitzuwirken, da es „für mich unabdingbar wurde, die Verbindungen zwischen dem privaten und dem öffentlichen Bereich zu entschlüsseln.“
Eine weitere Referentin, Frederike van Oorschot, Leiterin des Arbeitsbereichs „Religion, Recht und Kultur“ an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST), unterstrich, wie wichtig es sei, darüber zu sprechen, „wie digitale Räume unser Verständnis vom öffentlichen [Bereich] und unsere Interaktion zwischen Christinnen und Christen prägen.“
Der Direktor des Berlin Institute for Public Theology, Torsten Meireis, hielt fest, dass die jetzige Vorlesungsreihe „nur ein Anfang ist.“ Er fügte hinzu, dass „noch viele andere Stimmen gehört werden sollten.“ Dion Forster, Direktor des Beyers Naudé Center for Public Theology an der Universität Stellenbosch, schloss sich diesen Worten an und ermunterte andere, sich in Zukunft „in das Gespräch einzuklinken.“
Moderiert wurde die Diskussion vom Programmreferenten des LWB für öffentliche Theologie und interreligiöse Beziehungen, Sivin Kit. Er betonte, dass „einen Zugang zu Stimmen aus verschiedenen Teilen der Welt zu bieten“ nicht bedeute, „dass wir uns darauf beschränken, über Definitionen und Konzepte zu streiten.“ Er schloss mit der Aussage, dass es vielmehr darum gehe „Einzelpersonen und Gemeinschaften für ein stärkeres Engagement im öffentlichen Raum zu mobilisieren.“
Von LWB/P. Hitchen. Deutsche Übersetzung: Tonello-Netzwerk, Redaktion: LWB/A. Weyermüller