Tagung der CS/CWC erörtert „Kirche sein“ in einer krisengeschüttelten Welt
GENF, Schweiz (LW) – Inwiefern haben die beispiellosen Herausforderungen dieses vergangenen Jahres unsere christlichen Kirchen verändert? Wie können die weltweiten Gemeinschaften gemeinsam auf die Bedürfnisse einer Welt nach COVID-19 reagieren? Wie können ökumenische Beziehungen gestalten werden, um derartig unsichere Zeiten gut zu bestehen?
Mit diesen und anderen Fragen beschäftigten sich gut 30 Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher weltweiter christlicher Gemeinschaften, die zusammengekommen waren, um sich gegenseitig über ihre Aktivitäten zu informieren und die Auswirkungen der Pandemie auf ihre jeweiligen Kirchen zu erörtern. Die Konferenz der Sekretärinnen und Sekretäre weltweiter christlicher Gemeinschaften (Conference of Secretaries of Christian World Communions, CS/CWC) tagt seit mehr als 60 Jahren jedes Jahr, um sich darüber auszutauschen, wie die Ergebnisse ihrer bilateralen und multilateralen Dialoge und neuste Informationen in Bezug auf das gemeinsame Zeugnis und den gemeinsamen Dienst einer breiteren Öffentlichkeit am besten kommuniziert werden können.
Im Namen der lutherischen Kirchengemeinschaft haben der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Martin Junge, und der Assistierende Generalsekretär des LWB für Ökumenische Beziehungen, Dirk Lange, an der Tagung teilgenommen. Junge unterstrich, wie dringend notwendig Solidarität und „prophetische Beharrlichkeit“ seien, und machte sich Gedanken, was es heißt, sich in einer Zeit der Pandemie anzupassen und „Kirche zu sein“, wenn es so vielen Menschen unmöglich ist, physisch zum Gottesdienst und dem Empfang der Sakramente, zum Erleben von Gemeinschaft und anderen ähnlichen Aktivitäten zusammenzukommen.
Herausforderungen und Chancen für die Ökumene
Eigentlich sollte die Tagung in diesem Jahr in Nairobi, Kenia, stattfinden, aber aufgrund der anhaltenden Auswirkungen der Pandemie musste die Veranstaltung vom 20. bis 22. Oktober online abgehalten werden. Die CS/CWC wurde 1957 als Forum für die etablierten anglikanischen, katholischen, orthodoxen und protestantischen Kirchen ins Leben gerufen; inzwischen nehmen jedoch auch Vertreterinnen und Vertreter vieler Pfingstkirchen, evangelikaler Kirchen und anderer weltweiter christlicher Gemeinschaften daran teil.
Trotz der vielen Schwierigkeiten, mit denen die Kirchen weltweit derzeit konfrontiert sind, haben die Teilnehmenden den gemeinsamen Wunsch bekräftigt, weiterhin für ein besseres gegenseitiges Verständnis und Fortschritte auf dem Weg hin zu dem Ziel einer vereinten christlichen Welt zusammenarbeiten zu wollen.
Die Vertreterinnen und Vertreter beleuchteten sowohl die negativen als auch die positiven Chancen, die die Pandemie böte. Einige sprachen von einer „Zoom-Müdigkeit“ und wiesen darauf hin, dass die Anzahl der Teilnehmenden an Online- und Offline-Gottesdiensten zurückginge. Andere sprachen darüber, wie sehr die Pandemie bereits bestehende Krisen wie Rassismus, Armut und Ungleichheiten und die Probleme rund um Religionsfreiheit verschärfen und hervorheben würde. Viele Teilnehmende bezeichneten die neue Enzyklika von Papst Franziskus, Fratelli Tutti, als positiven Beitrag zum Aufbau einer gerechteren und barmherzigeren Weltgemeinschaft.
Praktischer Dienst und prophetisches Zeugnis
Elizabeth Matear, die Ökumene-Beauftragte der Heilsarmee, hat die Bedeutung des Dienstes in der aktuellen Zeit hervorgehoben und betont, wie wichtig Flexibilität und Resilienz in der Antwort auf die Bedürfnisse der Menschen seien, die unter der Isolation und dem Verlust ihrer Lebensgrundlagen litten. Sie berichtete, dass ihre Heimatgemeinde die Bereitstellung von Lebensmitteln, medizinischen Versorgungsgütern und Hygiene-Sets für besonders vulnerable und schutzbedürfte Bevölkerungsgruppen verstärkt habe und damit ganz praktisch genau das tue, worum alle Kirchen seit dem Beginn der Pandemie bemüht seien.
César Garcìa, der Generalsekretär der Mennonitischen Weltkonferenz, berichtete wie seine Kirchengemeinschaft versuche, die verschiedenen Elemente des Berichts vom trilateralen Dialog mit katholischen und lutherischen Dialogpartnern umzusetzen. Er hielt fest, dass die Frage, wie die Fortschritte in theologischen Übereinkommen zwischen verschiedenen Kirchen von den Menschen in diesen Kirchen aufgenommen und innerhalb der betroffenen Weltgemeinschaften mit Leben gefüllt werden könnten, seiner Ansicht nach eine der zentralen Herausforderungen für alle Christinnen und Christen sei.
Ivan Abrahams, Generalsekretär des Weltrats Methodistischer Kirchen, sprach über die Konsultationen, die seine Kirchengemeinschaft mit den in Afrika entstandenen Kirchen begonnen habe. Der Prozess werde als zunehmend wichtig für die Gestaltung einer neuen Hermeneutik für den ökumenischen Dialog angesehen, die auch die sich verändernde Form der weltweiten christlichen Gemeinschaften zum Ausdruck bringe.
Dirk Lange vom LWB sagte: „Es ist sehr spannend, andere Formen des ökumenischen Diskurses zu erkunden, die den globalen Lebensrealitäten der Kirche und der Vielzahl pastoraler und gesellschaftlicher Herausforderungen Rechnung tragen.“
Auch wenn die CS/CWC keine Resolutionen verabschiedet oder öffentliche Erklärungen formuliert, wird sie als wichtige Möglichkeit und Gelegenheit gesehen, Vertrauen und gute Partnerschaften unter den Kirchenleitenden und ihren jeweiligen Glaubenstraditionen aufzubauen und damit den Zusammenhalt in der ökumenischen Bewegung weltweit zu fördern.