Klimagerechtigkeit und Inklusion: Prioritäten von jungen Menschen

22. Mär. 2023

Jugenddelegierte, die auf der ersten Tagung zur Vorbereitung auf die Vollversammlung zusammenkamen, appellieren an die Kirchenleitenden, auch junge Menschen in Gesprächen über Theologie und Liturgie, Klimaschutz und die Förderung integrativerer Gemeinden Gehör zu schenken.

Europäische Jugenddelegierte

Europäische Jugenddelegierte mit LWB-Jugendreferentin Susanna Sullivan und der theologischen Forschungsassistentin Rivka Schunk (2. und 3. v.l.). Foto: LWB/A. Hillert

Vollversammlung: Europäische Jugenddelegierte formulieren ihre Anliegen

(LWI) – Mehr Achtsamkeit für das Klima und bedeutendere Zusammenarbeit mit Jugendlichen in den Kirchen. Das sind die beiden Hauptanliegen, die junge Menschen aus Europa hervorheben, während sie sich auf die Dreizehnte Vollversammlung des Lutherischen Weltbunds (LWB) im September in Polen vorbereiten. 

Jugenddelegierte aus den Regionen Mittel- und Westeuropa, Mittel- und Osteuropa und Nordische Länder trafen sich im Mansfield College, Oxford, zu einer Tagung zur Vorbereitung auf die Vollversammlung. Sie äußerten ihre Hoffnung, dass die Kirchen, die in Krakau über die Zukunft der weltweiten Gemeinschaft beratschlagen werden, auf der nächsten Vollversammlung der Inklusion, der Barrierefreiheit und der gemeinsamen Entscheidungsfindung einen hohen Stellenwert einräumen.

Vor fast 40 Jahren legte die Siebte Vollversammlung in Budapest fest, dass Frauen mit einer Quote von 40 Prozent und junge Menschen mit einer Quote von 20 Prozent in allen Gremien und Konferenzen vertreten sein sollen. Jedoch, so stellten die jungen Menschen fest, finden ihre Stimmen in vielen Ländern noch immer kein Gehör in Gesprächen über Theologie, Liturgie, Politikgestaltung oder die Förderung integrativerer Gemeinden. Doch in einem zunehmend säkularisierten Kontext könnten ihnen zufolge ihre Stimmen wichtig sein, um neue und kreative Wege zu finden, Menschen in die Kirche einzubinden.

Tim Götz von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (Mitte) mit Elies Tataruch und Sara Śimková. Foto: LWB/A. Hillert

Tim Götz von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (Mitte) mit Elies Tataruch und Sara Śimková. Foto: LWB/A. Hillert

 

Der unvermittelte Wechsel zu Online-Gottesdiensten, Bibelarbeit über das Internet und anderen Formen der digitalen Kommunikation während der Pandemie führte dazu, dass viele Kirchenleitenden sich an die jüngeren Mitglieder ihrer Kirchengemeinden wandten und um praktische Hilfe baten. Doch diese jungen Menschen möchten, dass ihre theologischen Überlegungen und spirituellen Erkenntnisse genauso ernst genommen werden wie ihre technischen Kenntnisse. 

Tim Götz von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern ist Mitglied im Lenkungsausschuss des Globalen Netzwerks junger Reformatorinnen und Reformatoren (GYRN) und trug zusammen mit der LWB-Jugendreferentin Savanna Sullivan und der theologischen Forschungsassistentin Rivka Schunk dazu bei, das Treffen in Oxford zu ermöglichen. Götz sagte, Mitglieder des GYRN seien dabei, eine Multimediaplattform zu entwickeln, welche die Impulse der Jugendlichen über die Bedeutung von Theologie und Spiritualität für ihre gelebten Erfahrungen abbilden soll.

„Wir können unsere Beziehungen mit Gott und unseren Nächsten in Form von Gedichten, Bildern, Podcasts oder über andere kreative Mittel zum Ausdruck bringen“, erklärte er. „Wir halten es für wichtig, die Sprache und die Liturgie der Kirche zu modernisieren, um sie für Menschen aller Altersgruppen, Geschlechtszugehörigkeiten und aus allen Verhältnissen zugänglich zu machen“, fuhr er fort. „Doch wir möchten auch, dass unseren Stimmen mehr Bedeutung beigemessen wird, vor allem auch in den Gesprächen über die Arbeit, die Mission und die zukünftige Richtung unserer Kirchen.“ 

Ökotheologie und Klimaschutz

An nächster Stelle stehen für die jungen Frauen und Männer die zunehmende Dringlichkeit der Klimakrise und die Notwendigkeit, dass die Kirchen im globalen Norden als „Rollenvorbilder“ beim Schutz des Planeten und seiner Ressourcen für künftige Generationen fungieren. Die Jugenddelegierten forderten „verantwortungsbewusstere Entscheidungen in Sachen Reisen bzw. Unterbringung bei Tagungen und die Notwendigkeit einer einfacheren, weniger konsumorientierten Lebensweise.“

Sie betonten, dass der Einsatz für Klimagerechtigkeit direkt der „biblischen Aufforderung, gute Verwalter von Gottes Schöpfung zu sein“ entstammte, und wiesen auf die vielen Materialien hin, die der LWB rund um Ökotheologie und die Bewahrung der Schöpfung erarbeitet hat. Sie unterstrichen die Bedeutung der Jugenddelegationen bei den jährlichen UN-Klimakonferenzen und wünschten sich im Zuge dessen von den Kirchenleitenden, dass die Vorstellungen der jungen Menschen in die örtliche Klimagerechtigkeitsarbeit integriert werden.

In engem Zusammenhang mit der wachsenden Angst um die Zukunft des Planeten steht das gesamte Spektrum an psychischen Erkrankungen, die im Zuge der Pandemie vor allem bei jungen Menschen verstärkt aufgetreten sind. In einer Welt, in der Gewalt, Konflikte, Polarisierung und politische Unsicherheit oftmals die Schlagzeilen dominieren, sagten die Jugenddelegierten zum Abschluss, könne ihr Glaubenszeugnis für ihre Altersgenossen auf der Suche nach Hoffnung und einer Bedeutung im Leben einen Rettungsanker darstellen.

Die Dreizehnte Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes findet vom 13.–19.September 2023 in Krakau, Polen statt. Das Thema der Vollversammlung lautet „Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung.“ Gastgeberin ist die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen.

LWB/P. Hitchen. Deutsche Übersetzung: Tonello-Netzwerk, Redaktion: LWB/A. Weyermüller