Glaubensgemeinschaften und ihr Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung
Monrovia, Liberia/Genf (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) hat einen Prozess in die Wege geleitet, mit dem aus dem Glauben handelnde Akteure in Liberia besser beurteilen können, welchen Beitrag sie zur Umsetzung von drei spezifischen UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) leisten.
Der Auftakt für diese „Bestandsaufnahme der Beiträge von FBOs zur Umsetzung der SDGs 3, 4 und 16 in Liberia“ fand am 31. Oktober in Monrovia (Liberia) statt. Sie ist Teil der „Waking the Giant“-Initiative des LWB. Führungspersönlichkeiten der Kirchen und anderer Glaubensgemeinschaften sowie Delegierte der UN und der liberianischen Regierung haben an der Veranstaltung teilgenommen.
Die lokalen Partner haben die SDGs Gesundheit und Wohlergehen, inklusive, gleichwertige und hochwertige Bildung und die Förderung friedlicher und inklusiver Gesellschaften als wichtige Ziele für eine nachhaltige Entwicklung bezeichnet. Diese Auftaktveranstaltung in der lutherischen St. Peter-Kirche fand parallel zur jährlichen Jahrestagung von „Waking the Giant“ statt. Diese Kirche erlangte traurige Berühmtheit durch das Massaker von Singkor im Jahre 1990, als 600 Menschen von Soldaten in dem Gotteshaus ermordet wurden. Damals herrschte in Liberia Bürgerkrieg. Im Gedenken an die Opfer wurde eine Schweigeminute abgehalten.
Es gibt auch ein Leben vor dem Tod
In seinem Hauptvortrag wies Pfr. Dr. Fidon Mwombeki, Generalsekretär der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz, darauf hin, dass die „Kirchen in Afrika von Anfang an ihre Berufung nicht nur darin gesehen haben, die Menschen nach dem Tod auf ein ewiges Leben im Himmel vorzubereiten.“
„Diese Kirchen glauben nicht nur an ein Leben nach dem Tod“, so Mwombeki weiter, „sondern sie glauben auch ganz entschieden an ein Leben vor dem Tod. Sie sind von ihrer Berufung überzeugt, Botschafter Gottes zu sein und den Menschen auf dieser Erde das Leben in all seiner Fülle zu bringen.“
„Wir müssen weiterhin Präsenz zeigen, wenn es um den Beitrag zur Umsetzung der SDGs geht, denn etwas für ein besseres Leben der Menschen zu tun, ist Teil unserer Identität“, so Mwombeki.
Liberias Bildungsminister, Professor Ansu Sonii, hat die Studie in Auftrag gegeben und übermittelte Grüße im Namen des Präsidenten von Liberia.
„Wir sind dankbar für Ihren in signifikanter Weise erkennbaren Beitrag, denn die Umsetzung dieser SDGs ist gerade in Entwicklungsländern eine erhebliche Herausforderung. Ohne die Partnerschaft zwischen Regierungen und FBOs könnte das Erreichen der SDGs ein sehr schwieriges Unterfangen werden“, fügte der Minister hinzu.
Die UNAIDS-Landesdirektorin für Liberia, Dr. Miriam Chipimo, bestätigte diese Aussage: „Wir müssen alle zusammenarbeiten. Ihre Kirchen arbeiten mit den Gemeinschaften zusammen, und Ihre Stimme wird gehört. Die UN-Familie wird weiterhin mit den Glaubensgemeinschaften kooperieren und sich für die Veränderungen einsetzen und stark machen, die geschehen müssen.“
Vier Zielländer und neue Partnerschaften
„Niemand hat bisher eine vergleichbare Bestandsaufnahme durchgeführt. Im Ergebnis erleben wir jetzt, dass mehr als zehn Kirchen, kirchennahe und ökumenische Organisationen angefangen haben, ihre Arbeit auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung auszurichten“, sagte Saint John York, der diese Initiativen im Liberia koordiniert.
Die erste Phase der LWB-Initiative wird in drei weiteren Ländern durchgeführt, deren nationale Koordinationsbeauftragten an der Veranstaltung in Liberia teilgenommen haben. Pfr. Eduardo Martinez (Kolumbien), John Hillary (Tansania) und Mikka McCracken (Vereinigte Staaten) wiesen explizit darauf hin, wie wichtig die Zusammenarbeit mit anderen Glaubensgemeinschaften und die gegenseitige Ergänzung quantitativer und qualitativer Handlungsansätze bei den Umsetzungsprozessen der SDS seien.
Gendergerechtigkeit
„Als der Kirchenrat von Liberia beschlossen hat, diese globale Konferenz unter dem Motto ‚Männer und Frauen wurden von Gott gleich geschaffen und haben die gleichen Rechte‘ auszurichten, war dies auch ein überzeugendes Statement für die Bedeutung unserer Arbeit für die Geschlechtergleichstellung“, stellte Julia Brümmer fest, die beim LWB für die globale Koordinierung von „Waking the Giant“ zuständig ist.
Während ihrer Rede auf einer Sitzung zum Thema Geschlechtergleichstellung erinnerte Janette Ebba Davidson von der nationalen Wahlkommission Liberias an die Geschichte des Landes und seines Kampfes für gleiche Rechte für Frauen und Männer. „Die Welt hat noch nie so deutlich wie heute erkannt, wie wichtig Frieden ist. Es kann aber keinen Frieden ohne Gerechtigkeit geben, und die Rechte von Frauen sind untrennbar mit dem Konzept von Gerechtigkeit verbunden.“
Roseline Toweh, Generalsekretärin des Christlichen Vereins junger Frauen in Liberia, wies auf die Funktion der Kirche als Ausgangspunkt hin. „Wenn wir Frauen in Führungspositionen sehen wollen, müssen wir dafür sorgen, dass Frauen als Seelsorgerinnen und Bischöfinnen tätig sind. Manche Kirchen erlauben die Ordination von Frauen nicht, aber auch wenn Kirchen dies zulassen, sind Frauen benachteiligt, weil viele Mädchen nicht zur Schule gegangen sind.“
„Bildung ist die wichtigste Voraussetzung dafür, dass Frauen sich die Räume erobern, in denen Entscheidungen getroffen werden. Das ist der sicherste Weg, unsere Gesellschaften zum Positiven zu verändern“, sagte Davidson.
Dhogba Mabande, Programmreferent bei UN Frauen, bestätigte, dass die Geschlechtergleichstellung „nicht nur ein Teil der Menschenrechte“ sei, sondern ebenfalls „eine fundamentale Voraussetzung für friedliche und prosperierende Gesellschaften.“