Lutheraner und Katholik für ihre Verdienste um die Ökumene ausgezeichnet

12 Aug. 2020
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Zum Zeichen des Friedens geben sich der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der bayrische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (l.) und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, den Friedensgruß. Der Versöhnungsgottesdienst in Hildesheim war Teil der Feierlichkeiten zum 500. Reformationsjubiläum 2017. Foto: epd/Jens Schulze

Zum Zeichen des Friedens geben sich der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der bayrische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (l.) und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, den Friedensgruß. Der Versöhnungsgottesdienst in Hildesheim war Teil der Feierlichkeiten zum 500. Reformationsjubiläum 2017. Foto: epd/Jens Schulze

Deutschland: Augsburger Friedenspreis an Landesbischof Bedford-Strohm und Kardinal Marx

AUGSBURG, Deutschland/GENF (LWI) – Ein starkes Zeichen für die christliche Ökumene: Weil sie statt der Unterschiede die Gemeinsamkeiten in Kirche und Gesellschaft betonten und sie der „unbedingte Wille zu einem friedvollen Miteinander“ verbinde wurden der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Heinrich Bedford-Strohm, und der Münchner Kardinal Reinhard Marx mit dem Augsburger Friedenspreis ausgezeichnet.

Auch stellvertretend für viele katholische und evangelische Christen hätten die Bischöfe einander zugewandt die Hand ausgestreckt, sagte die Augsburger Oberbürgermeisterin Eva Weber am 8. August bei der Bekanntgabe der Preisträger im Rahmen des diesjährigen Augsburger Friedensfestes.

„Spätestens beim gemeinsam begangenen 500. Reformationsjubiläum 2017 haben Erzbischof Reinhard Kardinal Marx und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ein historisches Zeichen für alle Christinnen und Christen auf dieser Welt gesetzt“, sagte Weber, „und uns ein beeindruckendes Zeugnis davon gegeben, dass ein wahres Miteinander im Glauben trotz unterschiedlicher konfessioneller Zugehörigkeit möglich ist.“

Am 11. März 2017 hatten der damalige Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, und der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ein Buß- und Versöhnungsgottesdienst in Hildesheim (Deutschland) gemeinsam geleitet. Anlässlich des 500. Jahrestages der Reformation die leidvollen Auswirkungen der beiden getrennt lebenden Kirchen bedacht, und Gott um Vergebung gebeten für das Versagen beider Seiten. Ebenso werden aber auch Dank und Freude zum Ausdruck gebracht für das, was beide Kirchen aneinander haben und was sie aneinander schätzen.

Die Liturgie dieses Gottesdienstes mit dem Titel „Erinnerung heilen - Jesus Christus bezeugen“ baut auf dem 2016 in Lund (Schweden) abgehaltenen Gemeinsamen Katholisch-Lutherischen Reformationsgedenken auf, bei dem Papst Franziskus gemeinsam mit führenden Vertretern des Lutherischen Weltbundes (LWB), dem Präsidenten Bischof Munib Younan und dem Generalsekretär Martin Junge, das 500. Reformationsjubiläum beging.

Preis als Ökumene-Schub

Die Bedeutung von Bedford-Strohm und Marx für die Ökumene unterstrich der Augsburger evangelische Regionalbischof Axel Piper als Vorsitzender der Jury. Die beiden Theologen „denken und sprechen im gleichen Geist“, sagte er. Sie hätten sich mit ihrer gemeinsamen „Leidenschaft für Gott und die Welt“ vorbildhaft für eine friedliche Entwicklung der Ökumene eingesetzt.

„Das Christentum in Deutschland und in Europa wird nur eine Zukunft haben, wenn wir ganz stark ökumenisch zusammenarbeiten und zusammenbleiben. Das ist wichtig und da sehe ich den Preis als Ermutigung“, so Kardinal Marx in seiner Reaktion auf die Auszeichnung. Landesbischof Bedford-Strohm hofft, „dass wir auch im Hinblick auf ein gemeinsames Abendmahl weiterkommen. Ich sehe diesen Preis als öffentliches Zeichen dafür, dass man das von uns erwartet und als starke Ermutigung dafür, den Weg der Ökumene weiterzugehen. Deswegen freut es mich auch, dass ich diesen Preis gemeinsam mit Kardinal Marx bekomme.“

Bedford-Strohm wurde 2011 zum Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, einer von 148 Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB), gewählt. Seit 2014 ist Heinrich Bedford-Strohm Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland. Er ist unter anderem Mitglied der Ökumenekommission der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und der Deutschen Bischofskonferenz.

Marx würde 2007 zum Erzbischof von München und Freising ernannt. 2010 folgte die Aufnahme ins Kardinalskollegium der Römisch-Katholischen Kirche. Seit 2013 ist er Mitglied der achtköpfigen Kardinalsgruppe zur Beratung von Papst Franziskus bei der Leitung der Weltkirche. Sein Amt als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz übte der Erzbischof von 2014 bis 2020 aus.

Preis Augsburger Hohes Friedensfest

Seit 1985 vergibt die Stadt Augsburg alle drei Jahre den Preis Augsburger Hohes Friedensfest – gemeinsam mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Der Preis zeichnet Persönlichkeiten aus, die sich um ein tolerantes und friedvolles Miteinander der Kulturen und Religionen verdient gemacht haben. Den letzten Preis erhielt 2017 der LWB-Generalsekretär Martin Junge als „geduldiger Brückenbauer zwischen den Kontinenten, der aufgrund seiner theologischen Prägung und seiner Herkunft Europa als ‚globalen Norden‘ und Südamerika als ‚globalen Süden‘ miteinander verbindet.“

Der Preisträger wird immer am 8. August, dem Tag des Hohen Friedensfestes, verkündet. Die Auszeichnung ist mit 12.500 Euro dotiert und wird am 10. Oktober verliehen. Das Augsburger Hohe Friedensfest wird in der Stadt seit 1650 gefeiert. Sein Ursprung geht auf den Westfälischen Frieden von 1648 zurück, der eine lange Epoche kriegerischer und religiöser Auseinandersetzungen in Europa beendete.

 

LWF/OCS