Kamerun: Eine Friedensbotschafterin zu Hause und in anderen Ländern

31 März 2023

Clémence Madara von der Lutherischen Brüderkirche Kameruns wurde durch ihre Eltern inspiriert, für hilfsbedürftige Menschen zu sorgen, und wurde so zu einer Friedensbotschafterin des LWB und später zu einer der ersten Absolventinnen des LWB-Studienprogramms Theologie, Gendergerechtigkeit und Führungsentwicklung

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Clémence Madara, Friedensbotschafterin und Absolventin des Studiengangs Gendergerechtigkeit und Führungsentwicklung des LWB

Clémence Madara, Friedensbotschafterin und Absolventin des Studiengangs Gendergerechtigkeit und Führungsentwicklung des LWB. Foto: Clémence Madara

Interview mit Clémence Madara, Friedensbotschafterin und Absolventin des Studiengangs Gendergerechtigkeit und Führungsentwicklung 

(LWI) – Als älteste von 11 Kindern hat die Friedensbotschafterin des Lutherischen Weltbundes (LWB), Clémence Madara, gelernt, wie wichtig es ist, die schutzbedürftigsten Menschen in ihrem Dorf zu unterstützen. Ihr Vorbild waren die inspirierenden Predigten ihres Vaters, der die Hilfe für Menschen in Not als oberstes Gebot ansah.

Madara erzählt, dass die Erziehung durch ihren Vater, einem Pastor der Lutherischen Brüderkirche Kameruns, sie schließlich dazu bewegt habe, das Friedensbotschafter-Programm und den Studiengang Theologie, Geschlechtergerechtigkeit und Führungsentwicklung zu absolvieren.

In diesem Interview spricht Madara über die Arbeit in ihrer Gemeinschaft, nachdem sie während des LWB-Ausbildungsprogramms für Friedensbotschafterinnen und -botschafter selbst die Kraft des Friedens erfahren hat. Das Programm vermittelt jungen Erwachsenen die Fähigkeiten, unterschiedliche Arten von Konflikten zu analysieren und ein tieferes Verständnis für Friedensprozesse zu entwickeln.

Madara hat an dem Vierten Internationalen Seminar für Friedensbotschafterinnen und -botschafter 2022 teilgenommen, das von der Lutherischen Kirche Ruandas ausgerichtet wurde.

Sie berichtet ebenfalls über ihr Projekt Führungsentwicklung, das sie im Rahmen des Programms Theologie, Gendergerechtigkeit und Führungsentwicklung durchgeführt hat und das durch den Hélène Ralivao-Fonds ermöglicht wurde. Der Fonds wurde von der Madagassischen Lutherischen Kirche zu Ehren einer der ersten Theologinnen und Kämpferinnen für Frauenrechte eingerichtet, die 2020 ermordet wurde,.

Wie haben Sie als Kind Religion und Glauben erlebt? 

Ich bin in einer christlichen Familie in Dama in der Gemeinde Kai-Kai im Norden Kameruns aufgewachsen. Die Bibel wurde uns kleinen Kindern schon in der Sonntagsschule nähergebracht. Mein Vater ist Pastor der Lutherischen Brüderkirche Kameruns. Wir wurden gelehrt, wie man betet, wie man die Bibel liest und Bibelstellen zitiert, wie man das Morgen- und das Abendgebet spricht, und wie man einander zu Hause predigt. Mein Vater und meine Mutter haben uns immer beigebracht, unseren Nächsten zu vergeben, ihnen und den Erwachsenen zu gehorchen und uns nicht gegenseitig zu bekämpfen. Daher kommt es, dass ich meine Kindheit mit Menschen verbracht habe, die mich in spirituellen Fragen immer an die Hand genommen haben. 

Ich bin das älteste von 11 Kindern. Wir sind eine so große Familie, weil bei drei Geburten Zwillinge zur Welt gekommen sind. Obwohl meine Eltern so viele Kinder haben, sind sie noch junge Eltern. Leider sind zwei meiner Geschwister früh gestorben. 

Was ist Ihre berufliche Tätigkeit und Ihre Aufgabe?

Im Moment arbeite ich für eine zivilgesellschaftliche Organisation. Meine weitere berufliche Laufbahn sehe ich in einer humanitären Organisation. Nach meinem Abschluss in Wirtschaft und Management, den ich 2019 gemacht habe, konnte ich leider kein weiterführendes Studium beginnen, da mir die finanziellen Mittel fehlten. Deshalb habe ich als Volontärin bei Verbänden und Organisationen der Zivilgesellschaft gearbeitet, zum Beispiel bei den Vereinten Nationen. Ich hatte immer Mitgefühl für schutzbedürftige und notleidende Bevölkerungsgruppen, zum Beispiel Vertriebene und Kriegsgeflüchtete. Ihre Geschichten berühren mich emotional immer sehr.

