Lutherische und römisch-katholische Christinnen und Christen erzählen gemeinsam Geschichte der Reformation

15. Mai 2013
Mitglieder der Lutherisch/römisch-katholischen Kommission für die Einheit bei ihrer Tagung in Helsinki (Finnland) im Juli 2011.© ELKF/Aarne Ormio

Mitglieder der Lutherisch/römisch-katholischen Kommission für die Einheit bei ihrer Tagung in Helsinki (Finnland) im Juli 2011.© ELKF/Aarne Ormio

Dialogkommission veröffentlicht „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“

Erstmals haben lutherische und römisch-katholische Christinnen und Christen auf globaler Ebene zusammen daran gearbeitet, die Geschichte der Reformation gemeinsam zu erzählen und so einen Beitrag zur Vertiefung der christlichen Einheit zu leisten.

Die Publikation „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ der lutherisch/römisch-katholischen Kommission für die Einheit wird in diesem Monat erscheinen. Die Kommission wurde vom Lutherischen Weltbund (LWB) und dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen beauftragt, den ökumenischen Dialog zwischen den beiden christlichen Weltgemeinschaften auf globaler Ebene zu fördern.

Die stellvertretende LWB-Generalsekretärin für Ökumenische Angelegenheiten, Pfarrerin Dr. Kaisamari Hintikka, erklärte, die Publikation „Vom Konflikt zur Gemeinschaft. Gemeinsames lutherisch-katholisches Reformationsgedenken im Jahr 2017“ trage dazu bei, das Engagement für die sichtbare Einheit der Kirche zu stärken. Sie wird dem LWB-Rat während seiner Tagung im Juni dieses Jahres vorgelegt werden.

„Über Jahrhunderte hinweg haben Misstrauen und Vorurteile die Beziehung zwischen lutherischen und katholischen Christinnen und Christen geprägt. Wir sehen diese [Publikation] nun als eine grosse Chance, gemeinsam über diese historische Last zu sprechen, und mehr Möglichkeiten dafür zu schaffen, gemeinsam Zeugnis abzulegen – nicht nur als einzelne Christinnen und Christen, sondern auch als christliche Kirchen“, so Hintikka.

Durch die ganze Publikation ziehen sich die Themen des 500jährigen Reformationsjubiläums und des 50. Jahrestags des Beginns des lutherisch/römisch-katholischen Dialogs im Jahr 2017. Die Publikation stützt sich auf wichtige ökumenische Meilensteine, insbesondere auf die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre (GE).

Hintikka betonte, das gemeinsame Verfassen des Dokuments „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ sei möglich geworden durch den Prozess hin zu einem tieferen gegenseitigen Verständnis zwischen LutheranerInnen und KatholikInnen, aus dem die GE hervorgegangen sei.

VertreterInnen des LWB und des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen unterzeichneten die GE am 31. Oktober 1999 in Augsburg und erklärten damit offiziell, die gegenseitigen Verurteilungen aus der Zeit der Reformation im 16. Jahrhundert entsprächen nicht ihrer heutigen Lehre. Auch andere ökumenische Partner haben sich der historischen Vereinbarung angeschlossen. So bekräftigte die methodistische Kirche die GE im Jahr 2006. 2011 erschien die Studie „Biblische Grundlagen zur Rechtfertigungslehre“.

„Durch ‚Vom Konflikt zur Gemeinschaft‘ bekennen Lutheranerinnen und Lutheraner und Katholikinnen und Katholiken, für den Bruch der kirchlichen Einheit verantwortlich zu sein. Gleichzeitig sieht das Dokument das Reformationsjubiläum als Möglichkeit, das Engagement für die Heilung der Erinnerungen und die Wiederherstellung der Einheit der Christen zu erneuern“, erklärte Hintikka.

Auch wenn es eine schwierige Aufgabe sei, biete das 500jährige Reformationsjubiläum unter anderem die Gelegenheit, unser Verständnis dahingehend zu erweitern, dass auch andere Kirchen als die Kirchen der Reformation am Erbe der Reformation teilhaben, betonte sie.

„Die Erkenntnisse der Reformation waren so bedeutend, dass sie nicht nur das spirituelle und theologische Verständnis deutlich veränderten, sondern auch die vorherrschende Wahrnehmung von Gesellschaftsstrukturen sowie das Selbstverständnis des Menschen anfachten“, erläuterte Hintikka.

Im LWB werde das Reformationsjubiläum auch zum Anlass genommen, zum Austausch über die lutherische Identität, Spiritualität und Theologie einzuladen, fügte sie hinzu.

Das Dokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ beschäftigt sich unter anderem mit dem Reformationsjubiläum im ökumenischen und globalen Kontext, mit grundlegenden Elementen der Theologie Martin Luthers im Hinblick auf die lutherisch-katholischen Dialoge sowie mit fünf ökumenischen Imperativen mit Blick auf die Beziehung zwischen KatholikenInnen und LutheranerInnen beim gemeinsamen Reformationsgedenken 2017.

Die Publikation biete den LWB-Mitgliedskirchen die Möglichkeit, „nicht nur etwas über ihre eigenen historischen und theologischen Wurzeln zu erfahren, sondern auch über unsere Beziehungen zur katholischen Kirche – über die Gründe, weshalb sich diese einerseits so schwierig gestalten, es andererseits für uns aber so wichtig ist, über sie nachzudenken“, schloss Hintikka.

Die englische Fassung des Textes („From Conflict to Communion“) wird während der Tagung des LWB-Rates in Genf auf einer gemeinsamen Pressekonferenz des LWB und des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen am 17. Juni präsentiert. Die deutsche Übersetzung wird als Printpublikation bei der Evangelischen Verlagsanstalt zu beziehen sein.

LWF Communication