Durch Erinnerung an die Vergangenheit die Zukunft gestalten
(LWI) – Vor genau 1.000 Jahren – im Jahr 1024 – wurde in Norwegen erstmals eine christliche Gesetzessammlung verabschiedet. Die später als Kristenretten – Christenrecht – bezeichnete Gesetzessammlung wurde von König Olav II verkündet, der wiederum später als Heiliger Olav bekannt werden sollte. Die Einführung dieser Gesetze war ein wichtiger Schritt in der Christianisierung und der Entstehung des Staates Norwegen.
Unter der Überschrift „Feira fortid, forma framtid“ – Vergangenheit feiern, Zukunft gestalten – feierte die Norwegische Kirche dieses Jubiläum vom 24. Mai bis 2. Juni in Moster, einer Hafenstadt im Südwesten des Landes. Der Lutherische Weltbund (LWB) wurde bei den Feierlichkeiten von seinem Präsidenten, Bischof Henrik Stubkjær, und dem Regionalreferenten für Europa, Pfr. Dr. Ireneusz Lukas, vertreten.
Die Einführung des Christenrechts habe Werte des christlichen Glaubens wie die Überzeugung, dass alle Menschen nach dem Bilde Gottes geschaffen sind, in der Gesellschaft verankert und habe dafür sorgen sollen, dass Konflikte durch Recht und Gesetz und nicht durch Vergeltung beigelegt würden, erklärte Olav Fykse Tveit, der Vorsitzender Bischof der Norwegischen Kirche. Zudem habe das neue Recht die Rechte von Frauen, Kindern und Armen gestärkt.
„Es ist wichtig zu feiern, dass der christliche Glaube seit 1.000 Jahren zu Norwegen gehört, und diese 1.000 Jahre Christentum haben uns gezeigt, wie wir als Gesellschaft zusammenleben können“, sagte Fykse Tveit weiter. „Unsere Werte werden immer wieder in Frage gestellt – in Norwegen und international. [Dieses Jubiläum] bringt uns dazu, uns Gedanken darüber zu machen, wofür wir als Kirche und als Land, das auf christlichen und humanistischen Werten gebaut ist, einstehen müssen.“
Traditionell sind Kirche und Staat in Norwegen schon immer eng verbunden gewesen. 1537 hat Christian III die Reformation nach Norwegen gebracht und die lutherische Glaubenslehre zur Staatsreligion gemacht – ein Zustand, der erst 2017 beendet wurde.
Vision für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung
Zusammen mit dem Vorsitzenden Bischof Fykse Tveit und der anglikanischen Bischöfin Rosemarie Mallett aus der Diözese Southwark im Vereinigten Königreich hat LWB-Präsident Stubkjær an einer Podiumsdiskussion teilgenommen. Er erklärte dort: „Die Menschenrechte sind Grundlage für die Menschenwürde und damit von grundlegender Bedeutung für unseren Glauben, unsere Werte und unsere Identität als christliche Gläubige und als lutherische Gläubige.“ Weiter sagte er, dass wir aufgerufen sind, „für die von Gott gegebene Würde eines jeden Menschen einzustehen – insbesondere die Würde von Menschen, die unterdrückt und vulnerabel sind“. Die LWB-Mitgliedskirchen zum Thema Menschenrechte zu schulen, sei „ein zentraler Aspekt unserer Theologie und unseres Glaubens“ und die Advocacy-Arbeit für die Menschenrechte müsse auch in Zukunft „ein wichtiger Teil des Wirkens der Kirchen sein“, betonte er.
Das Eintreten für die Menschenrechte sei ein zentraler Aspekt der prophetischen Stimme und der ganzheitlichen Mission der Kirchen, so Präsident Stubkjær. „Die Vision des LWB sei eine gerechte, friedliche und versöhnte Welt. Und das können wir nur erreichen, wenn wir für Menschenrechte, Menschenwürde und Frieden eintreten und uns gleichzeitig von Strukturen lossagen und Strukturen bekämpfen, die Ungerechtigkeit, Gewalt, Hass und Intoleranz fortschreiben.“
Mehr Informationen zum Jubiläum auf der Website der Norwegischen Kirche