Als es in meinem Dorf eine Hungersnot gab, habe ich erlebt, wie mein Vater geholfen hat, Hirse und Bekleidung zu verteilen, aber es hat nie gereicht. Er hat uns gelehrt, dass wir einem alten, schwachen Menschen helfen müssen. Mein Vater war die größte Inspiration für meine Entscheidung, humanitäre Arbeit leisten zu wollen.

Meine Rolle als Begleiterin wirtschaftlicher Erholungsprozesse besteht darin, Möglichkeiten für Menschen zu entwickeln, damit sie ihr eigenes Einkommen haben und damit eine Existenz aufbauen können. Als Einsatzkraft vor Ort erhebe ich Daten, die letztlich dazu genutzt werden können, schutzbedürftigen Gruppen zu helfen, seien es Binnenvertriebene oder Geflüchtete. Zu diesen Hilfen zählen der Bau von Notunterkünften sowie die Verteilung von Schlafsets und Kochutensilien. 

Das Friedensbotschafter-Programm sieht vor, dass die Teilnehmenden ein Projekt in ihrem eigenen Kontext entwickeln. Mein Projekt bietet psychosoziale und moralische Unterstützung für Opfer des innergemeinschaftlichen Konflikts zwischen Viehzüchtern und Bauern im Norden Kameruns im August des letzten Jahres. Meine Aufgabe als psychosoziale Betreuerin besteht darin, den Überlebenden geschlechtsspezifischer Gewalt in Geflüchteten- und Vertriebenenlagern und in verschiedenen anderen Gemeinschaften psychosoziale und moralische Hilfe anzubieten. 

Was bedeutet es für Sie, Absolventin des Programms Theologie, Gendergerechtigkeit und Führungsentwicklung zu sein?

Für mich ist das ein wichtiger Schritt in meiner beruflichen Laufbahn und meiner Arbeit. Ich bin überaus engagiert, wenn es um die Übernahme von Führungspositionen durch Frauen und um ein harmonisches Leben in einer Gemeinschaft von Menschen christlichen oder muslimischen Glaubens oder anderer Konfessionen geht. Allgemein sind für Frauen in diesen Kontexten nur zweitrangige Aufgaben vorgesehen. Ich träume von einem Systemwechsel, von einem neuen System, das es Frauen ermöglichen würde, ihr Führungspotenzial vollständig zu entfalten und sich für Frieden und gesellschaftlichen Zusammenhalt einzusetzen. Ich glaube nämlich, dass Gott die Frauen berufen hat, Großes zu vollbringen, wie zum Beispiel Königin Esther aus dem Alten Testament oder auch Frau Hélène Ralivao. 

Erzählen Sie uns von einem denkwürdigen Moment, den Sie als Friedensbotschafterin Ruanda erlebt haben.

Der Besuch des Genocide Memorials, der Gedenkstätte an den Völkermord in Ruanda, hat mich nachhaltig beeindruckt. Die Gedenkstätte hat mich bedrückt, denn sie zeigt, wie sehr diese Menschen gelitten haben. Ich versuchte, diese Situation auf einen innergemeinschaftlichen Konflikt in meinem Land zu beziehen, bei dem Menschen mit Macheten ermordet oder mit Benzin übergossen und angezündet wurden. Es war unglaublich schmerzhaft für mich, und dieser Schmerz hat mir die Tränen in die Augen getrieben. Als Friedensbotschafterin lautet die Botschaft, die ich gelernt habe, dass Frieden unverzichtbar ist; ich habe erkannt, dass Frieden die Saat für alle gläubigen Menschen ist, die aufgerufen sind, diese Saat überall auszulegen. 

Eine abschließende Frage: Würden Sie andere junge Menschen ermutigen, an dem LWB-Programm für Friedensbotschafterinnen und -botschafter oder dem Programm für Geschlechtergerechtigkeit teilzunehmen?

Ich würde junge Menschen ermutigen, die auf ihrer humanitären und theologischen Ausbildung aufbauen wollen, diese Programme in Betracht zu ziehen. Diese beiden Programme geben uns das Rüstzeug, besser zu verstehen, wie wichtig der Frieden ist, damit das Reich Gottes komme, ob in unserer Gemeinschaft, am Arbeitsplatz, in unseren Familien, in unseren Kirchen oder überall auf der weiten Welt.

LWB/A. Gray. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken, Redaktion: LWB/A. Weyermüller