Hydroponischer Pflanzenanbau, um Geflüchtete und Gastgemeinschaften mit Obst und Gemüse zu versorgen
AL-RAMTHA, Jordanien/GENF (LWI) – Ernährungssicherheit für Geflüchtete aus Syrien und Gastgemeinschaften erhöhen und gleichzeitig Klimagerechtigkeit im Nah-Ost-Land fördern: Das sind die beiden Ziele des innovativen hydroponischen Pflanzenanbaus, den der Lutherische Weltbund (LWB) in der Stadt Al-Ramtha in Jordanien eingerichtet hat. Sie liegt im Gouvernement Irbid im Nordwesten Jordaniens an der Grenze zu Syrien.
Hydroponischer Pflanzenanbau ist eine Art Hydrokultur, bei der Getreide oder andere Pflanzen ohne Erde in mit mineralischen Nährstoffen angereichertem Wasser angebaut werden. Die Einführung zur Nutzung durch die Gemeinschaft in Al-Ramtha ist Teil eines Projektes zur Schaffung von Lebensgrundlagen, das von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika finanziert wird. Es ermöglicht den Menschen, nahrhaftes Gemüse und Obst in einem Teil des Landes anzubauen, in dem über 20 Prozent der geflüchteten Syrerinnen und Syrer in Jordanien leben.
Seit Beginn des Projektes in 2018 war Gartenbau ein wesentlicher Bestandteil, umfasste aber in den vergangenen Jahren nur die theoretische und praktische Ausbildung in den herkömmlichen Gartenbautechniken. Trotz der erfolgreichen Ausbildung standen die Geflüchteten sowie die Jordanierinnen und Jordanier Problemen gegenüber, beispielsweise dem Verbot durch Landbesitzer, angrenzendes Land zu bebauen. Außerdem bieten die von der Regierung bereitgestellten Unterkünfte nur einen minimalen Lebensraum und keinerlei Garten, um die Kenntnisse in die Praxis umzusetzen.
Die LWB-Landesvertreterin in Jordanien, Ameera Khamees, fasst die Geschichte zusammen: „Um diesen Menschen die Zugänglichkeit zu dem Projekt zu gewährleisten, entschieden wir uns, dieses neuartige hydroponisches System zur Nutzung durch die Gemeinschaft in Al-Ramtha einzuführen Dieser innovative Ansatz generiert eine nachhaltige Quelle für Gemüse zu reduzierten Produktionskosten. Darüber hinaus fördert er den Austausch von Kenntnissen und Fähigkeiten, wodurch das Verhältnis zwischen Geflüchteten und Gastgemeinschaften in dieser Gegend verbessert wird.“
Neben den direkten Vorteilen für die Menschen vor Ort entspricht das Projekt den strategischen Leitlinien des LWB für Jordanien, Klimagerechtigkeit in einem der wasserärmsten Länder der Welt zu erzielen. Wassersparmaßnahmen sind wesentlich und viele sehen in der Hydroponik die Zukunft der Landwirtschaft. Bekanntlich verbraucht sie 90 Prozent weniger Wasser als die herkömmliche Landwirtschaft. Darüber hinaus wird das neue System mit Strom aus Photovoltaik-Modulen betrieben, wodurch der Verbrauch fossiler Brennstoffe reduziert wird.
Im Anschluss an die Errichtung des Gewächshauses erhielt die erste Gruppe aus 30 Teilnehmenden eine Ausbildung, die alle erforderlichen Kenntnisse umfasste, vom Systemaufbau bis zur Ernte von Obst und Gemüse. Islam Shdefat, Programmleiter für den LWB Jordanien, sagt: „Wir bilden Menschen in der Nutzung des Hydroponik-Systems als einer smarten Alternative zur herkömmlichen Landwirtschaft aus, um die vielfältigen Probleme der lokalen Gemeinschaften in Al-Ramtha zu überwinden und auch um den Klimawandel zu bekämpfen.“
Caroline Tveoy, Regionale Programmkoordinatorin des LWB für den Nahen und Mittleren Osten und Nordafrika, weist darauf hin, dass „wir in der gesamten Region die Auswirkungen des Klimawandels durch zunehmende Trockenheiten, starke Regenfälle und Überschwemmungen erleben. In unserem Zwischenbericht über die Landesstrategie in Jordanien im letzten Jahr haben wir die Notwendigkeit festgehalten, den Schwerpunkt auf das Einsparen von Wasser und auf nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken zu legen. Ich fühle mich ermutigt, wenn ich sehe, dass unser Team und die Gemeinschaften, in denen wir arbeiten, bereits Schritte in diese Richtung unternehmen, während sie gleichzeitig dazu beitragen, die Lebensgrundlage für aus Syrien geflüchtete sowie schutzbedürftige jordanische Menschen zu verbessern.“